Dass da etwas in Bewegung gekommen ist, sieht man auf den ersten Blick im Online-Vergleichsportal komparing.com: Plötzlich gibt es zwei Tankstellen im Gewerbegebiet Son Bugadelles, die mit Preisen von 1,199 und 1,198 Euro für einen Liter Super (Gasolina 95) fast zehn Cent unter dem Tarif der weiteren Anbieter in der Großgemeinde Calvià liegen. Die eine der beiden ist eine der neuen Lowcost-Tankstellen auf Mallorca. Und die andere eine seit Längerem bestehende konventionelle Tankstelle, die ihre Preise der Konkurrenz um die Ecke angepasst hat.

Drei Low-Cost-Betreiber auf der Insel haben inzwischen die gesetzlichen Hürden genommen. Die gasolinera in Calvià (Carrer Mar Mediterrània, 24) ging Anfang Juli an den Start, zwei weitere im Stadtgebiet Palma folgten Mitte Juli und Mitte August. Die neuen Betreiber auf Mallorca brechen damit in einen Markt ein, der unter dem Dauerverdacht des Oligopols und der Preisabsprachen steht und in der spanienweiten Preisstatistik beständig die Spitzenposition hält.

Die Geschäfte liefen gut, es werde aber mit harten Bandagen gekämpft, so Miguel Bauzá von Buga 2000, dem Anbieter in Son Bugadelles. „Drei Stunden nach Eröffnung passte mein Mitbewerber die Preise nach unten an." Bei der Gemeinde Calvià sei zudem eine Anzeige gegen ihn anhängig, obwohl er alle Auflagen erfülle.

Er verkaufe derzeit täglich rund 10.000 Liter und damit bis zu 4.000 mehr als erwartet. „Vor allem viele ausländische Residenten kommen zum Tanken", so Bauzá, „Deutsche, Briten, Belgier". Sie hätten den Vorteil, dass der moderne Tank­automat für acht Sprachen ausgerüstet sei. Es sei aber entgegen landläufiger Meinung über die neuen Low-Cost-Tankstellen jederzeit auch ein Angestellter vor Ort.

Das freilich schreibt der Gesetzgeber auch so vor: Im Mai beschloss die balearische Landesregierung - rechtzeitig vor dem Start der neuen Low-cost-Anbieter - eine neue Verordnung zum Verbraucherschutz, die innerhalb von drei Monaten umgesetzt werden musste. Neben umfassenden Sorgfalts- und Informationspflichten sieht die Verordnung in Artikel Nummer sieben vor, dass während der Öffnungszeiten mindestens ein Mitarbeiter anwesend sein muss.

Die Lobbyarbeit der Platz­hirsche bekomme man schon ­deutlich zu spüren, meint Juan Francés von Petroest, Betreiber der beiden weiteren Lowcost-Tankstellen auf Mallorca. Er spricht von einer Kampagne gegen die unerwünschte Konkurrenz. Zwei Jahre habe das Genehmigungsverfahren gedauert, bevor am 24. Juli die Tankstelle im Gewerbegebiet Son Fuster an der Inca-Autobahn (Carrer Gabriel Alzamora, 25) und am 14. August die Tankstelle im Gewerbegebiet Son Rossinyol (Carrer Gremi Cirugians i barbers, 11) an der Ausfallstraße nach Sóller öffnen durften.

Zumindest in Son Fuster gingen seitdem die Preise nach unten - die Konkurrenz senkte die Tarife nach Angaben von Francés um bis zu zehn Cent. Beim Preisvergleich in ganz Palma kann man sogar Anbieter finden, die die neuen Lowcost-Tankstellen noch knapp unterbieten. Dass die Tankstellenbetreiber dagegen bislang die Preise in bestimmten Regionen abgesprochen hätten, sei ein offenes Geheimnis, so Bauzá.

Ob das stimmt und nun letztendlich auf ganz Mallorca die Tarife in Bewegung kommen, dazu könnte Jesús Salas vom Branchenverband der konventionellen Tankstellen etwas sagen, er ist aber auf MZ-Anfrage nicht zu sprechen. Im Radiosender „Cadena Ser" wetterte er - neben der balearischen Sonderbenzinsteuer von 4,8 Cent - gegen die neuen „Low Service-Anbieter", die Qualität und Dienstleistung links liegen ließen, bereits großen Schaden angerichtet hätten und balearenweit 1.200 Jobs in Gefahr brächten. „Ich habe drei Arbeitsplätze geschaffen", hält Unternehmer Bauzá dagegen, der im Gegensatz zu den anderen neuen Anbietern nicht rund um die Uhr, sondern bislang nur von 7 bis 23 Uhr öffnet.

Rechtliche Grundlage für die Liberalisierung des Benzinverkaufs war ein spanienweites Gesetz. Die Tankstellenbetreiber können demnach frei mit den Lieferanten verhandeln, dürfen aber nur in Gewerbe­gebieten oder auf dem Grund von Einkaufszentren öffnen sowie nur zwei Sorten Kraftstoff anbieten. In der Regel sind das Gasolina 95 und Diesel (gasóleo). Es gibt auch keine Shops, Wasser für die Scheiben oder Luft für die Reifen.

Nach einer anfänglichen Blockade­haltung könne er den Kraftstoff inzwischen bei drei der sechs autorisierten Lieferanten auf Mallorca einkaufen, sagt Bauzá. Diese wiederum beziehen ihn vom Unternehmen CLH, das den Transport vom Festland auf die Insel und die Lagerung in Tanks in Coll d´en Rabassa übernimmt. Nach den bisherigen Erfahrungen mit der Nachfrage ist sich Bauzá sicher, dass in Kürze weitere Tankstellenbetreiber als Kunden hinzukommen.

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