In einem Punkt hat die Migrationsaktivistin María Ángeles Colsa mit Sicherheit recht: Beim Menschenhandel ist es genau wie bei jeglichem anderen illegalen Transfer. Ob Waffen oder Drogen – die dicken Fische, die ganz oben stehen und sich am Leid anderer eine goldene Nase verdienen, sind so schwer zu greifen wie ein nasses Stück Seife. Geschnappt werden meist nur die kleinen Gauner, die zwischengeschalteten Akteure, die auch nur so eben über die Runden kommen, mit dem, was ihnen vom großen Kuchen übrig bleibt. Wenn überhaupt.

Dass im täglichen Schlepper-Geschäft auf der Route Algerien–Balearen, auf der jährlich Hunderte von Menschen in Nussschalen versuchen, irregulär in Europa einzuwandern, meist nicht einmal diese kleinen Gauner mit an Bord seien sollen, wie Hilfsorganisationen versichern, erschwert den Kampf der Sicherheitskräfte enorm. Und den der Gerichte, die sich durch die meist dünne Beweislage kämpfen und schließlich entscheiden müssen, ob es sich bei den beschuldigten Männern um Täter oder Opfer handelt.

Einmal mehr kann man in vielen der undurchsichtigen Fälle nur hoffen, dass die Justiz mit bestem Wissen und Gewissen vorgeht, bevor sie ihre Urteile fällt. Natürlich: Die Intention der Sicherheitskräfte auf Mallorca, sich verstärkt auf die Suche nach den Schleppern zu begeben, ist eine gute Nachricht. Doch letztlich werden sich dennoch weiter Menschen in Lebensgefahr begeben, um das Mittelmeer in der Hoffnung auf ein besseres Leben zu überqueren. Da hilft keine „harte Hand“, sondern nur globalpolitisches Umdenken.