Mit dem Herbst startet auf Mallorca die Wandersaison. Wenn die Temperaturen langsam sinken, wird es Zeit, die Strandsandalen gegen die Wanderstiefel einzutauschen. Wer eine längere Tour machen oder den Ausflug mit einer Übernachtung verbinden möchte, kann in den "refugios" unterkommen. Mehr als 14.200 Menschen kehrten im vergangenen Jahr in einer der zwölf Wanderhütten ein, die die balearische Landesregierung verwaltet. Hinzu kommen Tausende Ausflügler und Wanderer, die in einer der sieben Hütten des Inselrats übernachten, die sich entlang des Trockensteinwanderwegs GR221 in der Serra de Tramuntana befinden. Nicht zu vergessen die privaten Hütten, die zusätzlichen Unterschlupf bieten. Was lange ein Geheimtipp unter Einheimischen war, hat sich vor allem im Falle der Inselratshütten mittlerweile auch bei Wanderern von außerhalb herumgesprochen: 62 Prozent der Gäste waren im vergangenen Jahr ausländischer Herkunft, vor allem die bewirtschafteten Hütten kommen bei den Natur-Urlaubern gut an.

Vorbereitung ist unerlässlich

Und doch: Es ist eine andere Welt, abseits von Luxushotels, All-inclusive und bequemem Flughafen-Shuttle. Wer sich auf Urlaub in refugios einlässt, der kommt um eine gute Vorbereitung nicht umhin. Die Art und Ausstattung der Hütten unterscheidet sich teils erheblich voneinander. In jedem Fall ist es unerlässlich, sich vorher genau darüber zu

informieren, welcher Komfort angeboten wird - und welcher eben nicht. Sonst kann es schnell passieren, dass man nach langer Wanderung in einer Unterkunft abseits der Zivilisation angelangt, in der es weder Betten noch Strom noch fließend Wasser oder gar Lebensmittel und Besteck gibt. Nur wer dann auf selbst mitgebrachte Isomatten, wärmende Schlafsäcke, Essensvorräte, Trinkwasser und Taschenlampen zurückgreifen kann, den erwartet eine angenehm-abenteuerliche Nacht und kein Albtraum in der Wildnis.

Vorbereitung ist auch allein deshalb schon wichtig, weil man kaum eine Chance hat, spontan in einer der Wanderhütten einzuchecken. Einfach mal anklopfen und um Unterschlupf bitten, ist praktisch unmöglich. Denn viele Hütten sind nicht bewirtschaftet, und der Schlüssel muss zuvor an anderer Stelle abgeholt werden. Andere erinnern zwar an rustikale Jugendherbergen und verfügen über gewisse Serviceleistungen, doch oft sind die Plätze schon Monate im Voraus ausgebucht.

Die Hütten des Inselrats

„Wir empfehlen, sich bereits gut drei Monate vor der geplanten Übernachtung um einen Schlafplatz in einer der Hütten zu bemühen", rät eine Sprecherin des Inselrats und hat recht: Schon jetzt zeigen die Belegungsübersichten der Hütten bis Ende des Jahres teilweise nur noch wenige freie Plätze an. Der Inselrat verwaltet sieben eigene refugios: Da sind zum einen das Refugio Tossals Verds, das auf 540 Metern Höhe im Gemeindegebiet Escorca liegt, sowie das Refugio Muleta in den Bergen nahe Port de Sóller und das Refugio Son Amer (Lluc). Sie alle verfügen über Essensservice, Duschen und sogar Heizung und WLAN. Die Gäste kommen in Mehrbettzimmern mit

Etagenbetten unter, vorhanden sind je nach Unterkunft 30 bis 52 Plätze, die meist einzeln gebucht werden können.

„Zudem haben wir noch die Hütte Sa Coma den Vidal bei Estellencs. Sie hat 22 Schlafplätze, kann aber nur von einer einzelnen Gruppe als Gesamtes gemietet werden und nicht von verschiedenen Gruppen gleichzeitig", so die

Inselratssprecherin. Grundsätzlich gelten bei allen Hütten vom Consell dieselben Preise:14 Euro pro Übernachtung sowie (falls gewünscht) 8,50 Euro für ein Abendessen. Diese Preise gelten auch in den Unterkünften Can Boi bei Deià und Pont Romà bei Pollença, die zwar private Betreiber haben, aber ebenfalls über den Inselrat gebucht werden können - montags bis freitags zwischen 9 und 14 Uhr unter der Telefonnummer 971-173700 oder online auf bit.ly/2N98jWH.

Die Hütten der Regierung

Überwiegend von Insulanern aufgesucht werden die refugios der Landesregierung - vielleicht deshalb, weil viele nur von großen Gruppen gebucht werden können. Unterschieden wird zwischen einfachen Wanderhütten (refugios de montaña) und Herbergen mit Sanitäranlagen (refugios con servicios), wobei in beiden Fällen Lebensmittel selbst mitgebracht werden müssen. Erstere sind nicht viel mehr als alte Steingebäude mitten in den Bergen, die in der Vergangenheit häufig von Landwirten oder Forstwärtern genutzt wurden: vier Wände, ein Dach, kalter Steinboden und schwere Holztüren. Hinzu kommen ein Kamin mit Holzvorräten sowie ein mobiles Toilettenhäuschen. Betten gibt es hier nicht, nur in zwei der sieben refugios de montaña fließt durch Solarzellen gewonnener Strom.

So spartanisch die Infrastruktur, so spektakulär sind die Standorte: Das Refugio Cúber und das Refugio Gorg Blau liegen beispielsweise direkt am Ufer der gleichnamigen Stauseen der Tramuntana, das Refugio Son Real befindet sich nahe der naturbelassenen Nordküste in der Gemeinde Santa Margalida und das Refugio Son Moragues in den Wäldern von Valldemossa ist nur einen Spaziergang von den beeindruckenden Aussichten auf dem ehemaligen Reitweg des Erzbischofs (Cami de S'Arxiduc) entfernt. Und auch die Preise können sich sehen lassen: Heruntergerechnet 4,50 bis 6 Euro pro Person fallen pro Nacht an. Da man die Berghütten aber nur in ihrer Gesamtheit mieten kann und sie teils Platz für bis zu 15 Personen bieten, fallen Gesamtpreise von bis zu 72 Euro an.

Die "casas con servicios" der Landesregierung sind ein wenig teurer (zwischen 9 und 20 Euro pro Nacht pro Person), verfügen dafür aber über Strom, Betten, Badezimmer und Küche. Auch sie liegen an atemberaubenden Orten wie dem Naturschutzgebiet Parc de Llevant bei Artà (Refugio S'Arenalet und Casa de S'Alzina) oder am Fuß des Bergs Puig Tomir (Cases de Binifaldó und Binifaldó Petit). Auch hier sollte man auf keinen Fall vergessen, Verpflegung und Trinkwasser mitzubringen, Kühlschränke zur Lagerung stehen aber bereit.

Vor der Buchung empfiehlt es sich zudem, genau darauf zu achten, wie anspruchsvoll der Weg zur Unterkunft ist, denn auch hier gibt es gewaltige Unterschiede: Während Coll Baix bei Alcúdia beispielsweise sogar mit dem Auto erreichbar ist und der Weg zu Sa Coma de Binifaldó einem gemütlichen Spaziergang gleicht, kommen ungeübte Wanderer beim steilen Aufstieg zum Refugio Son Moragues richtig ins Schwitzen. Hilfreich ist die Übersicht auf der Homepage der Landesregierung: bit.ly/2R5mAqJ. Hier sind zu jeder Hütte konkrete Angaben zum Standort und der Ausstattung zu finden, zudem gibt es mehrere Fotos von jeder Unterkunft. Auch die Reservierung ist online möglich oder aber telefonisch montags bis freitags unter 971-17 76 52.

Ebenfalls über die Seite der Landesregierung zu finden ist eine Herberge im Nationalpark Cabrera. Der albergue befindet sich auf der Hauptinsel des Mallorca vorgelagerten Archipels. Das Doppelzimmer kostet je nach Jahreszeit 52 bis 62 Euro - die Überfahrt mit dem Boot exklusive.

Private Wanderhütten

Abgesehen von den öffentlich verwalteten Unterkünften haben Wanderer und Ausflügler natürlich auch die Möglichkeit, in privaten oder von Stiftungen betriebenen Wanderhütten unterzukommen. Anders als bei den meisten Hütten der Landesregierung können hier auch Pärchen oder Single-Wanderer gut eine Unterkunft buchen, da pro Bett abgerechnet wird und nicht die ganze Hütte gebucht werden muss. Die Stiftung María Ferret bietet auf ihrer Homepage (www.fundaciomariaferret.org) die Hütten Sa Torrentera (bei Sencelles, 11,20 Euro pro Bett, Küche vorhanden), Poble Nou (bei Alcúdia, 9,90 Euro pro Bett, Küche vorhanden) und Xim Joy (in den Bergen von Sóller, 7,90 Euro pro Bett) an. Das Refugio Hort de Son Serra kann man nur telefonisch reservieren (Tel.: 636-65 70 97).

Ein sehr spartanischer Anlaufpunkt ist die Hütte Xim Quesada, die auf gut 1.000 Höhenmetern neben dem Berg Ofre (Gemeinde Sóller) liegt und als das älteste refugio Mallorcas gilt. Verwaltet wird die Behausung im Fels von 30 Wandervereinen, die sie seit dem Winter 2014 auch an Privatpersonen vermieten. Buchungen sind telefonisch möglich (Tel.: 971-29 13 74) oder per Mail: info@fbm-web.com.

Mehr Jugendherbergs-Feeling bietet das Refugio Son Trias bei Esporles. Für 14 Euro pro Nacht kann man hier in einem Mehrbettzimmer unterkommen, direkt daneben befindet sich eine Rasenfläche für Camper (www.

refugisontrias.com).

In 822 Metern Höhe komfortabel auf die Insel herunterblicken lässt sich vom Castell d'Alaró aus. Hier gibt es Mehrbettzimmer, Sanitäranlagen und Verpflegung (18 Euro pro Bett, 28 Euro mit Frühstück und Abendessen), Laken oder Schlafsäcke müssen mitgebracht werden. www.castellalaro.cat