Ein Tag, nachdem auf den Balearen-Inseln binnen 24 Stunden acht Boote mit Migranten aus Algerien ankamen, hat sich die Delegierte der spanischen Zentralregierung auf den Balearen, Aina Calvo, in den Medien dazu geäußert. Dem Regionalsender IB3 erklärte sie am Freitag (6.8.), dass die Corona-Pandemie die üblichen Protokolle der Rückführung illegaler Einwanderer erschweren.

Am Donnerstag hatte die Polizei auf dem Meer und an den Küsten von Mallorca und Cabrera insgesamt 121 Migranten aufgegriffen, am Freitag kamen noch 16 weitere auf Formentera hinzu. Sie waren in einer anscheinend konzertierten Aktion in acht verschiedenen Booten von Algerien aus in See gestochen. Es handele sich in diesem Jahr um die bislang höchste Zahl von Flüchtlingen binnen 24 Stunden, bestätigte Calvo. "Die Situation mit Covid-19 erschwert uns den Umgang mit den Ankömmlingen sehr. Die Grenze nach Algerien ist derzeit geschlossen. Deshalb müssen diese Personen erst dem internationalen System humanitärer Hilfe überstellt werden", so Calvo.

In der Praxis bedeute dies, dass die Migranten im Falle der Balearen auf das spanische Festland geschickt werden, wo dieses "System" sich um sie kümmere. Dann gäbe es zwei Möglichkeiten: Entweder sie können zurückgeschickt werden oder aber "sie nehmen ihre Migrationsroute wieder auf" , so Calvo. Viele der algerischen Migranten wollen weiterziehen nach Frankreich.

Vor der algerischen Grenzschließung infolge der Pandemie seien die Zuwanderer in Auffanglager eingewiesen worden und von dort aus dann direkt abgeschoben worden, sagt die sozialistische Politikerin. Das aber ist derzeit nicht möglich. "Das ist jetzt die Realität, und damit müssen wir jetzt alle umgehen", so Calvo.

Die Abläufe nach der Ankunft auf Mallorca erklärte gegenüber IB3 indes eine Sprecherin des Roten Kreuzes. Die Menschen, die auf Mallorca oder den Nachbarinseln ankommen, werden zunächst von Mitarbeitern des Roten Kreuzes auf ihre Gesundheit gecheckt. Sie werden mit Wasser, Lebensmitteln und weiteren Basisprodukten versorgt. Oft hätten sie auf der lebensgefährlichen Überfahrt Durst und Hautverbrennungen erlitten oder seien desorientiert. Das Rote Kreuz verfüge über einen Einsatzteam aus Freiwilligen, unter denen sich Krankenpfleger, Mediatoren und Übersetzer befinden.

Anschließend werden die Ankömmlinge auf Covid-19 getestet. Fällt der Test negativ aus, werden sie aufs Festland überstellt. /tg