Von Tom Gebhardt

Seine Anbaufläche - man erreicht sie auf einem etwa zehn Kilometer langen Feldweg, der von dem Dörfchen Porreres aus in unbesiedelte Gebiete führt - sieht aus wie ein großer verwilderter Garten. Hier wächst, teils wild, teils angebaut, was er zusammen mit seiner Familie auf dem Markt anbietet. Sein Starprodukt: Ökokräutersalz - aus Meersalz und typisch mallorquinischen Kräutern. Bislang war das ein Geschäft, mit dem Familie Arranz gerade so über die Runden kam. Doch jetzt könnten sich die Jahre des bescheidenen Lebenswandels auszahlen. Mit Unterstützung der neuen Landesregierung hat Arranz in diesem Sommer seinen wilden Kräutergarten in die Öko-Anbau-Liste eintragen lassen. Mitarbeiter aus dem Landwirtschaftsministerium nahmen Wasserproben und besuchen seinen Garten nun zwei Jahre lang regelmäßig, bis sie ihm schließlich das CBPAE. Gütesiegel verleihen. „Ich habe schon immer ökologisch angebaut, und meine Kunden auf dem Markt wissen das. Aber mit dem Siegel kann ich das Produkt auch exportieren", sagt Arranz. Schon jetzt gebe es Interessenten in Deutschland. Die Familie Arranz ist nicht die einzige. Immer mehr mallorquinische Landwirte stellen auf den kontrolliert biologischen Anbau um. Waren es vor zehn Jahren gerade mal ein paar Dutzend Überzeugungstäter, hat sich inzwischen herumgesprochen, dass sich die Mühe lohnt. Von 1996 auf 2001 hat sich die Anbaufläche von rund 1.400 Hektar auf etwa 6.200 erhöht. Und in den vergangenen fünf Jahren hat sich die Fläche erneut verdreifacht (siehe Statistik). Rund ein Zehntel der auf den Balearen bestellten Äcker ist inzwischen pestizidfrei, damit liegen die Inseln über dem spanischen Durchschnitt - und die Tendenz ist steigend. Neue Regierung, neue Chancen

Mit dem Regierungswechsel von der konservativen PP zum Mitte-Links-Bündnis aus Sozialisten, Grünen und Nationalisten sehen viele Landwirte eine neue Chance, ihre Produktion umzustellen. In Santa Maria wurde ein Bio-Wochenmarkt gegründet, und auf mallorquinischen Landwirtschaftsmessen ist die Balearen-Regierung regelmäßig mit Ständen vertreten, die für den ökologischen Landbau werben. Und wenn der Wahlkampf für die spanischen Parlamentswahlen im März 2008 in die heiße Phase geht, sollen neue Umweltschutz-Maßnahmen angekündigt werden. Zum Beispiel will man Schulküchen dazu verpflichten, biologisch angebaute Zutaten zu verwenden (siehe Interview). Auch der Verbraucher scheint sich immer mehr für Bioprodukte zu interessieren. Hier gebe es freilich noch großen Nachholbedarf, wie Joan Sebastian Nuño - Vorsitzender des Verbands der Bioläden und Reformhausbetreiber auf Mallorca - sagt. „Man kann in den vergangenen Jahren zwar einen deutlichen Anstieg in der Nachfrage von Bioprodukten feststellen", sagt er. Allerdings seien die Konsumenten noch nicht ausreichend informiert. Auch in Supermärkten würden schließlich immer mehr Bioprodukte angeboten, bei denen nicht immer nachvollziehbar sei, aus welcher Art von Anbau sie wirklich stammten, meint Nuño, der in Deutschland aufgewachsen ist und die Biobewegung der 80er Jahre dort miterlebt hat. Die Kontrollmechanismen der Ökosiegel-Vergabe müssten noch strenger gehandhabt werden, fordert er. Sonst wüsste der Konsument am Ende nie, welches Produkt sich wirklich zu Recht mit dem Bio-Etikett schmücke. Wichtig sei deshalb vor allem auch die richtige Beratung in den Bioläden der Insel. Biobauer Arranz ist optimistischer. Er träumt schon heute seinen grünen Traum und wirbt für eine Vision: „Es wäre doch toll, wenn die ganze Insel auf ökologische Landwirtschaft umstellen würde. Die Herkunftsbezeichnung ?Aus Mallorca´ wäre dann so etwas wie ein Bio-Siegel", schwärmt er. Die Insellage sei dann endlich mal ein Vorteil. „Das ließe sich bestimmt auch im Ausland gut verkaufen, und den Tourismus würde es ohnehin ankurbeln." In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

Bio-Lebensmittel: Wenige Läden, ein großer Wochenmarkt

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