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Meinung

Wie sich Juan Carlos tatsächlich mit seinem Volk versöhnen könnte

Spaniens Ex-König Juan Carlos veröffentlicht seine Memoiren – doch statt Einsicht zeigt er Selbstmitleid. Dabei muss man sich Respekt verdienen, meint MZ-Kolumnist Lutz Minkner

Der spanische Altkönig Juan Carlos bei einer Segelregatta in Sanxenxo im September 2024.

Der spanische Altkönig Juan Carlos bei einer Segelregatta in Sanxenxo im September 2024. / EFE/ Lavandeira Jr

Der spanische Ex-König Juan Carlos lebt seit fünf Jahren im arabischen Luxusexil. Viel Zeit, darüber nachzudenken, warum er in Spanien zur Persona non grata erklärt wurde. Nun hat er seine Memoiren geschrieben, und Spanien wartet auf Erklärungen, Einsicht, Reue oder gar eine Entschuldigung?

Soweit jetzt schon Auszüge aus den Memoiren bekannt sind, wird der Leser vergeblich danach suchen. Ja, er habe Fehler gemacht, viele Menschen enttäuscht, gesteht der Ex-König kleinlaut. Aber er habe sich doch auch um sein Land verdient gemacht, schreibt er in historischer Selbstverklärung. Rechtfertigten seine Fehler, dass sein Sohn König Felipe VI. sich von ihm abgewandt habe, seine Frau Alt-Königin Sofia ihn noch nicht einmal in Abu Dhabi besucht habe, was ihn sehr schmerze, dass die spanische Presse ihn zur Jagd freigegeben habe?

Respekt muss man sich verdienen

„Versöhnung“ titelt Juan Carlos seine Memoiren. Doch sind die Memoiren geeignet, einer „Versöhnung“ zu dienen? Ich habe Versöhnung immer als Prozess verstanden, in dem die Konfliktparteien aufeinander zugehen, sich entschuldigen, Demut zeigen, Wiedergutmachung leisten und so verlorenen Respekt wiederherstellen. Davon kann bei Juan Carlos leider keine Rede sein.

Im Gegenteil: Sein Buch ist an Wehleidigkeit, an Larmoyanz kaum zu überbieten: „Ich kann meine Emotionen nicht unterdrücken, wenn ich an bestimmte Mitglieder meiner Familie denke, denen ich egal geworden bin, und vor allem an Spanien, das ich so sehr vermisse“, weint der Ex-König. Keine Demut, keine Entschuldigung, nur „ich habe Fehler gemacht“ – das ist zu wenig, um Respekt bei seiner Familie und bei „seinem“ Volk zurückzuerlangen.

Eine Idee hätte ich: Juan Carlos soll ein Vermögen zweifelhafter Herkunft von 1,8 Milliarden Euro (zur Erinnerung: eine Milliarde sind 1.000 Millionen!) haben. Felipe VI. hat den Antritt des Erbes bereits abgelehnt. Wie wäre es, wenn Juan Carlos sich einen bescheideneren Lebensstil zulegte und einen großen Teil des Vermögens in eine gemeinnützige Stiftung einbrächte, um den Spaniern, die auf der Schattenseite des Lebens stehen (Kindern, Alten, Kranken) das Leben etwas lebenswerter zu machen. Das wäre wahrhaft „königlich“ und könnte ein erster Schritt sein, Respekt zurückzuerlangen.

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