Wie bewegen wir uns im Jahr 2030 fort? Wird es nur noch elektrisch angetriebene Autos geben? Fahren die meisten Autos autonom? Solche Fragen standen im Mittelpunkt einer Konferenz auf Mallorca in der vergangenen Woche. ECA2030 heißt die Initiative, eine Arbeitsgruppe aus europäischen Spezialisten rund um das Gebiet Mobilität. Die MZ sprach nach der Veranstaltung mit Peter Lucas von der Technischen Universität Dresden, Mitorganisator der Tagung im Kulturzentrum CCA in Andratx.

Was war das Ziel Ihres Treffens?

Wir müssen darüber nachdenken, wie sich die automobile Welt 2030 vor allem aus Sicht der Kunden darstellt. Und was das für die europäischen Firmen bedeutet im Hinblick auf die Konkurrenz, die wir vor allem in den USA, China und Japan haben. Deshalb haben wir bereits in einem frühen Stadium des Projekts auch politische Entscheidungsträger eingeladen, wie etwa ein Public Private Partnership, das EU-Fördergelder verwaltet und Strategiepläne ausarbeitet. Wir hatten die gesamte Bandbreite abgedeckt, vom Automobilhersteller bis hin zu den Chip- und Sensorikherstellern. Viele der rund 100 Experten kamen aus Deutschland oder Österreich.

Obwohl man deutschen Autobauern ja öfter nachsagt, sie verschliefen die Entwicklung ein wenig.

Das ist in meinen Augen nicht richtig. Die deutschen Autobauer machen ihre Sache sehr gut. Sie können nun mal nicht völlig zwangfrei produzieren und wie Tesla Millionenverluste schreiben. Alle deutschen Hersteller haben inzwischen eigene Abteilungen für automatisiertes Fahren gebildet.

Welche sind die zentralen Aspekte beim autonomen Fahren?

Zum einen die Steuerung, sozusagen die Hardware. Um wirklich ein völlig autonomes Fahren hinzubekommen, brauchen Sie das Zehnfache an Steuerungssystemen wie in einem heute herkömmlichen Auto. Da ist die zentrale Frage: Wie schafft man das so herzustellen, dass der Kunde nicht mehrere Tausend Euro allein für ein paar Steuerchips hinblättern muss? Dazu benötigen die Autos anspruchsvolle Technik für die Kommunikation untereinander auf der Straße. Wichtig ist auch die Sensorik, die bei jedem Wetter funktionieren muss und auch etwa auf Straßen, die sehr eng oder ohne Markierungen sind, wie das zum Beispiel häufig auf Mallorca der Fall ist. Zentrales Thema ist auch die Infrastruktur. Ohne eine große Menge an Elektroautos gibt es wenige Ladestationen. Aber wenn dann der Boom losgeht, braucht man ganz schnell sehr viele. Deshalb wird das sogenannte induktive Laden immer wichtiger. Das geht nicht mithilfe eines Kabels, sondern mit einer Spule, auf der das Auto geparkt wird. Wobei man dazusagen muss, dass automatisiertes Fahren nicht zwangsläufig Elektromobilität bedeutet.

Das klingt alles sehr aufwendig. Werden die Autos der Zukunft unbezahlbar für die Kunden?

Vieles, was heute noch sehr teuer ist, wird über die Zeit viel billiger. Wenn wir über das voll ­automatisierte Fahren sprechen, dann wird es in Zukunft Anbieter geben, die die Autos zur Verfügung stellen. Der Kunde ruft dann über eine App ein Fahrzeug. Das bringt ihn zu einem Ort, und von dort fährt es zum nächsten Auftrag. Sie als Kunde zahlen nur die Kilometer, die Sie auch gefahren sind. Ich glaube, das Autofahren wird für alle billiger. Gerade auch beim Thema Mietwagen auf Mallorca: Selbst die stehen heute den Großteil des Tages herum. Klar ist: Die Autos der Zukunft müssen viel mehr Kilometer fahren als die heutigen, aber es wird deutlich weniger Autos geben.

Wie sieht es mit dem autonomen Fahren aus? Wollen das die Leute überhaupt?

In China etwa will jeder zweite heute schon autonom fahren, in Europa und den USA sind es etwa 25 Prozent. Da sind auch die Autobauer gefragt, auf die verschiedenen Märkte unterschiedlich zu reagieren.

Woher kommt die Abneigung in Europa?

Hier fahren viele noch gern selbst Auto. Man steht nicht so viel im Stau wie in China oder Japan. Außerdem ist das Autofahren in Europa noch nicht so teuer wie in Asien. Singapur etwa hat die Zahl der Auto-Zulassungen gedeckelt. Und wer tatsächlich ein Auto zulassen darf, zahlt gewaltige Steuern.

Sie haben den Kongress auch deshalb auf Mallorca veranstaltet, weil Spanien bei dem Thema international gut dasteht. Wo äußert sich das?

Zum einen gibt es mit Tecnalia ein Forschungsinstitut für autonome Mobilität in Bilbao, das seine Sache sehr gut macht. Was auffällt, ist aber auch, dass inzwischen viele spanische Kommunen aufgeschlossen für dieses Thema sind. Da sitzen Politiker, mit denen man reden kann, vor allem im Zusammenhang mit Elektromobilität.