Meinung

Wer zu einer Hochzeit auf Mallorca geht, muss...

MZ-Kolumnist Jan Lammers betrachtet Redewendungen zum Thema Bräutigam

Bräutigam, Mann an seinem Hochzeitstag

Beim Vergleich hiesiger sowie auswärtiger Redewendungen bezüglich des Bräutigams fällt auf, dass die mallorquinischen Sprichwörter äußerst trocken ausfallen: „Wer zu einer Hochzeit geht, muss wie ein Bräutigam erscheinen“ (Aquel qui a una boda va, nuvi ha de semblar) – ein gepflegtes Aussehen geht eben über alles! Wie erfrischend hingegen wirkt das zynische Bonmot des US-amerikanischen Schriftstellers Mark Twain: „Ehemänner betrachten einen Bräutigam mit der Genugtuung von Zirkuslöwen, die einen Neuankömmling aus der freien Wildbahn mustern.

Etwas spritziger lautet der inseleigene Vergleich, laut dem das bekannte Weinfest Festa des Vermar „ohne Ziege wie eine Braut ohne Ohrringe ist“ (Vermar sense cabra, és com sa núvia sense arracada). Was allerdings nicht mithalten kann mit der Umschreibung des lebenslustigen italienischen Volkscharakters seitens des mehrfach Oscar-nominierten Schauspielers Marcello Mastroianni: „Das Einfangen eines Bräutigams ist in Italien ein Nationalsport, bei dem die ganze Familie mitwirkt.“

Wo der Bräutigam aufhört

Mit dem Eintreten in die Ehe folgt ein neues Kapitel im Leben der Betroffenen, was neben frohen Erwartungen so manchen mit Ängsten erfüllt, wie der ostdeutsche Bibliothekar Martin Gerhard Reisenberg mit einem gekonnten Augenzwinkern festgehalten hat: „Mancher Bräutigam weiß sehr wohl, weshalb er in Schwarz zur Trauung geht.“ Dieses bedeutsame Vor- und Nachher umschreibt das mallorquí ebenso trocken wie zutreffend: „Dort wo der Bräutigam aufhört, beginnt der Ehemann“ (Allà on acaba es nuvi comença es marit). Der österreichische Volksschriftsteller Peter Rosegger ist unterdessen der Autor der folgenden wohlmeinenden Empfehlung: „Der Bräutigam soll seine Braut und der Zimmermann sein Holz sieben Jahre kennen, bevor er anhebt.“