Rosenkranz, Kette aus 6 größeren und 53 kleineren Perlen oder eine Reihe von Gebeten

Dass das Altwerden kein Zuckerschlecken, sondern größtenteils beschwerlich ist, stellte schon der Talmud fest, das bedeutendste Schriftwerk des Judentums: „Die Jugend ist ein Rosenkranz, das Alter ein Dornenkranz.“ Auf Mallorca führt der Weg zum Kloster Lluc durch den kleinen Ort Caimari am Fuße des Tramuntana-Gebirges, weshalb selbst ungebetenen Gästen nichts anderes übrig bleibt, als dort Buße zu tun: „In Caimari muss selbst der Teufel den Rosenkranz beten“ (A Caimari, fins es dimoni van fer passer es rosari). Die linguistische Herkunft jenes Wortes stammt aus dem mittellateinischen rosarium und beschrieb ursprünglich die Rosengirlande einer Marienstatue. Doch selbst jenes „Markenzeichen“ schützt seinen Träger nicht automatisch vor Fehltritten, sondern macht ebensolchen Missbrauch durch kirchliche Würdenträger um ein Vielfaches schlimmer: „Den Rosenkranz um den Hals und den Teufel im Herzen“ (Es rosari en es coll i es diable en es cor).

Zum Erhalt der partnerschaftlichen Liebe gehört unaufhörliche Aufmerksamkeit, wie der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane anschaulich feststellte: „Die Liebe lebt von liebenswürdigen Kleinigkeiten, und wer sich eines Frauensherzens dauernd versichern will, der muss immer neu darum werben, der muss die Reihe der Aufmerksamkeiten allstündlich wie einen Rosenkranz anbeten. Und ist er fertig damit, so muss er von Neuem anfangen.“ Fontane wusste schließlich, wovon er sprach, war er doch nahezu fünf Jahrzehnte mit seiner Gattin Emilie vermählt. Zur regelmäßigen Durchführung einer positiven Gewohnheit mahnt ein inseleigener Ratschlag, der zugleich eine unfehlbare Küchenuhr mitliefert: „Der Rosenkranz muss während der Zeit gebetet werden, in der das Essen gar wird“ (Es rosari s’ha de resar es temps de coure es sopar).