Nichts ist in der 200 Jahre alten Finca Lobo so, wie es einmal war. Der alte Kaninchenstall ist nun die Küche, die Scheune das Esszimmer, der Schweine­stall das Arbeitszimmer, die Zisterne die Bodega. Und unterm Dach, wo früher Stroh und Heu gelagert wurden, haben Brigitte Blobel und Wolfram Bickerich eine Galerie mit Bibliothek einbauen lassen. „Ich habe mir immer eine Bibliothek im ersten Stock gewünscht“, erzählt der Journalist und Autor Wolfram Bickerich. „In solch einer Bibliothek passieren im Krimi die Morde.“

Auf der Finca Lobo geht‘s friedlich und im Vergleich zu Agatha-Christie-Plots harmlos zu. Vor dem Haus stolzieren zwei tolle Exemplare von Gänsen über die Wiese, der Hausherr sitzt ein wenig erschöpft auf der Terrasse und erholt sich von der Weinernte am Tag zuvor. Zum Anwesen gehört ein drei Hektar großer Garten mit zwei Weinbergen, Aprikosen- und Orangenbäumen, Gemüsebeeten und Hühnergehege. „Auf Mallorca in einem ganz normalen Ferienhaus zu leben, das wäre uns viel zu langweilig“, sagt Wolfram Bickerich.

Das Ehepaar fand das alte Landgut vor zehn Jahren über einen mallorquinischen Makler. Eine Ruine in Form eines Schuhkartons, aber mit Potenzial. Das Paar entschied, den Charakter des 120 Quadratmeter großen Bauernhauses zu erhalten. Die Fenster wurden nicht vergrößert, nur durch moderne Holzfenster ersetzt. An Stelle des Scheunentors befindet sich nun ein Fenster, zwei kleine Räume legten die Besitzer zu einem großen Wohnzimmer zusammen, darin blieb die Kochstelle der ehemaligen Küche erhalten. Den Fußboden des Wohnzimmers zieren jetzt handgefertigte Fliesen aus Campos, in unregelmäßigen Abständen ließen die Hausbesitzer blaue Keramik­sterne dazwischen setzen. Die Sterne verlieren sich auf der weiß getünchten Treppe, die in die obere Etage führt, und weisen den Weg ins Schlafzimmer. „Im Schlafzimmer kann man noch einen original Falkenstein in der Wand besichtigen“, sagt Brigitte Blobel. Da das Dach beim Umbau angehoben wurde, befand sich der frühere Landeplatz der Greifvögel plötzlich im Raum. „Eins meiner Jugendbücher heißt ‚Der Ruf des Falken‘, der Stein musste also unbedingt erhalten bleiben“, so die Schriftstellerin und Drehbuchautorin.

Auch im Esszimmer, über dem die Bibliothek schwebt, gibt‘s Überbleibsel aus dem Landleben. In einer Ecke klafft das ojo del toro. „Der Stier wurde von den anderen Tieren getrennt gehalten“, erzählt Brigitte Blobel. „Durch ein Loch in der Wand durfte er aber am Familiengeschehen teilnehmen.“ Neben dem Scheunenfenster ragt die Rückseite des Brunnens in den Raum hinein. „Ein wenig Platz nimmt er natürlich weg, wir haben uns trotzdem entschieden, den Brunnen zu lassen, wo er ist.“ Hingucker im Raum ist ein massiver Eisenleuchter, der von der Bibliothek an einer Eisenkette über dem Holztisch herabgelassen werden kann.

Zum Schreiben und Kreativsein ziehen sich die Autoren in getrennte Räume zurück. Wolfgang Bickerich arbeitet in einem holzvertäfelten Büro mit vielen Büchern an der Wand, seine Frau sitzt direkt über ihm an in ihrem Schreibtisch. „Im Winter frühstücken wir gerne oben in meinem Büro, da scheint die Morgensonne herein.“ Und auch zum abendlichen Stelldichein führt der Weg an Brigitte Blobels Computer vorbei und über eine kleine Treppe aufs Dach. „Das ist unsere Happy-Hour-Terrasse!“ sagt die gebürtige Hamburgerin und zeigt auf den marokkanisch inspirierten Ausguck mit einer gemauerten Steinbank. Das kräftige Blau der arabischen Keramikfliesen konkurriert tagsüber mit dem azul-farbenen Himmel. „Nachts legen wir uns mit dicken Kissen hier oben hin und gucken in den fantastischen Sternenhimmel.“