Mein Nachbar kann einem schon leidtun. Nicht weil er ein körperliches Gebrechen oder kein Geld hätte. Nein. Der gute Mann lebt in einem netten kleinen Haus in der Straße Villalonga in Palmas Stadtteil Santa Catalina. Sein Problem ist, dass er einen Transporter fährt, einen der etwas größeren Sorte. Er muss als selbstständiger Gärtner einiges an Gerätschaften zu seinen Kunden schaffen. Kommt er dann ganz grün im Gesicht von der Arbeit nach Hause, findet er keinen Parkplatz und ärgert sich schwarz. Ich stelle mein Motorrad ganz einfach auf den dafür vorgesehen Platz, fast direkt unter meinem Balkon ab. Meinen vorbeifahrenden Nachbarn grüße ich dann und zucke mit den Schultern. Er grüßt zurück, grinst gequält.

Stellplätze

Immer und überall sofort einen Parkplatz finden. Nicht der einzige Vorteil, wenn man auf motorisierten Zwei- statt Vierrädern unterwegs ist. Fahrradfahren ist zwar auch nicht schlecht, allerdings schultert man in Palma bekanntermaßen seinen Drahtesel und schleppt ihn durchs Treppenhaus auf den eigenen Balkon, damit er nicht geklaut wird. Ein für das Prozedere zu schweres Herrenrad ist mir bereits geklaut worden, gut angeschlossen an einer Laterne. Beim Motorrad mache ich mir dank Lenkradschloss und Alarmanlage weniger Sorgen.

Auch praktisch: Neben den vielen für Motorräder vorgesehen Stellplätzen kann auch ohne Ticket in den kostenpflichtigen blauen Zonen geparkt werden. Nur solle man darauf achten, dort sein Gefährt nicht längst zur Fahrbahn abzustellen, hat mir einst ein Polizist geraten. Aber so viel Platz braucht man in der Regel ja auch nicht. Es sind leider eher die Autos, die mir bei Ein- oder Ausparken das Plätzchen streitig machen. Einmal schon fand ich meine Honda mit verbogenem Lenker und zerbrochenen Außenspiegel vor. Immerhin war der Unfallverursacher so nett, sie wieder auf den Ständer zu stellen.

Führerschein

Trotz allem, es lohnt sich, auf ein motorisiertes Zweirad umzusteigen. Das ist in Spanien und damit auf Mallorca viel einfacher als in Deutschland. So kann man hierzulande ein kleines Motorrad oder auch schon einen größeren Roller bis zu 125 Kubikzentimeter mit dem ganz normalen Autoführerschein fahren. In Deutschland ist ab 50 Kubikzentimeter Schluss.

Steuer und Versicherungen

Da wir auf einer von der Sonne verwöhnten Insel wohnen, lohnt sich die Zulassung das ganze Jahr über. Die jährliche Steuer für eine relativ große Maschine mit 750 Kubikzentimeter beträgt gerade einmal 60 Euro. 134,49 Euro kostet der jährliche Versicherungsschutz, der eine Schadenssumme von 50.000.000 Euro abdeckt. Auch der Spritverbrauch ist nicht der Rede Wert, er liegt bei um die drei Liter.

Ampeln

Auch sonst fährt es sich recht privilegiert. Vor vielen Ampeln gibt es diese gelb umrandeten Felder, welche die Pole-Position im Straßenverkehr markieren. Man muss sich nur vorsichtig zwischen den stehenden Autos durchschlängeln. Das sollte aber keineswegs übertrieben werden. Die Straßen auf der Insel sind etwas schmaler, als zum Beispiel in Barcelona, wo man auch schon mal aus den hinteren Reihen vorrücken kann. Tabu ist auch das Vorbeidrängeln an Bussen oder Lkw, wenn einem das Leben lieb ist.

Verkehrsberuhigte Zonen

Worum ich mir überhaupt keinen Kopf machen muss, sind die verkehrsberuhigten Zonen (Acire) in der Innenstadt von Palma. Als Motorradfahrer bin ich da willkommen. Wer sonst vom Paseo Marítimo zum Beispiel in die Avenida Antoni Maura Richtung Borne-Boulevard einbiegt und somit das Schild „Acire" missachtet, muss mit einer Geldstrafe von 90 Euro rechnen.

Besonders fies ist ja, dass die Überwachung der Zonen mit Kameras organisiert ist, welche die Kennzeichen von Autos erfassen. Da fährt man unbedarft schon schnell mal in die Falle. Vorsicht auch in den Straßen Riera, Cadena, Santa Fe, Corderia und Palau Reial. Das Rathaus will die Acire-Zonen in Zukunft über die gesamte Innenstadt ausweiten.

Freiheit am Flughafen

Schranken sind in der Regel übrigens auch kein Problem. In Port Adriano oder Puerto Portals zum Beispiel braucht es nur einen kleinen Schlenker, und man ist an diesem für Autos unüberwindbaren Hindernis vorbei. Nicht mehr so einfach kommt man allerdings seit dem Sommer dieses Jahres in die Abflugzone des Flughafens, um vielleicht einen Gast zum Gate zu bringen. Hier muss ein Ticket gezogen und kompliziert in die Jackentasche gestopft werden.

Richtig genial ist allerdings die Parkplatzsituation am Flughafen, wenn man selbst wegfliegen will. Von der Abflugzone muss nur die kleine Rampe Richtung Palma heruntergefahren werden. Biegt man dann rechts ab, findet sich im hinteren Bereich ein Motorradabstellplatz, auf dem Hunderte Bikes stehen. Einfach den Helm mit einem Kabelschloss anschließen, gut in eine Plastiktüte gegen eventuelle Regenfälle einwickeln und ab zum Flieger. So fühlt sich Freiheit an.