Was würden Einschränkungen des Flugverkehrs zugunsten einer besseren Klimabilanz für die Verbindungen von und nach Mallorca und die Nachbarinseln bedeuten? Zu der in der deutschen Politik im Vorfeld der Bundestagswahlen am 23. September aufflammenden Debatte hat jetzt auch die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol (PSIB, Sozialistin) Stellung bezogen. In einem bereits Anfang der Woche mit der Funke Mediengruppe geführten Interview gibt sie zu bedenken, dass nicht alle Destinationen über den gleichen Kamm geschert werden dürfen.

Auf das deutsche Klimaschutzgesetz angesprochen, das Flugreisen ab 2030 stark verteuern soll, sagte sie: "Bei einer höheren Besteuerung von Flügen muss man genau hinschauen: Geht es um Verbindungen zu Inseln, die anders nicht erreichbar sind? Da muss man differenzieren." Die stark auf Tourismus ausgerichtete Wirtschaft auf Mallorca ist hochgradig von guten Flugverbindungen abhängig.

Außerdem verwies Armengol auf den Ausbau emissionsärmere Verkehrsmittel, "etwa Schiffe mit Gas- oder Wasserstoffantrieb". Die Ministerpräsidentin dürfte dabei etwa die neue mit Flüssigerdgas betriebene Schnellfähre der Fährgesellschaft Balèaria im Sinn gehabt haben, die sie tags darauf in Palma besichtigte.

In Interviews im deutschen Fernsehen hatten zuvor zwei der Kanzlerkandidaten für Auflagen im Flugverkehr ausgesprochen. So brachte Olaf Scholz (SPD) einen Mindestpreis für Kurz- und Mittelstrecken ins Spiel, der auch Auswirkungen auf Mallorca-Flüge hätte. Annalena Baerbock (Grünen) sprach indes darüber, den "globalen Flugverkehr insgesamt zu beschränken".

Details nannte Baerbocks nicht - und ließ sich darauf auch nicht festnageln. Der ZDF-Journalist Peter Frey hatte noch einmal nachgehakt: "Sagen Sie, einmal im Jahr nach Mallorca ist okay, aber nicht zehnmal?". Baerbock schüttelte den Kopf: „Nein, ich beschränke nicht da, wo jeder Urlaub macht. Jeder kann Urlaub machen, wo er will. Aber - jetzt ist es wichtig - was beschränkt werden muss, ist der globale Flugverkehr insgesamt".

Was bei einer drastischen Erhöhung der Flugpreise geschehen würde, ist in der mallorquinischen Öffentlichkeit bislang kaum diskutiert worden. Wenn von einem nachhaltigeren Tourismus die Rede ist, geht es meist um die Ausgestaltung vor Ort. So auch Armengol in einer anderen Passage des Interviews. Der Kampf gegen den Klimawandel sei Verantwortung aller, um dann fortzufahren: "Auf den Balearen haben wir in der vergangenen Legislaturperiode angefangen, in Zusammenarbeit mit der Branche einen Qualitätstourismus zu entwickeln, mit mehr Respekt vor der Natur und den Eigenheiten der Regionen (...) für die Balearen ist die Pandemie eine Chance, den Exzesstourismus hinter uns zu lassen."