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Meinung | Insel(t)räume

Manege frei im Zirkus Real Estate

MZ-Kolumnistin Sophie Mono über den Immobilienmarkt auf Mallorca

Teures Pflaster: Immobilienmarkt auf Mallorca.

Teures Pflaster: Immobilienmarkt auf Mallorca. / Nele Bendgens

Ja, es ist bekannt: Der Immobilienmarkt auf Mallorca steht kopf. Die Kaufpreise haben schwindelerregende Höhen erreicht. Und wer durchschnittlich verdient, schaut in die Röhre, oder besser gesagt: immer wieder in die Online-Annoncen der Immobilien-Portale. In der Hoffnung, doch noch etwas zu finden.

Denn das ist ja gerade die Krux: Das Einzige, was auf Mallorca aktuell noch abgedrehter ist, als der Kaufmarkt, ist der Mietmarkt. Ein gesamtes Monatsgehalt als Miete für eine pisselige Wohnung - das ist krank! Aber normal. Es lo que hay”. Ich kann es nicht mehr hören!

Aber ich muss. Die Unsicherheit ist als Mieter immer im Hinterkopf. Was tun, wenn? Was tun, wenn wir plötzlich rausgeschmissen werden? Was tun, wenn plötzlich das Doppelte an Miete verlangt wird? Beides wäre zwar nicht unbedingt rechtens - aber durchaus nicht unrealistisch. Und für uns der Super-GAU.

Im Dschungel auf der Suche nach einer erschwinglichen Immobilie

Also doch kaufen. Willkommen im Zirkus der Immobilien-Agenten. Manege frei, für den Zauberer, der Häuser aus dem Hut zaubern kann – oder verschwinden lässt. In einem Moment hat er keine passenden Objekte im Repertoire. Hexhex. Plötzlich war da doch eins. Leider aber schon verkauft. An einen anderen Kunden. Nicht einmal als Online-Annonce ist es erschienen. Dort sind – wenn überhaupt – nur noch die Restbestände zu sehen, die selbst die verzweifeltesten Interessenten nicht haben wollen. Die Vollruine für knapp eine halbe Million Euro zum Beispiel. Der gammelige Einraum-ático für 400.000 Euro. Oder die besetzte Zweiraumwohnung. Bleibt die Frage: Wie schafft man es, im „Niedrig“-Preis-Segment selbst derjenige zu sein, der als Erster angerufen wird, wenn plötzlich ein “passendes Objekt” auftaucht? Keine Ahnung. Der Immobilien-Zauberer lässt sich nicht gerne in die Karten gucken.

Auch andere Spektakel sind häufig im Makler-Zirkus zu bewundern. Wenn die Immobilien-Agenten ganz offen zu Schwarzzahlungen raten. Oder anbieten, dabei zu unterstützen, das Haus nach dem Kauf zu vermieten – unter der Hand, um Steuerzahlungen zu vermeiden. „Das machen alle, die Mieter bringen uns das Geld in bar, wir kümmern uns um alles.“ Kein schlechter Scherz, sondern eine hervorragende Clownsnummer.

Ohne Risikobereitschaft ist man nicht mehr im Rennen

Wer ebenfalls glänzen will, im Zirkus Real Estate, der muss unerschrocken sein. Vom enttäuschten Traumtänzer zum wagemutigen Hochseiltänzer werden. Schnell reagieren, sich viel trauen, höher, noch höher. Ein zusätzlicher Privatkredit zur Hypothek vielleicht? Oder es mal beim Broker versuchen, der auf Biegen und Brechen herausschlagen kann, dass einem die viel zu hohe Hypothek doch irgendwo bewilligt wird – auch wenn man sich damit an den finanziellen Abgrund begibt?

Wer strauchelt, stürzt ab. Und wer gar nicht erst mitmacht, bleibt Zuschauer. Guckt zu, wie andere sich aufs Trapez wagen. Jene, die ohnehin schon glänzen, weil sie die Manege mit Sicherheiten betreten, die verhindern, dass sie fallen. Und für die der (Zweit-)Hauskauf auf Mallorca auch im Jahr 2025 noch ein Vergnügen sein kann. Die den Höhenrausch genießen, dank Netz und doppeltem Boden. Sie geben das Niveau vor – und machen den Immobilien-Zirkus zu dem, was er ist.

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