Urlauber und Elektromobilität - auf Mallorca ist das noch immer eine eher schüchterne Romanze. Derzeit gibt es weiterhin nur eine mittlere zweistellige Zahl an Mietwagen mit Elektroantrieb auf Mallorca. Ganz langsam kommt aber Bewegung in das Thema - zum einen schon allein deshalb, weil es gesetzliche Vorgaben gibt. So verpflichtet der inzwischen verabschiedete Gesetzentwurf für das Gesetz gegen den Klimawandel der Balearen-Regierung die Mietwagenunternehmen dazu, einen Teil ihrer Flotte mit Elektroantrieb auf die Straße zu schicken. Der Plan sah zunächst vor, dass bereits ab 2020 zehn Prozent der Mietwagen elektrisch unterwegs sein müssen. Von diesem Ziel hat man sich Ende August verabschiedet und plant nun, dass wenigstens zwei Prozent der Autos einen Elektroantrieb haben müssen. Danach soll sich der Prozentsatz nach und nach pro Jahr erhöhen, bis 2035 alle Mietwagen auf der Insel elektrisch angetrieben werden sollen.

Ein echter Durchbruch könnte die Markteinführung des VW ID im kommenden Jahr werden. Mit einem geplanten Einstiegspreis von unter 25.000 Euro wäre das Elektroauto nur geringfügig teurer als der Golf mit Verbrennungsmotor. Bislang waren Stromer in der Anschaffung noch deutlich kostspieliger als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor. Dementsprechend waren auch die E-Mietwagen teurer. „Ab Sommer 2020, wenn der VW ID dann auch auf Mallorca als Mietwagen zur Verfügung steht, sollten die Buchungspreise für E-Autos deutlich fallen", glaubt Helmut Randoll.

Zusammen mit seinem Sohn Reinhard Randoll betreibt er das Unternehmen „Auf nach Mallorca GmbH" mit Sitz im schwäbischen Vaihingen. Vater und Sohn vermitteln Fincas an Urlauber und haben auf ihrer Website eine eigene Kategorie für Elektroautos kreiert. So können Mallorca-Touristen bewusst nach einer Finca mit Lademöglichkeit für ihren Mietwagen suchen. Bereits in diesem Jahr habe er von Urlaubern gehört, dass für eine 14-tägige Buchung ein Elektroauto nur noch rund 60 Euro teurer gewesen sei als ein Benziner oder Diesel. „Und wenn Sie dann rechnen, dass Sie in dieser Zeit höchstwahrscheinlich einmal volltanken, läuft es mindestens auf denselben Preis hinaus."

Seit knapp vier Jahren sind Vater und Sohn Randoll dabei, die Fincabesitzer zu überzeugen, Ladestationen für E-Autos anzubieten. Zu Beginn habe es überhaupt kein Interesse gegeben, inzwischen stünden immer mehr Eigentümer dem Thema aufgeschlossen gegenüber. Mittlerweile vermittelt „Auf nach Mallorca" über die Plattform „sunnycars.de" auch Mietwagen, ein kleiner Teil davon elektrisch. Und die Tendenz geht nach oben, wenn auch noch in kleinen Schritten. So haben beispielsweise die Ladestation auf der Finca Sa Gruta Vella im ganzen Jahr 2017 nur zwei Kunden genutzt, 2018 seien es bislang schon acht gewesen. „Wir empfehlen den Fincabesitzern, pro Tag einen Unkostenbeitrag von zwei Euro für die Ladestation zu verlangen", sagt Helmut Randoll der MZ. Inzwischen verzeichnet die Website der Randolls rund 50 Fincas und Landhotels mit Lademöglichkeit. „Wir setzen uns mit den Besitzern zusammen und versuchen sie davon zu überzeugen, dass sie zumindest eine Steckdose zum Laden anbringen. Das reicht ja zum Aufladen über Nacht", sagt Reinhard Randoll.

Es tut sich auch etwas in Sachen Ladestationen. Der Autobauer BMW hat Ende Juli angekündigt, bis zum Jahresende auf Mallorca an 50 Standorten rund 100 Ladestationen zu bauen. Man habe strategische Standorte an Hotels, Restaurants, Sportzentren und Yachthäfen ausgewählt, um Touristen die Möglichkeit für nachhaltige Transfers zu ermöglichen, hieß es bei der Präsentation des Pilotprojekts in Palma. Die Stationen sind Teil des Projekts ChargeNow der BMW-Gruppe, dem nach Unternehmensangaben weltweit größten privaten Netz von Ladestationen. Die Ladepunkte auf Mallorca stehen dabei nicht nur BMW-Fahrzeugen, sondern allen Marken mit Anschluss vom Typ Mennekes offen. Die Stationen arbeiten mit 22 kW.

Doch nach wie vor hapert es an vielen Dingen: Randoll fragt sich, wie 2020 die rund 2.000 Elektro-Mietwagen, die es dann gesetzlich geben muss, am Flughafen aufgeladen werden sollen, wenn die Urlauber sie wieder abgeben. „Da müssten jetzt ganz schnell Hunderte Ladestationen oder zumindest Steckdosen installiert werden", sagt Randoll.

Um flächendeckend voranzukommen, bräuchte es auch viel mehr Lademöglichkeiten an Hotels. Hier versucht der ehemalige Tui-Touristiker Wolf Hanke, Hoteliers zu überzeugen. Das allerdings ist ein hartes Brot, wie er sagt. „Ich wurde von einer Hotelkette mit mehreren Dutzend Häusern auf der Insel gefragt, ob sich das auf die Zahl der Buchungen niederschlagen wird. Dabei geht es um eine Investition von gerade mal 800 Euro pro Ladestation." Und eigentlich würden ja schon ein paar Steckdosen reichen. Auch in seinen Gesprächen mit Lokalpolitikern komme er nicht weiter.