Es war der letzte Urlaubstag: Eine Urlauberin beschloss an den beliebten Naturstrand Es Trenc zu fahren. Was einfach und friedlich klingt, endete in einer Odyssee. Aber das wusste sie an diesem sonnigen Junitag noch nicht. Sie parkte in einer blauen Zone in Ses Covetes, zog ein Ticket und legte es ins Auto. Doch wie es so ist, vergaß sie am Strand schnell die Zeit und kam letztendlich zehn Minuten nach Ablauf ihres Tickets zum Auto zurück. 

Da war er dann schon, der Strafzettel. Da die Urlauberin kein Spanisch spricht, konnte sie nur die Gebühr entziffern: 80 Euro. Das waren teure zehn Minuten … Sie fuhr zurück nach Palma und traf sich mit einer befreundeten MZ-Redakteurin, der Autorin dieser Zeilen. Ich erklärte ihr direkt neunmalklug, dass sie statt 80 Euro nur drei Euro hätte zahlen müssen. Denn wer innerhalb der ersten Stunde nach Erhalt des Strafzettels einen Betrag von je nach Gemeinde drei bis fünf Euro zahlt, kann das Knöllchen dadurch annullieren. Auf dem Strafzettel stand diese Information nur auf Spanisch und Katalanisch. „Da bin ich wohl in eine Touristenfalle getappt“, sagte die Freundin resigniert.

In Palma kann man Strafzettel am Geldautomaten zahlen

Es hieß also wohl oder übel zahlen. Nur wie, war die Frage. Auf dem Strafzettel der Gemeinde Campos stand kein Konto, nur die Adresse des Büros der balearischen Steuerbehörde (ATIB) in Campos. Das Problem: Die Freundin flog direkt am nächsten Morgen, und ich arbeite als MZ-Redakteurin unter der Woche in Palma. An Wochenenden ist das ATIB-Büro geschlossen. Sorgen machte ich mir dennoch nicht: Das würde ich in wenigen Tagen klären, sagte ich der Freundin. Schließlich ist es das Jahr 2022, und der Staat will das Geld haben, da sollte es nicht zu kompliziert sein, es zu überweisen…

Also ab zur Bank. Wer in Palma einen Strafzettel bekommt, kann ihn an Geldautomaten oder Schaltern der größeren Banken und Sparkassen wie Banco Santander und La Caixa bezahlen. Nicht so, wenn das Knöllchen aus Campos stammt. „So einen Strafzettel habe ich noch nie gesehen“, sagte die Mitarbeiterin der Bank, „da weiß ich auch nicht, was damit zu machen ist.“

Innerhalb der ersten 20 Tage zahlt man nur die Hälfte

Nächster Versuch: Die balearische Steuerbehörde besitzt ein Online-Bezahlformular. Nur werden dort Daten abgefragt, die nicht auf dem Strafzettel stehen. Langsam geriet ich ins Schwitzen. Denn da war ja auch noch eine Frist: Wer innerhalb der ersten 20 Tage seinen Strafzettel bezahlt, muss nur die Hälfte zahlen. Auch das ist etwas, was Urlaubern nicht unbedingt mitgeteilt wird. Und diese Deadline rückte immer näher. 

Immer wieder versuchte ich nun, beim ATIB-Büro in Campos anzurufen, steckte dort in der Warteschleife, lernte die metallisch schallende Fahrstuhlmusik auswendig. Doch immer wieder brach das Telefonat ab, ohne dass jemand den Hörer abnahm. Da war, so scheint es, nichts zu machen. 

Ein letzter Versuch

Und so kam es, dass eines Tages die Frist abgelaufen und immer noch nicht bezahlt worden war. Vielleicht wollte Campos unser Geld ja nicht? Oder sollte ich mir einen Urlaubstag nehmen, um den Strafzettel zu bezahlen, quasi als doppelte Strafe für die Unachtsamkeit der Freundin? 

Einen letzten Versuch wagte ich dann doch noch. Es läutete kurz, dann ging eine freundliche Dame an den Apparat. Sie erklärte mir, dass ich den Strafzettel entweder beim ATIB-Büro in Palma bezahlen oder ein Foto des Strafzettels per Mail an das Büro in Campos schicken könnte. Das tat ich dann auch. Der Strafzettel war mittlerweile so ausgeblichen, dass er nur noch schwer zu entziffern war. Und siehe da, Campos wollte das Geld doch. Nur wenige Stunden später erhielt ich ein Dokument zugeschickt, auf dem alle notwendigen Daten für die Onlinezahlung standen. Kulanterweise mussten die Freundin und ich trotz Ablauf der Frist nur 40 Euro zahlen. Von da an ging alles ganz einfach