Machen Sie doch den Selbstversuch: Stellen sich einfach mal eine Viertelstunde an die Fußgängerampel an den Avenidas auf Höhe der Plaça d’Espanya und zählen sie die Elektroautos, die in dieser Zeit quasi lautlos vorbeisurren. Sie werden feststellen, dass die Verkehrswende auf Mallorca zwar noch einige Zeit braucht, aber dass doch inzwischen mehr Elektrofahrzeuge auf den Inselstraßen unterwegs sind, als man landläufig meinen könnte.

Noch einiges aufzuholen

Wobei die Balearen und Spanien noch immer weit entfernt von den Zielen sind, die sich die Politik hierzulande für die Mobilitätswende bis zum Jahr 2030 gesteckt hat. Das sagt auch Xavier Morlà, der auf den Balearen der Vereinigung der Nutzer von Elektroautos AUVE (Asociación de Usuarios de Vehículos Eléctricos) vorsitzt. „Auf den Balearen stehen wir zwar ein wenig besser da als im landesweiten Vergleich, aber insgesamt hinkt Spanien im europäischen Vergleich doch sehr deutlich hinterher.“ Und dabei hat speziell Mallorca immer wieder bescheinigt bekommen, für Elektroautos ideal geeignet zu sein. Die Distanzen sind kurz, man kann ohnehin nicht so schnell fahren, und es ist meistens warm, was den Akkus der Autos entgegenkommt.

Zuschüsse schnell vergeben

Aber es geht voran, wie auch mehrere positive Nachrichten aus den vergangenen Monaten belegen. Die erste: Das Interesse der Bürger an der Elektromobilität zieht deutlich an. Im Dezember 2021 musste die Balearen-Regierung bei der Zentralregierung in Madrid anklopfen und im Rahmen des Programms Moves III weitere Gelder beantragen, damit die bis dato eingegangenen Anträge auf Förderung der Elektromobilität überhaupt bedient werden konnten. Die Menschen auf den Inseln hatten deutlich mehr Zuschüsse beantragt als erwartet, speziell für Ladeinfrastruktur. Das ist auch deswegen positiv, weil der Mangel an funktionstüchtigen Ladestationen auf der Insel nach wie vor ein Problem ist. Zwar sind über die Jahre etliche neue Stationen hinzugekommen, aber oft sind sie kaputt oder außer Betrieb.

Das Programm Moves III beinhaltet zwei unterschiedliche Subventionslinien – eine zur Anschaffung von Fahrzeugen mit Elektroantrieb und eine für den Kauf von Ladestationen. Erstere umfasste 6,3 Millionen Euro, die zweite war für die Inseln auf drei Millionen Euro beschränkt. Für den ersten Posten waren nach nur einem halben Jahr – die Zuschüsse starteten im Juli 2021 – bereits Anträge im Wert von drei Millionen Euro eingegangen, bei den Ladestationen wurde die Summe bereits um rund 1,5 Millionen Euro übertroffen.

Weiterhin bis zu 7.000 Euro

Die zweite gute Nachricht lautet: Wer sich derzeit auf den Balearen ein Elektroauto anschaffen will, kann mit dem Plan Moves III auch weiterhin maximal 7.000 Euro Zuschuss beim Autokauf beantragen, wenn er sein altes herkömmlich angetriebenes Fahrzeug verschrotten lässt und maximal 4.500 Euro, wenn er kein Auto zum Verschrotten besitzt. Prinzipiell läuft die Frist für die Beantragung der Subventionen von Moves III noch bis zum 31. Dezember 2023, sollte das Geld vorher ausgeschöpft sein, was wahrscheinlich ist, dürfte der Staat noch einmal Mittel lockermachen.

Dazu passt eine dritte gute Nachricht: Elektroautos sind auf den Inseln – anders als die meisten anderen Produkte – günstiger als im landesweiten Vergleich. Laut einer Statistik, die Ende Januar vom Institut der spanischen Automobil-Wirtschaft herausgegeben wurde, zahlen die Balearen-Bürger spanienweit hinter der Region La Rioja die niedrigsten Preise für ein Elektroauto. Im Durchschnitt kostet ein solches Fahrzeug auf den Balearen 23.148 Euro, in La Rioja sind es 22.382 Euro. Im spanienweiten Vergleich muss man im Schnitt mit 26.591 Euro für die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs rechnen.

Immer mehr Zulassungen

Der Anteil der Elektrofahrzeuge an den Neuzulassungen steigt stetig. Im vergangenen Jahr wurden auf Mallorca insgesamt 1.083 Autos, Transporter und Zweiräder mit Elektroantrieb zugelassen. Dazu kamen weitere 3.538 Hybrid-Fahrzeuge. Insgesamt ist das eine Verdopplung der Zahlen im Vergleich zum Vorjahr.

Gleichzeitig gehen die Zulassungen mit herkömmlichen Antrieben teils deutlich zurück. Bei den Diesel-Autos wurde auf den Inseln ein Rückgang von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr registriert, bei den Benzinern immerhin zehn Prozent. Noch eine Zahl deutet auf ein immer stärkeres Umdenken der Bevölkerung hin: Die Zahl der Neuzulassungen mit Elektroantrieb stieg im vergangenen Jahr erstmals auf den Stand der Zulassungen mit Diesel-Antrieb, rund 1.000 Autos und andere Fahrzeuge.

Eine Frage der Einkommen

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Aber es gibt auch immer noch große Hindernisse für die Elektromobilität: Laut einer Studie des Dachverbandes der Autohäuser in Spanien, Faconauto, besitzen hierzulande nur 19 Prozent der Bevölkerung die wirtschaftliche Möglichkeit, sich ein Elektroauto kaufen zu können. „Damit geht die Verkehrswende an einem Großteil der Menschen vorbei“, kritisiert der Präsident von Faconauto, Gerardo Pérez.

Dieses Problem sieht auch Xavier Morlà. „Das Durchschnittsgehalt in Spanien ist sehr niedrig, was die Anschaffung eines Elektroautos für viele unmöglich macht.“ Faconauto rechnet damit, dass auch aufgrund der Coronakrise die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos zunächst stagnieren wird und erst ab 2026 wieder mit deutlichen Zunahmen zu rechnen ist. Dann sollten die Stromer laut den Vorhersagen etwa 20 Prozent am landesweiten Fuhrpark ausmachen.