Wenn Wohnungen sich in Menschen verlieben könnten – statt Menschen in Wohnungen – dann wäre dieses Apartment in einem herrschaflichen Haus in Palmas Altstadt bestimmt mit einem galanten Gentleman liiert. Die Deckenhöhe von 3,35 Meter spricht dafür. Auch die handbemalten Fliesen und die mit Glasmalereien verzierten Flügeltüren.

Dass die 150 Quadratmeter große Wohnung so viel Eleganz und Weiblichkeit ausstrahlt, wie ihre Stilberaterin ihr eingehaucht hat – das ist offensichtlich. „Ich hatte schon immer einen guten Blick für Räume und ein Faible für Einrichtung", sagt die 50-jährige Mieterin, die seit zehn Jahren in der Nähe von Palmas Kathedrale zu Hause ist. Das oberste Gebot heißt, nichts zu überstürzen. Sich im Möbelhaus eine Küche sowie Wohn- und Esszimmer von der Stange auszusuchen, kam für die ehemalige Deutschlehrerin nicht in Frage. Ihre erste Grundausstattung bestand aus einem Bett, Schrank und Kühlschrank sowie zwei alten Sitzmöbeln, die sie beim Einzug aus Deutschland mitbrachte. „Das waren die ersten Wohnzimmersessel meiner Eltern, die ein Polstermeister neu bezogen hat."

Die Einrichtung der insgesamt sieben Zimmer ist langsam gewachsen, ein Teil fügte sich an das andere. Zum Beispiel ein knallrotes Ledersofa mit Audrey-Hepburn-Bildern und einem Art-déco-Stuhl aus Berlin, den die Residentin auf einer Versteigerung erstanden hat. Im Badezimmer flirten Jean-Paul-Gaultier-Parfümflakons, alles Sammlerstücke, mit einer Meerjungfrau aus Gips. Und die bunt bemalten Südseefische aus Holz beobachten von der Wand das Stelldichein.

Als Sammlerin von Antiquitäten würde sich die Dekorationskünstlerin nicht bezeichnen. Wenn überhaupt, sammelt sie hier und da Ideen ein. Zum Beispiel auf Spaziergängen durch ihre Lieblingsstadt Berlin, auf Reisen durch marokkanische Städte oder auch mal in Magazinen. Die amerikanische Frauen-Büste aus den 1920er Jahren, die auf der Anrichte im Esszimmer thront, hat sie in einem kleinen Trödelladen in Stuttgart gefunden. Wie ein rohes Ei wurde die nackte Lady im Handgepäck dann nach Palma transportiert.

„Ich liebe es, wenn nicht alles glatt und aus einem Guss ist." Kleine Defekte wie Bohrlöcher in den Wänden sind für sie keine Makel, sondern Inspirationsquellen. Auf den Löchern in der Wand kleben jetzt Muscheln vom Strand, unschöne Stellen an der Decke wurden mit wieder abziehbaren Wallpaper-Aufklebern überdeckt. Und: Sich schön einzurichten muss nicht unbedingt teuer sein. „Man kann auch mal einen preiswerten Ikea-Tisch mit Art- déco-Möbeln kombinieren." Wenn die Mischung stimmt und man Mut hat, Neues auszuprobieren. So hängte die gebürtige Göttingerin statt einem gleich zwei Audrey-Hepburn-Porträts übers Sofa.

Auch der große goldfarbene Rahmen hat eine andere Wohnkarriere gemacht als ursprünglich vorgesehen. Statt einen Spiegel zu rahmen, umschmeichelt er ein schulterfreies Ballkleid aus den 1920er Jahren. „Das Kleid hatte ich einziges Mal auf einer Party an und wollte es danach nicht im Kleiderschrank verstecken."