Der Weg durch Palma dürfte in Zukunft für Autofahrer länger dauern. Seit Mittwoch (21.10.) gilt auf 93 Prozent der 2.731 Straßen Tempo 30. Auf „Palma ciutat 30" weisen nun 33 Ortseingangsschilder hin. Diese gelten wie in Deutschland im ganzen Stadtgebiet. Nur dass statt 50 nur noch 30 km/h erlaubt sind. Es gibt auch Ausnahmen. Auf 190 Straßen sind 40 oder 50 km/h erlaubt. Diese sind mit Schildern versehen, die die erlaubte Höchstgeschwindigkeit anzeigen. Eine Liste der Ausnahmen finden Sie hier.

„Mit der Aktion wollen wir erreichen, dass die Autos nicht mehr der alleinige Nutzer von 80 Prozent der Straßen Palmas sind. Die Pkws müssen sich nun die Straße mit Fahrrädern und elektrischen Fortbewegungsmitteln teilen", sagte Bürgermeister Jose Hila am Montag (19.10.) bei der Präsentation des ersten Schilds. Genau diese 80 Prozent waren bislang der Anteil der Straßen, auf denen schneller als 30 km/h gefahren werden durfte. Dadurch durften E-Roller die Straßen nicht nutzen. Nun sinkt der Anteil auf sieben Prozent.

Eine Rolle spielt natürlich auch die Sicherheit. Bei Unfällen mit Autos, die 30 km/h oder langsamer fahren, gebe es weniger schwere Verletzungen. Die Reaktionszeit sinkt, der Bremsweg wird kürzer. Insgesamt 13 Meter sind es zwischen Fahrt und Stillstand bei Tempo 30, rechnet das Rathaus vor. Bei Tempo 50 sind es 26 Meter.

Neue Blitzer, aber keine Knöllchen

Gegenüber dem "Diario de Mallorca" bestätigte das Rathaus, dass es derzeit noch keine Knöllchen gibt. Schließlich müssen noch viele Straßen neu beschildert werden. Die Arbeiten sind erst in zwei Monaten abgeschlossen.

Dennoch gibt es bereits drei neue Blitzer, insgesamt sind es nun neun in Palma.

Das halten die Verkehrsteilnehmer von der neuen Regel

Die Reaktionen fallen gemischt aus. „Da bin ich zu Fuß schneller, wenn ich ein paar Kilo abnehme", sagt Autofahrer Pere Soler. „Um so langsam zu fahren, kann ich kaum höher als in den zweiten Gang schalten." Fraglich findet der Mallorquiner auch, wie sich Busse und Taxis daran halten sollen. „Wenn ich ein Taxi zum Krankenhaus Son Espases nehme, komme ich bei Tempo 30 halb tot an."

Viele Kollegen achteten nicht auf die Geschwindigkeit, meint ein Taxifahrer, der namentlich nicht genannt werden will. „Wenn man bedenkt, dass auf zentralen Straßen wie den Avenidas weiter 50 km/h erlaubt sind, wird sich nicht viel ändern." Zudem gebe es für die Taxis wegen der Pandemie eh kaum Arbeit derzeit. Auch der Busfahrplan soll durch die Änderungen nicht beeinträchtigt werden. Das sei bei dem Projekt berücksichtigt worden, meint eine Sprecherin der Stadt.

Fernando Bilbao ist leidenschaftlicher Fußgänger. „Ich habe nicht mal einen Führerschein und finde die Maßnahme unsinnig", sagt er. „Gute Autofahrer fahren jetzt schon vorsichtig, die Raser werden auch weiterhin schnell fahren." Ähnlich sehen es Autofahrer Juan Devesa und seine Freundin Cati Florit. „Das eigentliche Problem sind die E-Roller. Die rasen auf dem Fußweg, können beim Abbiegen nicht blinken, und viele fahren zu zweit auf den Gefährten."

Die Rollerfahrer sind glücklich

„Wir sind mit der Maßnahme mehr als zufrieden", sagt Karina Bertino vom Fachgeschäft für E-Roller Urban Ape. „Schon in den vergangenen Wochen gab es einen Roller-Boom, da viele Leute Angst vor einer Ansteckung im Bus haben." Die elektrischen Gefährte sind mittlerweile vom Spielzeug zum Verkehrsmittel mutiert. „Unsere Kunden fragen nach Reichweiten von 50 bis 80 Kilometer. Sie wollen problemlos zum Flughafen und zurück mit dem Roller kommen."

Allerdings schlug sich der Trend zuletzt auch in der Unfallstatistik nieder. Im Verlauf der ersten neun Monate dieses Jahres verzeichnete die Stadt insgesamt 99 Unfälle mit Elektrorollern. Bei 87 davon wurden die Fahrer verletzt, in zwei Fällen schwer. Die Zahl überschreitet schon jetzt die des Vorjahres, als es insgesamt 96 Unfälle gab.