Die Läden von Mobilfunkanbietern sind die moderne Version des grimmschen Hexenhauses. Von außen leuchten sie bunt und einladend, die Mitarbeiter locken mit verheißungsvollen Angeboten, denen man selten widerstehen kann. Doch ist der Vertrag einmal unterschrieben, beginnt oft der Albtraum. Dann entdeckt man plötzlich Zusatzkosten, die der freundliche Mitarbeiter vorher verschwiegen hat. Bei Änderungswünschen verweist er auf eine Telefonhotline, die quasi unerreichbar ist. Nur mit viel Ärger und hohen Kosten kann man sich dann aus den Klauen von Telefónica und Co. befreien. Da das Leben ohne Handy aber nicht zeitgemäß ist, muss eine Alternative her. Etwa eine Prepaid-Karte.

Das kosten die Verträge

Generell unterscheiden die Mobilfunkanbieter zwischen prepaid (prepago), also der Bezahlung über ein vorher aufgeladenes Guthaben, und postpaid, die monatliche Rechnung, die mit einem Vertrag (contrato) einhergeht. Letztere gibt es in Spanien zwar anders als in Deutschland oft ohne Mindestvertragslaufzeit, aber auch die spanischen Anbieter haben ihre Tricks, um den zahlenden Kunden zu binden. Oft gibt es die Handyverträge im Verbund mit dem Internetanschluss und Fernsehempfang. Wer nur das Handy will, zahlt monatlich für ein Basis-Angebot mit Datenvolumen bei Orange 14,95 Euro (7 GB, Anrufe kostenpflichtig), bei Vodafone 19,99 Euro (4 GB, 200 Minuten Anrufe frei), bei Movistar 15 Euro (5 GB, 50 Minuten Anrufe frei) und bei Pepephone 6,90 Euro (4 GB, Anrufe kostenpflichtig).

Handy für Mallorca-Neulinge

Dank des 2017 eingeführten kostenlosen Roamings brauchen sich Urlauber keine Gedanken um das Handy im Ausland zu machen. Auswanderer können diesen Punkt auf der Prioritätenliste auch erst einmal nach hinten schieben. Die Datennutzung des „deutschen" Handys läuft wie in der Heimat. Anrufe innerhalb der EU werden nach dem Inlandstarif abgerechnet. Das ist aber nur für kurze Aufenthalte gedacht. Vier Monate lang dürfen die Betreiber das Roamingverhalten der Kunden verfolgen. Stellt der Anbieter fest, dass der Handy­nutzer sich nur im Ausland aufhält, kann er Nachweise fordern. Erfolgen diese nicht, kann der Betreiber das Roaming einstellen oder gesetzlich vorgeschriebene Zuschläge fordern.

Spätestens dann kommen Sie nicht um eine spanische SIM-Karte herum. Diese werden Sie wahrscheinlich aber schon vorher benötigen. Viele Behörden, wie die Banken, das Gesundheitszentrum oder die Nationalpolizei, akzeptieren nur spanische Handynummern. Mit einer deutschen Handynummer können sie daher kein Konto auf Mallorca

eröffnen, nicht vom Arzt angerufen werden und auch keine NIE-Nummer erhalten.

So funktioniert Prepaid

Bei den Prepaid-Angeboten gibt es unterschiedliche Tarife und Möglichkeiten. Die SIM-Karte gibt es nach Abschluss eines einfachen Kaufvertrags. Auf diese muss dann ein Guthaben aufgeladen werden. Das geht je nach Anbieter über verschiedene Wege: per Internet, Anruf beim Anbieter, einer App oder auch in Tabakläden und Supermärkten. Das Guthaben kann in Pakete investiert werden, die ein Datenvolumen oder Anrufflatrates enthalten. Achtung: Die Pakete gelten oft für 28 Tage (unabhängig der Kalendermonate). Wer die Prepaid-Kosten mit dem Jahrespreis eines Handyvertrags vergleichen will, muss daher mit 13 Paketen kalkulieren. Ohne Paket werden Anrufe und Datennutzung zu einem Festpreis je nach Verbrauch vom Guthaben abgebucht. Der Vorteil: Ist das Geld auf dem Handy alle, hat das Surfen ein Ende. Von einer hohen Rechnung werden Prepaid-Nutzer nicht überrascht.

Die Anbieter fordern in der Regel aber, das regelmäßig Geld auf das Handy geladen wird. Bei Simyo wird die SIM-Karte vier Monate nach der letzten Aufladung quasi in Stand-by gesetzt. Man kann noch angerufen werden, selbst aber keine Anrufe mehr tätigen. Noch einen Monat später gehen dann auch die eingehenden Anrufe nicht mehr, erneut ein Monat später - sollte inzwischen kein Geld eingegangen oder kein Paket gebucht worden sein - wird die Karte deaktiviert.

Simyo hat das umfangreichste Angebot im Prepaid-Bereich. Der Tarif mit Datenmenge und Freiminuten lässt sich nach den eigenen Ansprüchen gestalten. Zwei GB ohne Freiminuten kosten beispielsweise 3 Euro (in diesem Fall für 30 Tage), fünf GB mit 100 Freiminuten 7 Euro. Zusatzpakete gibt es für die Handynutzung zu bestimmten Zeiträumen oder die Datennutzung für Chat-Apps und soziale Netzwerke.

Bei den bekannten Mobilfunkanbietern gibt es weniger Auswahl, und auch die Preise sind höher. Movistar fordert mindestens 10 Euro für vier Wochen (5 GB und 20 Freiminuten), Orange 9,95 Euro (16 GB und 500 Freiminuten).

Fazit: Wer nicht ständig am Handy hängt und mit kleineren Datenmengen und kurzen Anrufen auskommt, spart durch ein Prepaid-Handy. Falls Sie lediglich eine spanische Nummer für Behördengänge brauchen, können Sie bei einigen Anbietern auch kostenlos eine SIM-Karte bekommen. Diese bieten zwar keinen Internetzugang, reichen aber völlig aus, um Anrufe entgegennehmen zu können. Abgehende Anrufe kosten beispielsweise beim Tarif von Pepephone 7,3 Cent pro Minute zuzüglich 18,15 Cent für die Einrichtung der Verbindung.