Es ist noch nicht Mittag an der Plaça d'Espanya, dem Verkehrsknotenpunkt im Zentrum von Palma de Mallorca. Die Julihitze brennt aber schon jetzt nieder. Schatten ist ein rares Gut. Es weht kaum ein Lüftchen. Die Bushaltestellen sind überfüllt. Wer von hier aus schnell irgendwo hin muss, hat nur ein Ziel: ein Taxi nehmen. Aber das ist schon seit Längerem ein Ding der Unmöglichkeit.

Palmas Nahverkehr ist überlastet. Im Mai kamen schon anderthalb Millionen Touristen nach Mallorca. Jetzt dürften es noch viele mehr sein. Aber aufgestockt wurde der Fuhrpark der Taxiunternehmen deswegen nicht.

Fünf Taxis innerhalb von zwei Stunden

Um 11.30 Uhr steht Antonia Ríos am Taxistand, wo die Wagen in Richtung Flughafen abfahren. Ihr Flieger nach Barcelona geht erst um 17 Uhr, aber sicher ist sicher. Die Bürger der Stadt wissen schon, wie es um die Verfügbarkeit bestellt ist. Die Sorge ist nicht unbegründet: Im Laufe von zwei Stunden fahren an diesem Mittag gerade mal fünf Taxis an den Stand. Allerdings hätte die Dame auch den Bus der Linie 1 nehmen können.

Hinzu kommt noch ein anderes Problem, das eine Frau namens Marga beschreibt: "In jeder europäischen Stadt wäre es normal, dass man fragt, wer als letzter in der Schlange steht und sich entsprechend hinten anstellt. Aber hier nicht. Es scheint, dass die Urlauber ihre Erziehung vergessen, wenn sie ankommen." Immer wieder kommt es unter der brütenden Hitze zu Streit, weil sich Passagiere nicht an die Regeln halten.

Was tagsüber ein Problem ist, wird nachts nicht besser. Er habe schon mal drei Stunden am Paseo Marítimo auf ein Taxi gewartet, erklärt Guillermo Jimenez. "Ich verstehe das nicht. Warum kann man nicht mehr Taxifahrer einstellen. Es gibt viele Leute, die den Job gerne machen würden, aber die Hürden sind sehr hoch."

Das Problem ist aber nicht die Anzahl der Taxifahrer, sondern die Menge der Lizenzen. Diese kostet bis zu 200.000 Euro, wenn man sie von einem Kollegen abkauft. Neue Lizenzen werden praktisch nicht ausgestellt. Um den Taxis nicht die Kundschaft zu rauben, sind Dienstleistungen wie Uber verboten.

Taxi bestellen unmöglich

Wer telefonisch ein Taxi bestellen will, ist nicht besser dran als die Passagiere auf der Straße. Die Taxizentralen sind teilweise stundenlang besetzt. Ein Umstand, den diese unumwunden zugeben. "In früheren Jahren gab es nur in Ausnahmen eine Überlastung. Aber was derzeit passiert, haben wir noch nie erlebt", erklärt die Sprecherin einer Taxizentrale.

Den Ansturm kann man auch in Zahlen bemessen. Laut des Anbieters Taxis Palma Radio, wurden vor der Pandemie pro Monat nie mehr als 85.000 Fahrten über den Dienst organisiert. Im Jahr 2021 wurden erstmals 90.000 erreicht. Im Juni diesen Jahres waren es dann 115.000 - ein Anstieg um 27 Prozent.

Manche Taxileitstellen geben nicht mehr konkrete Aufträge an die Fahrer durch, sondern geben einen allgemeinen Hinweis, wenn irgendwo besonders viele Menschen ein Taxi anfragen. Andere sollen - so erzählt man sich - die Anrufe nach besonders lukrativen Auftraggebern filtern. Also etwa nur jene annehmen, die von einem Hotel kommen.

Die Taxileitstellen verweisen auf die unerwarteten Urlaubermassen als Grund für den Mangel. "Immer wieder sieht man Busse, die nicht mehr an den Haltestellen stoppen, weil sie rammelvoll sind. Was macht man also, wenn man da wartet? Man ruft ein Taxi", erklärt eine andere Sprecherin.

Am Flughafen gibt es viele Taxis

Der Mangel an Fahrern ist aber nur ein Teil des Problems. Denn Taxis gibt es schon, sie sind nur nicht im Zentrum von Palma. Am Flughafen hingegen bilden sich lange Schlangen der weiß getünchten Autos. Nicht nur der Bereich direkt vor dem Terminal ist komplett voll, auch der Reserveparkplatz, ein Stück abseits ist gut gefüllt. Trotz der teilweise langen Wartezeiten ist das für die Fahrer offenbar lukrativer, als Fahrten durch die Stadt anzubieten. Die gute Auftragslage führt zu einer kuriosen Situation.

Am Flughafen gibt es Taxis in Hülle und Fülle. B. Arzayus

Die Taxifahrer selbst können sich den Mangel im Zentrum nicht so einfach erklären. Magdalena Bonnín etwa weist darauf hin, dass sie vom Rathaus "gezwungen" werden, mindestens acht Tage pro Monat im Stadtzentrum zu arbeiten. An diesen Tagen darf sie weder am Flughafen, noch am Hafen, noch an der Playa de Palma arbeiten. Andere Fahrer, wie José Bauzà, verweisen auf die vielen Autos auf den Straßen als Grund für die Verzögerungen und den Taximangel. "Für eine Strecke, die normalerweise 15 Minuten dauert, braucht man manchmal 50 Minuten", erklärt er.