Am liebsten hätte sie sich ein Lehmhaus auf dem Land gebaut, doch das wäre zu teuer gewesen, sagt ­Gabriela Maßmann. Nun lebt die Malerin in einem ehemaligen Schuppen zwischen Porreres und Montuïri, und an ein Lehmhaus erinnert darin nur der unebene Fußboden. Der ist zwar aus Beton, der mit flüssigem Wachs bestrichen wurde - wirkt aber wie von Hand festgeklopft. In einer Ecke schimmert er grün. „Der Boden sollte eigentlich überall grün aussehen, wie Meeresboden, ich habe aber zu wenig Pigmente unter den Beton mischen lassen.“

Mit den geraden Linien und dem minimalistischen Äußeren wirkt das ­Zuhause der Künstlerin wie ein Ableger der Bauhaus-Architektur, „die sich als Gesamtkunstwerk mit den anderen Künsten verbindet“, wie es im Lexikon heißt. Die „anderen Künste“ sind bei Gabriela Maßmann klein- und großformatige Öl-­Porträts, filigrane Tonskulpturen aus Bali, eine Hochzeitstruhe aus Sumatra, Lampen aus getrockneten Palmblättern, eine Badewanne mit Blick auf die Tramuntana …

„Als ich den Schuppen 2004 das erste Mal gesehen habe, war er gespenstisch hässlich“, erinnert sich die gebürtige Berlinerin. „Aber ich habe sofort gespürt, dass mir der Platz gut tut.“ Auch Gabriela Maßmanns Mutter schien von diesem Platz gewusst zu haben, obwohl sie noch nie auf Mallorca war. „1992, zwei Jahre bevor meine Mutter starb, zeichnete sie ein Aquarell mit zwei Häusern, einem Garten und einem Fluss.“ Die Anordnung der gemalten Gebäude auf zwei Ebenen entspräche genau dem Haupt- und Gästehaus bei Porreres. Das Wasser hat sich Gabriela Maßmann mit dem neu angelegten Pool ins Heim geholt.

Der Umbau der Remise - die zwei kleine Räume, eine Tür und ein Fenster besaß - zum Wohnhaus mit Schlafzimmer, Bad, Atelier und Küche hat fünf Monate und zehn Tage gedauert. Die Besitzerin erinnert sich genau, war sie doch jeden Tag auf der Baustelle. So gingen die Arbeiten zügig voran. „Meine Prämissen hießen Licht und keine Treppen. Und möglichst alles zu nutzen, was da ist.“ So wurde die ehemalige Garage in ein Gästezimmer für Freunde umfunktioniert, der alte Geräteschuppen in Dunkelkammer und Abstellraum. Und aus getrockneten Palmblättern aus dem Garten hat Gabriela Maßmann zwei Wandleuchten gebastelt. Größere Palmenwedel kommen auch mal als Schattenspender vor dem Fenster zum Einsatz.

„Ich wollte unbedingt in alle vier Himmelsrichtungen einen Ausgang haben“, sagt die Malerin, die seit 14 Jahren auf Mallorca lebt und auch ausstellt. So kann sie vom Schlafzimmer direkt in den Garten treten, von Küche und Atelier auf die Terrasse mit Pool und vom Eingangsbereich auf die vordere Terrasse mit Bergblick. Für viel Licht in dem rund 40 Quadratmeter großen Atelier sorgt neben der Terrassentür vor allem der verglaste Dachaufbau.

Bei der Überlegung, wo Fensteröffnungen ins Mauerwerk und Regale in die Wand geschlagen werden sollten, ging die Künstlerin pragmatisch vor. „Ich bin durchs Haus gelaufen und habe die Arme ausgestreckt. Nach dem Motto, so groß bin ich, da komm ich ran.“ In der Wohnung gibt‘s nur eine einzige Tür, das ist die zum WC. Die anderen Lebens­bereiche sind durch vorspringende Wände und farbliche Gestaltung voneinander getrennt. Die Rückwand des Schlafzimmers ist zum Beispiel orangerot gestrichen, die Morgensonne bringt es zum Leuchten. Da die Wand nicht bis zur Decke reicht, klettern die Sonnenstrahlen abends von der anderen Seite in den Raum. Ein kleines Detail mit großer Wirkung.

Für die Küche hat Gabriela Maßmann keinen Platz verschwendet. Sie ist klein und funktional, zwischen Herd und Spülmaschine stehen Teller und Töpfe in gemauerten Regalen. Einmal im Monat bekocht sie Freunde und Bekannte auf ihrer Terrasse, die dann zu einer Art Freiluft-Salon wird. „Wir essen, lachen und diskutieren zusammen, und es entstehen immer wieder neue Kontakte.“