Menschliches Zusammenleben ist so bereichernd wie schwierig – vor allem wenn der Alltag einkehrt. Das ist aus Liebesbeziehungen bekannt, aber auch aus Erfahrungsberichten von Menschen, die andere Menschen bei sich aufnehmen, weil diese vor Leid und Krieg fliehen. Auch auf Mallorca, zwischen Palmen und pa amb oli, ist das nicht anders, jetzt, wo viele ukrainische Geflüchtete die erste Erleichterung darüber, auf der Insel in Sicherheit zu sein, verdaut haben. Jetzt, wo es daran geht, sich einzuleben, in einem Land mit anderen Traditionen und Sitten. Jetzt, wo klar wird, dass Mallorca wohl oder übel eine längere Angelegenheit wird statt ein kurzes Intermezzo. Selbst uns deutsche Auswanderer holt der Inselalltag früher oder später ein. Auch wir merken ab einem gewissen Punkt, dass Integration vor allem Eigeninitiative und Kraft bedarf. Dass das Zusammentreffen verschiedener Sprachen und Kulturen zwar inspirierend sein kann, aber auch mal zu Missverständnissen führt. Doch im Gegensatz zu den ukrainischen Geflüchteten haben wir keine Männer in unserer Heimat, die an der Front ihr Leben riskieren, hören wir keine Nachrichten von der Zerstörung unseres Herkunftslands, und vor allem: Wir sind und bleiben auf Mallorca, weil wir selbst es so gewählt haben. Wirklich nachempfinden, wie schwer es ist, sein Land, sein Haus, seine Freunde und Verwandte zu verlieren, können wir nicht. Dennoch sollten wir uns bewusst machen, was Geflüchtete – egal, woher sie kommen – durchmachen. Und helfen, so gut wir können. Auch wenn ihr Schicksal nicht mehr täglich Schlagzeilen macht.