Wer in Ruanda einreist, muss so lange in Quarantäne, bis ein Negativ-Ergebnis des PCR-Tests vorliegt. Dass die Einreise schneller vonstattengeht, dafür soll auch Hans Ebbers sorgen. Der deutsche Polizeihauptkommissar und zertifizierte Hundetrainer koordiniert eine Machbarkeitsstudie in dem afrikanischen Land, bei der bislang fünf Spürhunde am Flughafen im Einsatz sind. Sie beschnüffeln die ankommenden Passagiere – und sollen dabei nicht nur schnellere, sondern mindestens ebenso verlässliche Ergebnisse liefern wie die Labortests.

Ein Hund macht das mehr oder weniger im Vorbeigehen“, so Ebbers. Und deswegen könnten die Schnüffler nicht nur auf dem Kigali International Airport wichtige Dienste leisten, sondern etwa auch auf dem touristischen Großflughafen Son Sant Joan in Palma.

Nach Mallorca gekommen ist der Hundetrainer auf Einladung von Hans Schödel, Schauspieler, Kommunikator und Betreiber der Finca Son Roig in der Gemeinde Santa Maria. Aus Sorge um die Zukunft der Tourismusinsel habe er sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und frage sich, warum die Behörden in Spanien und auf Mallorca nicht auf die Spürhunde setzten. "Wir haben das Glück, auf einer Insel zu leben, und wir könnten die Touristen schützen", so Schödel. Er habe bereits die Landesregierung angeschrieben, aber keine Antwort erhalten. Auch bei Guardia Civil und Nationalpolizei habe er für das Projekt geworben. Dort sei er zwar auf offene Ohren gestoßen, doch warte man offensichtlich auf eine Entscheidung aus Madrid.

95 Prozent Treffsicherheit

Dass Hunde beim Entdecken des Virus helfen können, das haben inzwischen mehrere Studien gezeigt. Wobei die Tiere nicht das Virus selbst erschnüffeln, sondern Moleküle, die von einer befallenen Zelle im menschlichen Körper freigesetzt werden, wie Trainer Ebbers erklärt. Das sei keine neue Erkenntnis: Hunde könnten auch andere Viruserkrankungen erschnüffeln. Sie im Fall von Covid-19 auf die Erkennung der Moleküle zu trainieren, sei sogar einfacher als bei der Identifizierung von Sprengstoff oder Rauschgift, da sich der Kontext als sehr viel eindeutiger erweise.

Um die Hunde auf die Erkennung zu trainieren, reichten zunächst sieben Arbeitstage. Zum Einsatz kommt dabei ein Gerät namens Detection Dog Training System (DDTS). Es enthält mehrere Duftlöcher, und abwechselnd wird in einem davon eine positive Covid-Probe positioniert. Zeigt der Hund das richtige Duftloch an, bekommt er zur Belohnung Futter oder einen Ball. Das passiert vollautomatisch nach dem Zufallsprinzip und wird durch eine Software ausgewertet, wie Ebbers erklärt.

Eine Pilotstudie mit Diensthunden der Bundeswehr an der Tierärztlichen Hochschule Hannover im vergangenen Jahr stimmt zuversichtlich: Die Tiere kamen auf eine Gesamterkennungsrate von knapp 95 Prozent. Nicht unwichtiges Detail dabei: Es spiele keine Rolle, ob die Probanden Covid-Symptome zeigten oder nicht. Trotz der Einschränkungen der Pilotstudie erscheinen die geschulten Spürhunde somit als mögliche Alternative oder Ergänzung zu PCR-Tests. Und das gelte nicht nur für Länder mit geringem Zugang zu Test-Kits, sondern auch für den Einsatz an Flughäfen, Grenzen oder Massenveranstaltungen – eben überall dort, wo es schnell gehen muss.

Die Frage der Genehmigung

Die Machbarkeitsstudien sind nicht auf Ruanda beschränkt. Auch Länder wie Frankreich, Finnland, Libyen oder Dubai erproben den Einsatz der Hunde parallel zu den klinischen Testverfahren. Und warum sind Deutschland und Spanien so zurückhaltend? "Damit tun sich die Regierungen vieler Länder schwer", meint Ebbers mit Verweis auf die Strukturen der öffentlichen Verwaltung und der verschiedenen Zuständigkeiten. In Ländern wie Dubai oder Ruanda dagegen sei das jetzige Projekt am Flughafen von oben angeordnet worden. Und auch wenn noch nicht klar sei, ob und wann die Hunde tatsächlich die PCR-Tests ersetzen werden, wurde in jedem Fall eine Folgestudie vereinbart. Ebbers fliegt somit wieder gen Afrika, und ihn begleiten fünf weitere Spürhunde.

So sehr sich Mallorca-Resident Schödel für den Einsatz der Spürnasen einsetzt, so deutlich pocht er auf die Notwendigkeit einer ordentlichen behördlichen Genehmigung. Nur so lasse sich die Zuverlässigkeit garantieren und verhindern, dass unseriöse Anbieter ein Geschäft mit den Hunden wittern. Das Engagement von Schödel geht so weit, dass er Vorgaben für eine Zertifizierung der Covid-Hunde-Ausbildung als Modellvorlage ins Spanische hat übersetzen lassen. Der Einsatz der Tiere sei nicht nur eine große Chance, die es gerade im Fall einer Destination wie Mallorca umzusetzen gelte. Die politisch Verantwortlichen machten sich angesichts der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auch der Unterlassung schuldig, wenn sie die Umsetzbarkeit nicht ernsthaft prüften.

Vielleicht wirkt ja auch das Argument der Kostenfrage. Mit 1 bis 2 Euro pro getesteter Person falle der Einsatz der Spürhunde sehr viel günstiger aus als bei den jetzigen Testverfahren – deren Anbieter plötzlich um einen Teil ihres Geschäfts bangen müssten.

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Bleibt noch das Problem des Gehörtwerdens. Ein Brief an die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol von Anfang Mai sei bislang unbeantwortet geblieben, meint Schödel. Die Insel-Politikerin müsste freilich ihrerseits zwecks Zuständigkeit bei der spanischen Zentralregierung vorsprechen. Wir erinnern uns: Bei ihrer Forderung nach Kontrollen im innerspanischen Reiseverkehr wurde sie selbst wochenlang nicht gehört.