Die geplante Testpflicht für Reisende, die aus dem Ausland nach Deutschland zurückkehren, wird noch einmal nach hinten verschoben und soll nun ab Dienstag (30.3.) um 0 Uhr gelten. Der Starttermin werde noch einmal etwas verschoben, um mehr Zeit für die Vorbereitung zu geben, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag (26.3.) nach Angaben der dpa in Berlin. Die entsprechende Verordnung habe er unterschrieben.

Zunächst war geplant, dass die neuen strengeren Vorgaben in der Nacht zu Sonntag in Kraft treten. Das ging aus einem Verordnungsentwurf des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin hervor, der den Nachrichtenagenturen dpa und Reuters vorliegt, aber derzeit noch verhandelt wird. Laut Informationen der "ARD" sollen die Reisenden für die Kosten selbst aufkommen. Ob einzelne Reiseveranstalter oder Fluggesellschaften die Kosten eventuell übernehmen, ist noch unklar. Die Crews sind dagegen offenbar entgegen zunächst anderslautender Informationen von der Testpflicht ausgenommen. Das Kabinett muss die Pläne noch absegnen, bevor sie in Kraft treten können.

Airlines müssen Tests bei Abflug kontrollieren

"Personen, die einen entsprechenden Testnachweis nicht vor Abreise ihrem Beförderer vorlegen können, dürfen nicht befördert werden", heißt es laut dpa in dem Entwurf. Die Testpflicht soll wohl bis zum 12. Mai gelten. Die genauen Details, wie Hunderte von Passagieren vor Abflug getestet werden sollen, verhandeln Vertreter der Branche und Verkehrsminister Andreas Scheuer diese Tage. Voraussichtlich wird es sich bei den vorgeschriebenen Tests um Antigen-Schnelltests handeln.

Wechselnde Informationen zum Tag der Einführung

Ersten Informationen am Donnerstagmorgen zufolge sollte die Testpflicht sogar schon ab Freitag (26.3.) gelten. Davon scheint man jetzt schon aus organisatorischen Gründen Abstand genommen zu haben. Aus Branchenkreisen hieß es vorab, dass eine Testpflicht bis Freitag kaum umsetzbar sei, wenn es noch wenige Stunden vorher keinerlei Informationen über das Wie gebe.

Am Flughafen von Palma de Mallorca sind am Freitag bis zum frühen Nachmittag allein 29 Verbindungen nach Deutschland geplant, die meisten davon mit Eurowings. Es sei nicht möglich, die Menschen bis zum späten Donnerstagabend im Unklaren zu lassen und ab Freitagmorgen negative Corona-Tests zu verlangen, so der Sprecher einer deutschen Airline gegenüber der MZ.

Testcenter unter anderem am Flughafen von Palma de Mallorca

Ein Baustein für einen einigermaßen reibungslosen Ablauf der Tests auf Mallorca könnte das Testzentrum des privaten Betreibers Eurofins Megalab sein, das inzwischen geöffnet hat. Dort können sich Passagiere bei vorheriger Terminvergabe mit PCR-, Antigen- und Antikörper-Tests auf eine Covid-19-Infektion testen lassen. Alle Infos zu dem Zentrum gibt es hier.

Prinzipiell wolle man aber gar nicht unbedingt, dass sich alle Fluggäste direkt am Flughafen testen lassen, so heißt es aus der Luftfahrtbranche. Das würde wieder zu Menschenansammlungen am Flughafen führen, die man in Corona-Zeiten ja vermeiden wolle. Deshalb solle vor allem auf die bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden. Die Airlines loten deshalb gerade aus, inwiefern sich mit Privatkliniken auf Mallorca oder auch der öffentlichen Verwaltung zusammenarbeiten lässt, um die Tests zu stemmen. Denn in den wenigen Tagen, die noch bleiben dürften, bis die Testpflicht zu greifen beginnt, wird es kaum möglich sein, eine eigene Infrastruktur auf die Beine zu stellen.

Easyjet: Verantwortung liegt bei den Passagieren

Klar ist auch: Die Fluggesellschaften arbeiten nach Auskunft verschiedener Branchenvertreter zusammen. "Es hat ja keinen Sinn, wenn jeder seinen eigenen Pavillon vor dem Flughafen aufstellt", sagt die Sprecherin einer Airline. Allerdings scheren bereits manche Fluggesellschaften aus. Easyjet beispielsweise teilt mit, dass nach Meinung der Airline das Testen vor Abflug und bei Ankunft in der Verantwortung der Passagiere liege. Das sagte die Airline dem "Tagesspiegel". Eine direkte Testdurchführung seitens der Airlines im Zielgebiet sei organisatorisch und medizinisch nicht darstellbar.

Erste private Anbieter für schnell auswertbare PCR-Tests bringen sich bereits in Position. So hat sich der hessische Coronatest-Anbieter Medical Business Solutions und die private Krankenhausgruppe Clínica Juaneda unter dem Namen Safe Holidays Mallorca zusammengeschlossen, um die Testkapazitäten in den Kliniken auszubauen. Auch in Hotels sollen vor Ort zusätzliche Testmöglichkeiten geschaffen werden. Nach jetzigen Planungen sollen dann im Sommer bis zu 1,5 Millionen PCR-Tests im Monat möglich sein.

Fluglinien befürworten Tests statt Quarantäne

Prinzipiell ist das Echo der Fluggesellschaften auf die Entscheidungen der Bund-Länder-Beratungen einhellig positiv. Tests statt Quarantäne, das sei genau das, was die Branche gefordert habe. Es handle sich um eine Entwicklung in die richtige Richtung. Von Eurowings heißt es: "Im Gegensatz zu pauschalen Quarantäneregeln bieten regelmäßige Covid19-Tests wirksamen Infektionsschutz."

Ähnlich äußerte sich Matthias von Randow, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): "Konsequentes Testen ist ein wirkungsvolleres Mittel, um Infektionsrisiken zu minimieren, als nicht zu kontrollierende pauschale Quarantänepflichten." Und andere Stimmen aus der Branche sprechen gegenüber der MZ von einer "tollen Chance zu zeigen, dass die Teststrategie funktioniert", weshalb man mit viel Elan an die Umsetzung der neuen Richtlinien gehe.

Allerdings müssten die Tests für Reisende aus Nicht-Risikogebieten zeitlich begrenzt sein, forderte von Randow. So solle man nach dem geplanten Oster-Lockdown "wieder zur einer Regelung zurückkommen, die sich am tatsächlichen Infektionsgeschehen orientiert". Eine dauerhafte pauschale Aufrechterhaltung der Testpflicht ohne Orientierung am tatsächlichen Infektionsgeschehen sei nicht zielführend. Außerdem werfe sie grundsätzliche Fragen auf, "etwa wie denn solche Tests auch bei Bahn- und Autofahrten innerhalb Deutschlands umgesetzt werden - gerade vor dem Hintergrund, dass das Infektionsgeschehen innerhalb Deutschlands gegenwärtig deutlich stärker ist als in Nichtrisikogebieten mit einer Inzidenz von unter 50". Auch der Deutsche Reiseverband DRV wollte die Testpflicht auf Ostern beschränkt sehen.