Die Debatte um deutsche Osterurlauber auf Mallorca war in den deutschen Medien gerade wieder etwas abgeflaut, nun will die "Bild Zeitung" einen neuen Aufreger gewittert haben. "An Ostern werden wir nicht alle Urlauber testen können", zitiert die Zeitung den Mediziner Andreas Leonhard vom Deutschen Facharzt-Zentrum in Peguera und Santa Ponça - und schließt daraus, dass es auf der Insel zu Engpässen an Tests kommen wird, die deutsche Urlauber nach den neuesten Reisebestimmungen benötigen, bevor sie in ihre Heimat zurückfliegen. Was ist dran?

Nichts, sagt Antonio Fuster, Geschäftsführer der balearischen Vereinigung privater Gesundheitseinrichtungen (UBES). "Man muss ganz klar differenzieren zwischen kleinen Kliniken oder Praxen, die nur begrenzte Öffnungszeiten und Kapazitäten haben, und den großen Krankenhäusern, die rund um die Uhr geöffnet sind", erläutert Fuster. Zwar könne es durchaus sein, dass in den kleineren Praxen zum Zeitpunkt des höchsten Ansturms mal keine Tests mehr zur Verfügung stündenb. "Aber das heißt nicht, dass insgesamt im privaten Gesundheitssystem auf der Insel Engpässe auftreten werden." Im schlimmsten Fall müsse ein Urlauber vielleicht nach einer Absage in einem Arztzentrum ein anderes aufsuchen. "Aber es wird sich sicherlich jeder testen lassen können."

Dass das System trotz der schwierigen und sich ständig ändernden Reisebestimmungen gut auf Situationen wie die Testwelle nach Ostern vorbereitet sei, habe es bereits im vergangenen August bewiesen, als plötzlich zahlreiche Länder eine Reisewarnung für die Balearen aussprachen und von heute auf morgen Tausende von Urlaubern PCR-Tests benötigten. "Wir sind vorbereitet und es gibt genügend Tests, dass jeder zurückfliegen kann", so Fuster.

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Ratsam sei es, den Test nicht erst am Flughafen machen zu lassen. "Dass nicht alle 40.000 Osterurlauber, oder wie viele es nun sind, sich am gleichen Tag am Flughafentestzentrum testen lassen können, ist klar." Dort hat kürzlich der private Betreiber Eurofins Megalab ein Testzentrum eröffnet. Man könne dort rund 24 Tests in der Stunde bewältigen, sagt ein Sprecher. Am Mittwochmorgen war der früheste erhältliche Termin am 12. April.

Auch die Zusammenarbeit mit der balearischen Landesregierung lobt Fuster. Zwar sei es im Fall von Reisenden, die ohne Symptome einen Test anfordern, nicht Sache des öffentlichen Gesundheitssystems, die Tests durchzuführen, wie eine Behördensprecherin auf MZ-Anfrage betonte. Dennoch sei der Austausch zwischen dem balearischen Gesundheitsministerium und den privaten Gesundheitseinrichtungen eng und zufriedenstellend, so Fuster. "Uns Privaten wurde quasi die Aufgabe übertragen, Menschen zu testen, die keine Symptome haben, und der gehen wir ohne Probleme nach, ich kann also alle beruhigen."

Kapazitäten werden immer weiter aufgestockt

Dass man unterschiedliche Antworten auf mögliche Engpässe bekommt, je nachdem, ob man mit großen Kliniken oder kleinen Praxen spricht, spiegelt sich auch in einer MZ-Umfrage wider. Francisco Ferrer, Sprecher der Privatklinikgruppe Quironsalud, der mehrere große Privatkrankenhäuser in Palma angehören, hat "keinerlei Sorge, dass es gegen Ende der Osterwoche zu Problemen kommen könnte". Allein an PCR-Tests werde die Gruppe bis zum Anfang des Sommers 10.000 bis 20.000 pro Tag vorrätig haben, das Angebot werde bis dahin progressiv aufgestockt, berichtet er.

Auch die für deutsche Reiserückkehrern ebenfalls infrage kommenden Antigentests gebe es zur Genüge. "Die Bild-Reporter waren vorgestern bei uns", so Ferrer weiter. Er verstehe nicht, wie die Zeitung derartige Schlüsse ziehen könne. Schnelltests seien bei den Quironsalud-Einrichtungen momentan sowohl mit als auch ohne Termin möglich.

Die Lage in den Ärztezentren und Praxen

Derweil sind die kleineren Einrichtungen derzeit merklich ausgelastet - und entsprechend vorsichtiger, was das Auftreten möglicher Engpässe angeht. "Momentan haben wir genügend Tests, erst heute haben wir 400 neue Schnelltests bekommen, die dürften für die nächsten Tage reichen", so ein Mitarbeiter der deutschen Arztpraxis von Milanka Kraemer in Llucmajor. Auszuschließen seien Engpässe zum Ende der Osterferien in der Praxis aber nicht. Die Nachfrage sei hoch. "Ich kann mir schon vorstellen, dass an den Gerüchten etwas dran ist", so der Mitarbeiter.

Auch die Deutsche Arztpraxis in Cala d'Orkann sich derzeit vor Anfragen kaum retten. "Im Zwei-Minuten-Takt klingelt hier das Telefon", so ein behandelnder Arzt gegenüber der MZ. Es hätten sich so viele Leute gemeldet, die einen Antigentest machen wollten, dass bis zum 7.4. keine Termine mehr für sie frei sind. Die Praxis an der Ostküste hat ihre Öffnungszeiten daher über die Feiertage bewusst ausgeweitet. "Ich vermute, die Nachfrage ist in den anderen Praxen genauso hoch. Ich bin mir nicht sicher, ob wir so dauerhaft alle Menschen mit Tests versorgen können", so der Arzt weiterhin. Um die Telefonleitung für Notfälle frei zu halten, werden Kunden dringend gebeten, künftig per E-Mail (info@deutsche-arztpraxis-mallorca.com) einen Termin für den Antigentest zu vereinbaren.

Auch das Centro Médico Porto Pi in Palma de Mallorca hat seine Öffnungszeiten wegen der hohen Nachfrage zu den Osterfeiertagen erweitert und bietet nun auch von Gründonnerstag bis Ostermontag von jeweils 9.30 bis 13 Uhr die am meisten nachgefragten Antigentests an. Sie kosten dann 60 Euro. Die Möglichkeit, einen PCR-Test zu machen, besteht an den Feiertagen nicht. Es werden nur Patienten mit Vorabtermin behandelt. /somo/sw

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