Samstag, 27. Juli, gegen 13 Uhr am Flughafen von Palma de Mallorca: Auf der Fahrspur, die zum Express-Parkplatz im Ankunftsbereich vor dem Parkhaus führt, reiht sich Auto an Auto. Gut 20 Fahrzeuge stehen in einer Schlange im absoluten Halteverbot. Offensichtlich warten ihre Insassen auf ankommende Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte. Die Spur ist komplett blockiert. Im Parkhaus dagegen stehen Hunderte freie Plätze ungenutzt zur Verfügung. An den darauffolgenden Tagen wiederholt sich das Bild vor allem in den Stoßzeiten. Seit der Flughafenbetreiber Aena Anfang Juni auch im Abflug-Bereich einen Express-Parkplatz in Betrieb genommen hat, der mit Schranken abgetrennt ist, häufen sich die Autoschlangen der Abholer an anderen Orten.

Zuvor war die sogenannte Kiss&Fly-Zone vor den Check-in-Terminals häufig von Abholern missbraucht worden, die vor allem nach der Ankündigung der Ortspolizei, keine Strafzettel mehr zu verteilen, gehäuft dort parkten. Seit Juni ist das nun nicht mehr möglich. Der Express-Parkplatz, der mit Schranken abgetrennt ist, berechtigt zum kostenlosen Parken, allerdings nur für 15 Minuten. Danach wird es richtig teuer. Die 16. Minute kostet 1,65 Euro. Die Minuten danach zwischen einem und acht Cent. Wer etwa statt 15 Minuten eine halbe Stunde parkt, zahlt 2,60 Euro. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass viele deshalb unentgeltlich am Eingang des Parkhauses stehen. Und offenbar auch keine Angst vor Strafzetteln haben müssen.

Bei der Polizei herrscht zunächst Konfusion darüber, wer überhaupt für die Verkehrsüberwachung an dieser Stelle zuständig ist. Ein Sprecher der Ortspolizei behauptet, die Guardia Civil kümmere sich um die Flughafeneinfahrten. Der Sprecher der Guardia Civil wiederum erkundigt sich und erklärt dann, dass dieser Bereich Hoheitsgebiet der Ortspolizei sei. Dann heißt es von der Policía Local, dass man am Flughafen bereits seit einiger Zeit keine feste Streife mehr abgestellt habe. Heute würden nur noch bei größeren Stauungen punktuell Polizisten an den Flughafen beordert. „Wenn es Verkehrsprobleme gibt, kommt eine Streife von der benachbarten Playa de Palma vorbei", erklärt der Sprecher.

Das Problem der Autoschlangen setzt sich im neuen Express-Parkbereich für den Abflug fort. Einige der Autofahrer sind mit dem System noch überfordert, überschreiten die kostenlosen 15 Minuten und stehen dann an einer der drei Schranken, kommen aber nicht mehr hinaus. Das führt regelmäßig zu längeren Staus vor den Schranken. MZ-Leserin Ruth Baunach schreibt zu diesem Thema der MZ. Sie stört sich vor allem an den Minibussen der privaten Shuttle-Unternehmen: „Die Park&Ride- und sonstigen großen Shuttle-Wagen, die in hoher Zahl ständig hin- und herfahren, verstopfen parallel die wenigen engen Spuren. Resümee: Statt Erleichterung nun Verstopfung, Stress und Stau. Und durch die Staus dann überzogene Wartezeiten, die zu noch mehr Stau führen, weil die Tickets durch den Stau ablaufen. Sehr, sehr ärgerlich! Und ein schlechtes Aushängeschild."

Für die privaten Zubringer-Dienste, wie etwa Airport Parking oder Lowcost Parking, haben sich die Bedingungen durch den Express-Bereich allerdings auch verschärft. Die Fahrer müssen genau wie alle anderen Nutzer ein Ticket ziehen und dann hoffen, in 15 Minuten alle Passagiere samt Gepäck einzupacken. „Klappt das nicht, müssen wir am Automaten zahlen, was unseren Aufenthalt in dem Bereich natürlich verlängert", sagt ein Mitarbeiter von Airport Parking am Telefon. Vor allem am frühen Abend komme es deshalb häufig zu chaotischen Situationen, was sicher auch mit die Schuld der „inzwischen sehr großen Zahl an Minibussen" sei, räumt der Mitarbeiter ein. „Besser wäre es deshalb, den Abholpunkt an einen anderen Ort zu verlegen."

Der Flughafenbetreiber Aena sieht angesichts des Parkchaos keinen zusätzlichen Handlungsbedarf. Eine Sprecherin schreibt der MZ, dass ohnehin 93 Prozent der Nutzer des Express-Parkplatzes die Zeit von 15 Minuten nicht überschreiten und von daher ohne Bezahlung wieder hinausfahren können. Sollte es dennoch einmal zu größeren Stauungen kommen, werde ein Mitarbeiter abgestellt, der die Autofahrer informieren und an den Schranken für einen schnelleren Ablauf sorgen soll. Davon abgesehen hingen fünf Hinweisschilder im Parkbereich, die auf Spanisch, Katalanisch und Englisch auf die Bedingungen des Express-Parkens hinwiesen, so die Sprecherin. Und sollte man dennoch übersehen haben, dass man länger als 15 Minuten geparkt und somit an der Schranke merke, dass man zahlen müsse, könnte man das auch direkt an der Ausfahrt tun. Das könne allerdings nur mit Kreditkarte geschehen, teilt die Sprecherin mit.

Aena hat in den vergangenen Jahren mehrfach die Parkbedingungen verschärft und bereits 2017 einen Express-Parkplatz im Ankunftsbereich angelegt, um dem Wildparken vorzubeugen. Seit Oktober 2012 muss außerdem im Parkhaus auch für die ersten 30 Minuten gezahlt werden. Zuvor war dieser Zeitraum gratis.