Die „Libervola" ist ein Kind der confinamiento. „Am Samstag vor der Ausgangssperre hatten wir das gesamte Material zusammen, um mit dem Bau des Bootes beginnen zu können", sagt Marc Balaguer, der in Portocolom eine Schreinerei für Holzboote betreibt. Mit Material meint er Holz der Rotkiefer, Birke und Zeder, ein Elektromotor, diverse Bauteile aus Metall und zwei Batterieblöcke, die Saft für 20 Stunden bereitstellen. Drei Monate sägte, leimte und schliff er zusammen mit einem Kollegen an dem Elektroboot. „Wir konnten uns voll auf die Arbeit konzentrieren, da wir keine anderen Aufträge annehmen konnten", sagt Marc Balaguer. Normalerweise stehen im Frühjahr, Herbst und Winter allerlei Restaurierungsarbeiten bei den Holzbooten seiner Kunden an. Nur im Sommer, da herrscht Flaute. Darum kam Marc Balaguer auch auf die Idee, in der Zeit leerer Auftragsbücher eigene Boote zu bauen, um sie zu vermieten (Preise s. u.).

Wir fahren in Balaguers Transporter von der Schreinerei zum Hafen, wo die „Libervola" im Wasser liegt. „Mitte Juli wird sie wie auch ein anderes meiner Boote in die Cala d'Or verlegt, dort lassen sie sich besser vermieten", glaubt er. Der gebürtige Katalane aus Barcelona meint es ernst mit der Zukunft der Elektromobilität, auch sein Transporter fährt elektrisch. „Die Insel ist wegen ihrer Distanzen wie geschaffen für Elektromotoren", sagt er.

Jetzt gelte es noch darauf zu achten, dass man möglichst Ökostrom bezieht. Da sein grünes Herz auch für Solarstrom schlägt, hatte sich Marc Balaguer vergangenes Jahr auch an einem Projekt des Schweizers Mark Wüst beteiligt, der ein 12 Meter langes Luxus-Solarboot in Portocolom gebaut hat (MZ berichtete). Was ist aus dem Projekt geworden? Marc Balaguer winkt ab. „Es gab Probleme mit dem Motor und die Behörden wollten das Boot nicht ohne Weiteres zulassen. Nach den ersten erfolgreichen Tests musste es wieder aufs Land." Mittlerweile ist es zu Wasser gelassen worden und soll verkauft werden. Allerdings gab es zwischen den beiden Marcs einen Streit um zusätzlich geleistete Arbeitsstunden. Das Projekt sei ausgeufert, so Marc Balaguer, der jetzt lieber auf seine kleinen Elektroboote setzt.

Er musste einige Banken abklappern, um die Finanzierungssumme von 50.000 Euro zusammenzubekommen, „das sind die reinen Materialkosten, ohne Arbeitsstunden." Doch jetzt liegt das Ergebnis seines Können vor uns. „Hier kann man Eisenstäbe herausziehen, sie rund ums Boot in die Vorrichtungen stecken und so ein Sonnendach spannen", erklärt Marc Balaguer. Der hintere Bereich des Bootes ist dafür geschaffen, leicht in und aus dem Wasser zu kommen. Eine kleine Leiter kann dabei helfen. Die Sitzbänke lassen sich über eine im Boden versenkbare Vorrichtung zu einer Liegewiese ausweiten. Einen Kühlschrank gibt es nicht an Bord. „Ich finde eine Kühlkiste besser, die kann man dann auch mit an den Strand nehmen", sagt der Bootsbauer, macht die Leinen los und legt völlig lautlos ab.

Bis zu drei bis vier Knoten ist die „Libervola" schnell. Es gehe nicht darum, viel Strecke zu machen, so Marc Balaguer, als er nach einer kurzen Runde wieder angelegt hat. Da tuckert ein klassisches Boot aus Kunststoff zum Pier, es stinkt nach Dieselabgase. „Wenn man jetzt den Kopf unter Wasser stecken würde, wäre man erstaunt, wie laut diese Motoren eigentlich sind." Die „Libervola" dagegen würde keine Fische vertreiben. Marc Balaguer hilft dem anderen Skipper natürlich trotzdem beim Anlegen. „Ich bin mir sicher, dass die Leute Elektroboote eines Tages vorziehen werden. Es muss ihnen nur jemand zeigen, wie toll sie sind."

Ein halber Tag von November bis März kostet 84,70 Euro, ein halber Tag im April, Mai, September und Oktober 133,10 Euro, in der Hochsaison vom 1. Juni bis 30. August 290,40 Euro (alle Preise: www.eboats.es). Bis zu fünf Personen finden Platz an Bord des 4,56 Meter langen Bootes, für das kein Führerschein nötig ist. Außerdem bietet Marc Balaguer ein 4,99 Meter großes Segelboot im Stil eines llaüts an, das er ebenfalls selbst gebaut hat.