Seit einem britischen Urlauber wegen eines Spinnenbisses auf Ibiza zwei Finger amputiert werden mussten, stellen sich viele auch auf Mallorca die Frage: Was war das für eine Spinne? Gibt es sie auch auf Mallorca? Ist sie häufig? Wie erkennt man sie? Wie kann ich mich vor ihr schützen? Und vor allem: Ist ihr Biss immer so gefährlich? Dazu ein paar Fakten.

Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich bei der Urheberin des Bisses um eine sogenannte Braune Violinspinne, also ein Exemplar der Art Loxosceles rufescens (auf Spanisch "araña reclusa").

Nach Aussagen des Gebissenen war er gerade dabei, den Sonnenuntergang auf Ibiza zu genießen, als er den Biss bemerkte. "Ich setzte mich auf eine Stufe und bemerkte, wie mich etwas in die Hand biss, aber ich dachte, das wäre wohl nichts weiter", erinnert sich der junge Mann aus Wales im Gespräch mit der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Ibiza". Erst Stunden später, gegen fünf Uhr morgens, wachte er auf, "weil meine Hand brannte und immer weiter anschwoll". Er wurde zunächst zwei Wochen ins Krankenhaus eingeliefert, um anschließend in seine Heimat nach Wales gebracht zu werden, wo nun zweieinhalb Finger der rechten Hand amputiert werden sollen.

Ein Exemplar der Braunen Violinspinne (Loxosceles rufescens). DI

Der behandelnde Arzt auf Ibiza, Juan Martínez, fand in der Literatur fünf Fälle von Bissen dieser Spinnenart in Spanien, sodass es "noch kein spezifisches Protokoll" zur Behandlung gebe. Man habe versucht, die lokale Blutzirkulation zu fördern und die Ausweitung der Entzündung zu verhindern, so Martínez. Da der Mann die Spinne nicht gesehen hatte, musste man zunächst verschiedene Optionen für die Ursache der Schwellung prüfen.

Aufgrund der Symptome und anhand der Beschreibung des Unfallorts sei man zu dem Schluss gekommen, dass es sich um den Biss einer Braunen Violinspinne gehandelt haben müsse. "Es handelt sich um eine Spinne, die an felsigen und feuchten Orten vorkommt", meint Martínez, also zum Beispiel in Höhlen oder an Höhleneingängen. Das Vorkommen der Braunen Violinspinne ist auf Ibiza dokumentiert.

Nekrosen nach dem Biss einer Braunen Violinspinne (Loxosceles rufescens) auf Ibiza. DI

Auch ein befragter Spezialist für Spinnen auf den Balearen, der Geografie-Professor Guillem Pons, der seine Doktorarbeit zu dem Thema schrieb, hält den Biss einer Braunen Violinspinne für wahrscheinlich. "Jedes Jahr gibt es Bisse durch diese Art, bei denen Komplikationen auftreten", sagt Pons. Es handele sich um eine Spinne, die "für die Balearen nicht ungewöhnlich" sei. Man finde die Braune Violinspinne "sowohl in urbanen als auch in ländlichen Gebieten, wie auch in Höhlen, Felsen und an feuchten Orten", erklärt Pons. Der Biss kann zu Nekrosen führen und schließlich zum Abfallen der Haut. Das Aussehen der Braunen Violinspinne beschreibt er als "braunfarbig, dünn und langbeinig, aber nicht besonders groß". Die Loxosceles refuscens sei meist zwischen 10 und 15 Millimeter groß. Das an eine Geige erinnernde Muster auf einem Teil des Rückens gibt der Spinne den deutschen Namen Violinspinne.

Braune Violinspinnen bleiben meist auf dem Boden

Sie krabbeln meist "auf dem Boden und verstecken sich zwischen den Steinen an Höhleneingängen oder in feuchten Spinden", fügt Pons hinzu. "Vor ein paar Jahren rief mich eine Frau an, die in den Rücken gebissen wurde, nachdem sie sich ihren Mantel angezogen hatte", erinnert er sich. An weitere Fällen, die schließlich zu einer Amputation geführt hätten, könne er sich nicht erinnern. Es käme immer darauf an, "wie der Körper des Gebissenen reagiert", so Pons. Auf Ibiza habe es bereits den einen oder anderen schweren Fall gegeben. Im Januar habe es sogar einen Fall gegeben, als eine junge Frau ins Auge gebissen wurde. In diesem Fall habe die Behandlung gut gewirkt, die Entzündung sei schnell abgeklungen.

Die Braune Violinspinne gehört zur Familie der Sechsäugigen Sandspinnen (Sicariidae oder Loxoscelidae) und somit zur Unterordnung der Echten Webspinnen. Von den Sechsäugigen Sandspinnen gibt es drei Gattungen mit über hundert verschiedenen Arten, von denen allein die Braune Violinspinne auch auf den Balearen vorkommt. Sie sind nachtaktiv. Menschen beißen sie nur, wenn sie sich bedroht fühlen. /tg