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Meinung | Der normale Wahnsinn

Straßenbau auf Mallorca – die tollkühnen Asphaltierer

Chaos mit Zukunft: Die Baustelle auf der MA-1 sorgt zwar für Stau, doch der neue Straßenbelag begeistert MZ-Kolumnist Ingo Wohlfeil

Der Tunnel Son Vic ist ein Nadelöhr auf der Schnellstraße zwischen Palma und Andratx.

Der Tunnel Son Vic ist ein Nadelöhr auf der Schnellstraße zwischen Palma und Andratx. / DM

Das war aber ein hübsches Chaos die letzten Wochen zwischen Port d’Andratx und Costa de la Calma. Seit dem 1. Oktober ist die Schnellstraße MA-1 Baustelle. Und jeden Tag ist irgendwo irgendein neuer Straßenabschnitt gesperrt. Eine Wundertüte mit viel Wartezeit. Doch, der Stau lohnt sich. Seit Jahren waren weite Teile der Straße kaputt, marode und schlag löchrig. Dennoch war bis vor kurzem auf der gesamten Strecke 90 km/h erlaubt. Wer sein Auto schnell zerstören wollte, nutzte das Höchstgeschwindigkeitsangebot. Ratsam war es allerdings nicht. Jetzt wird also saniert. Für 6,4 Millionen Euro, die vom Inselrat bewilligt wurden. Und der mallorquinische Straßenbauer asphaltiert, als würde die Zukunft seiner gesamten Familie davon abhängen, dass genau diese Straße jetzt sofort fertig wird. Innerhalb der ersten drei Wochen wurden 90 Prozent der Asphaltarbeiten erledigt. Da frohlockt der Pendler zwischen Andratx und Palma. 12 Kilometer feinster, frischer Straßenbelag. Der Motor schnurrt vor Freude. Und als Deutscher zieht man den Hut vor so einer professionellen Arbeitseinstellung. Ursprünglich sollen die Bauarbeiten noch bis Mai 2026 andauern. Mal gucken, was uns da noch an zusätzlichen Gimmicks der Straßensicherheit erwartet. Aber so ist es schon gut.

Andere Regierung, andere Bauprojekte

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an die umstrittene Busspur auf der Autobahn zwischen Flughafen und Palma. Eines der letzten Relikte der linken Regierung. Während auf der gesamten MA-19 und MA-20 die Bauarbeiten in diesem Frühsommer beendet wurden, sind auf diesem Busspur-Straßenabschnitt noch gelbe Linien zwischen den Fahrstreifen zu sehen, die auf eine imaginäre Baustelle hindeuten. Indes, gebaut wird schon lange nicht mehr.

Die spezielle Spur für Busse und Fahrgemeinschaften an der Flughafenautobahn ist wegen der Bauarbeiten derzeit deaktiviert.

Die spezielle Spur für Busse und Fahrgemeinschaften an der Flughafenautobahn ist wegen der Bauarbeiten derzeit deaktiviert. / Miguel Vicens

Es macht den Eindruck, als gäbe es keinen Grund mehr für Sanierungsarbeiten. Außer diesen: die neue Regierung hasst die Busspur. Aber aus rechtlichen Gründen ist es gar nicht so einfach, sie wieder wegzubekommen. Also wird in die Trickkiste gegriffen und der betroffene Abschnitt als Baustelle deklariert, um so die Busspur (für immer?) außer Kraft zu setzen. Genial. Auf diesem einstigen Nadelöhr, wo die MA-19 auf den Stadtring MA-20 führt, gab es diese Saison so gut wie keine Staus. Im Gegensatz zu den letzten Jahren, wo die Überfahrt stets den Adrenalinpegel steigen ließ.

Schöne Aussicht am Paseo Marítimo

Und noch ein letztes Lob. Wie schön, dass der Paseo Marítimo endlich zu befahren ist. Glücksgefühle, wenn die grüne Welle von Cala Major bis zum Hotel Bellver reicht. Die freie Fahrt gibt es allerdings nur, wenn man die erlaubten 30 Km/h ignoriert und sich an die Geschwindigkeit der Taxifahrer anpasst. Und sollte mal wieder Stau auf dem Stadtring sein, ist das eine tolle, frisch aufgehübschte Ausweichstrecke, die sich über die gesamte Länge des Hafens zieht. Dort hat sich ebenfalls einiges getan. Viel Grün, viel Fuß- und Fahrradweg, neue Läden. Viel gibt es zu sehen. So macht das Fahren Spaß. Neben den alltäglichen Staus rund um und in Palma gibt es viel Licht am Ende des Tunnels. Auch das sollte einmal gewürdigt werden.

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