Der Stichtag ist der 25. Juli. Ab dem kommenden Dienstag schaltet der Konzern Telefónica in Spanien die Sparvorwahlen für günstigeres Telefonieren ab. Die spanische Wett­bewerbskommission hatte vergangenes Jahr befunden, dass in Zeiten von Internettelefonie, Facebook und Whatsapp ohnehin kaum jemand mehr den klassischen Telefonanschluss nutze und deshalb die Sparvorwahlen ihre Existenzberechtigung verloren hätten.

Manch einer vermutet allerdings, dass die Lobbyarbeit von Telefónica die Entscheidungsfindung der Wettbewerbskommission zumindest erleichterte. Dem ehemaligen Monopolisten waren die kleinen Anbieter schon länger ein Dorn im Auge, da sie die Leitungen von Telefónica nutzen dürfen.

Die praktischen Auswirkungen sind aber auch wenige Tage vor dem Stichtag nicht wirklich klar. „Selbst wir als Anbieter werden im Dunkeln gelassen und haben keine genauen Informationen bekommen", beklagt Thorsten Bergmann, der eine Sparvorwahl betreibt, die viele Mallorca-Deutsche für den Kontakt in die Heimat nutzen. Sein Unternehmen, 107082 Telecom, sei zwar schon länger auf das Aus vorbereitet gewesen, doch was letztlich an diesem

25. Juli passieren werde, könne er nicht vorhersagen.

Besonders betroffen sind diejenigen Kunden, die in ihrem Telefon seine oder eine andere Sparvorwahl wie 1051 oder 1052 (ruf an+spar) automatisch vorgeschaltet haben (preselección oder pre­asignación), sprich alle Auslandsgespräche über diese Nummern laufen lassen. Die Sparvorwahl wird nun deaktiviert. Ob man ab dem 25. Juli aber automatisch die normalen Telefónica-Gebühren zahlt oder ob es eine Übergangsfrist gibt, ist unklar. Auch, ob technische Probleme bei der Abschaltung der Nummern auftreten könnten, kann derzeit niemand sagen. Ein Anruf bei Telefónica bringt jedenfalls keine Erkenntnisse: Der Berater erklärt, dass er momentan keine Informationen dazu vorliegen habe. Vertragskunden, die eine Sparvorwahl nutzen, seien in den vergangenen Wochen über die Änderungen informiert worden.

Kunden mit Sparvorwahlen, die bislang bei Telefónica oder anderen Anbietern unter Vertrag standen, drohen zumindest dann höhere Kosten, wenn sie kein anderes Tarifmodell wählen. Die Rede ist gar von vier- bis fünffachen Kosten, die die Entscheidung der Wettbewerbskommission für so manchen ausländischen Residenten bei Telefonaten in die Heimat bedeuten könnte. Besonders betroffen sind laut Bergmann wohl Senioren - mit die treuesten Nutzer der Sparvorwahlen. Eingeführt worden waren sie vor rund 20 Jahren, vor allem Nord- und Mitteleuropäern wussten sie zu schätzen.

Betroffene der neuen Regelung können nun überlegen, ob sich vielleicht ein gesamter Umzug von Festnetz und Internet lohnt, wie ihn „ruf an+spar" und 107082 Telecom anbieten. „Wir sind vorbereitet und bieten seit 2012 Festnetzleitungen an, seit 2014 in Zusammenarbeit mit Movistar", sagt Peter Cammarota, Geschäftsführer der Deutschen Telefongesellschaft, die „ruf an+spar" betreibt. Darunter sei auch eine Mobilfunk-Lösung mit Flatrate ins europäische Fest- und Mobilfunknetz - Roaming inklusive. Im Grunde begrüße man die neue Regelung sogar, „denn dadurch wird die Nische des Telefonmarkts für Residenten aufgeräumt."