Von Frank Feldmeier

Weitere sind im Bau, viele ge-plant und noch mehr beantragt - der Solar-Boom Spaniens ist auf Mallorca angekommen. Im balearischen Industrie- und Energieministerium liegen derzeit Anträge für 30 Anlagen vor, sie entsprechen etwa 83 Megawatt. Mit der Leistung von zwei Megawatt ließe sich Energie für 1.200 Haushalte erzeugen. „Wir haben bislang acht Genehmigungen ausgestellt", sagt Abteilungsleiterin Maria Magdalena Tugores. Mit der Installation habe erst ein halbes Dutzend begonnen. Kleinere Anlagen hätten allerdings auch die Inselräte genehmigt.

Aussicht auf hohe Renditen

Den Boom angeschoben hat die Aussicht auf hohe Renditen: Die spanische Regierung hat eine staatliche Vergütung für eine Laufzeit von 25 Jahren festgelegt, die Investoren vom spanischen Festland, aber auch aus dem EU-Ausland anzieht. Garantiert sind bislang 44 Cent pro produzierter Kilowattstunde bei Anlagen bis zu 100 Kilowatt - sicher verdientes Geld.

„Es ist ein Boom, aber kein gewachsener Prozess", sagt Heinz Torwie, Geschäftsführer von Solarta. Zusammen mit zwei mallor-quinischen Firmen treibt er den Bau des Solarparks in Can Verd voran. Die Paneele sollen anschließend in Paketen zu 100 Kilowatt an Kunden vor Ort verkauft werden, der Finca-Besitzer erhalte eine Miete. Beantragt seien zudem vier weitere Anlagen mit einer Leistung von insgesamt acht Megawatt - in Steinbrüchen in den Gemeinden Campos und Manacor sowie in den Gemeinden Porto Cristo und Petra. „Wir rechnen in Kürze mit der Genehmigung", sagt Torwie.

Deutsche Firmen am Ball

Um die Interessen von Investoren und Installationsfirmen zu bündeln, wurde im Mai neben einem bereits bestehenden Verbund von Installationsfirmen (APERBAL) die balearische Vereinigung für erneuerbare Energien (ABER) ins Leben gerufen. Unter den Mitgliedern befinden sich spanische Ableger der deutschen Unternehmen KS Management und Solar-Protect aus Baden-Württemberg, sie planen Solarparks auf einer ehemaligen Mülldeponie bei Peguera sowie in der Gemeinde Santa Margalida. „Von den Anlagen, die derzeit genehmigt sind und gebaut werden, sind es die größten auf Mallorca", sagt Antonio Jiménez, Sekretär von ABER. „Es laufen aber Anträge für Projekte mit der doppelten Größe." Mitglieder trieben derzeit sechs Solarparks mit einem Potenzial von 21 Megawatt auf Mallorca voran.

Einen Mega-Solarpark von 15 bis 20 Megawatt will die Firma Doysol errichten, für eine Investitionssumme von 150 Millionen Euro. Er muss allerdings noch genehmigt werden. Geschäftsführerin Simone Engel kritisiert, dass das spanische Gesetz eine Bankbürgschaft je nach Leistung der Anlage vorsieht - bei 15 Megawatt beliefe sich die Summe auf 7,5 Millionen Euro. „Im Gesetz ist nicht eindeutig geregelt, in welchen Fällen die Bürgschaft fällig wird", so Engel, „wir wären der Willkür der Behörden ausgeliefert." Man habe sich deswegen an die Europäische Kommission gewandt, um eine Nachbesserung der gesetzlichen Vorgaben zu erreichen.

Die Flut der Anträge hat inzwischen auch die Umweltschützer auf den Plan gerufen. So wird beim balearischen Umweltschutzverband GOB die saubere Energie zwar begrüßt. Doch brauche es einen Ordnungsplan, ansonsten drohe eine massive Verschandelung der Landschaft Mallorcas. Kleinen Anlagen müsse der Vorzug gegeben werden.

Einig sind sich alle, dass die Sonnenenergie derzeit die größten Chancen bietet, eine Alternative zu den fossilen Energieträgern Kohle und Heizöl zu schaffen, mit denen bislang die Kraftwerke auf Mallorca betrieben werden. „Wenn wir zur Reduktion der Treibhausgase beitragen wollen, müssen wir auf Photovoltaik setzen", so Tugores vom Energieministerium.

Bei den Solarfirmen wird zudem darauf verwiesen, dass die alternative Energie auch ohne größere Eingriffe in die Landschaft möglich sei. „Wenn man zehn Prozent des Strombedarfs auf der Insel durch Photovoltaik liefern will, müssten pro Hektar sieben Quadratmeter Solarmodule aufgestellt werden", rechnet Torwie vor. „Das ist landschaftlich vertretbar." Die Module in Can Verd etwa seien nur 1,60 Meter hoch und würden hinter Tuja-Büschen versteckt. Die Solarenergie biete sogar die Chance, Mallorcas Kulturlandschaft zu erhalten. Torwie nennt das Beispiel eines mallorquinischen Großgrundbesitzes: Die Mieteinnahmen für eine 2,1 Megawatt-Anlage füllten die Lücke der nicht mehr rentablen Landwirtschaft, mit dem Geld könnten nun Gebäude und Natursteinmauern erhalten werden.

Keine Planungssicherheit

Klaas Reuss, Geschäftsführer von Enertec, fordert von der Landesregierung eine deutlichere Positionierung für die Solarenergie. Man müsse die Chance ergreifen, sich als Destination für den Ökotourismus zu profilieren. Die Solarparks böten pädagogisches und gesellschaftliches Potenzial, sie könnten etwa von Schulklassen besichtigt werden. Reuss wartet derzeit noch auf die Genehmigung für einen Drei-Megawatt-Solarpark in der Gemeinde Santanyí, der über eine eigens gegründete Gesellschaft beantragt wurde.

Bei weiteren Projekten sei jedoch erst einmal Vorsicht geboten, so Reuss: „Es herrscht jetzt das große Zittern." Grund: Der Solar-Boom hat sich als so groß erwiesen, dass die ursprünglich angestrebte Quote von knapp 400 Megawatt in Spanien im Jahr 2010 laut Industrieministerium bereits am 28. September dieses Jahres erreicht wurde - jetzt gilt eine einjährige Übergangsfrist, nach der Madrid die Vergütung senken will. „Die Regierung versucht zu bremsen, was zu bremsen ist", sagt Torwie.

Und auch das neue Ziel von spanienweit 1.200 Megawatt wird wohl schon weit vor dem Jahr 2010 erreicht sein. Ein neuer Vorschlag sieht deswegen vor, in Zukunft nur noch 31 Cent pro Kilowattstunde für neue Freilandanlagen zu zahlen, unabhängig von ihrer Größe. Stärker gefördert werden sollen dagegen Anlagen auf Dächern, je nach Leistung mit zwischen 33 und 44 Cent pro Kilowattstunde. In Deutschland dagegen sinkt der Vergütungssatz abhängig vom Antragsjahr von Jahr zu Jahr um einen gewissen Prozentsatz. Wir vermissen in Spanien eine langfristige Planung", sagt Torwie: „Wenn ich nicht weiß, ob ich in einem Jahr noch eine bestimmte Vergütung bekomme, kann ich nicht vernünftig planen." In der Druckausgabe lesen Sie außerdem: Solarparks in Spanien im ÜberblickEnergieministerium: Die Bevölkerung reagiert sensibel auf BebauungProjekt: Parkplatz mit Sonnendach