Spanien und somit auch Mallorca sind aus Sicht der Bundesregierung ab Sonntag kein Hochrisikogebiet mehr. Das seien tolle Nachrichten, sind sich fast alle von der MZ befragten Personen einig. Für die Sommersaison komme die Entscheidung vielleicht zu spät, sie könnte aber der Insel einen goldenen Herbst bescheren.

"Es ist super, aber etwas spät. Der Sommerurlaub mit Kindern ist gelaufen", sagte Hope-Mallorca-Gründerin Heimke Mansfeld. "Es gab eine extreme Verunsicherung. Viele Touristen wollten Urlaub machen, konnten den aber nicht genießen." Schließlich drohte jederzeit eine Änderung der Regeln und ein vorzeitiger Reiseabbruch. Das dürfte sich nun ohne das Hochrisikogebiet ändern. "Es lässt hoffen und ist ein kleines Licht am Horizont. Vielleicht kommen nun im Herbst ein paar Touristen mehr."

"Im September kommen traditionell die großen Gruppen an die Playa de Palma. Das ist der Monat, in dem die Wirte hier am meisten verdienen", sagt Beatrice Ciccardini vom Gasthaus "Zur Krone" unmittelbar am Balneario 6. Da komme die Entscheidung der Bundesregierung vielleicht gerade zum richtigen Zeitpunkt. Laut der Schweizerin hatte aber auch das Risikogebiet nur wenige Auswirkungen. "Viele unserer Stammgäste haben gesagt, sie kommen trotzdem. Die Saison läuft richtig gut. Da die Diskotheken geschlossen sind, ist abends mehr los als in anderen Jahren." Die Saison soll nun so lange wie möglich laufen. "In den 40 Jahren, in denen ich hier bin, war meist in der zweiten Oktoberwoche Schluss. Je nach Wetter und Buchungslage kann es aber bis Mitte November weitergehen. Das halte ich in diesem Jahr für gut möglich."

So reagiert die Reisebranche auf Mallorca

Die mallorquinische Hoteliersvereinigung FEHM sieht die Entscheidung von Deutschland als eine "großartige Nachricht". Vize-Präsidentin María José Aguiló sagte in einer ersten Stellungnahme, die Hoteliers hätten "derartige positive Nachrichten äußerst nötig". Sie hoffe auf ein Signal für die weiteren Wochen im Spätsommer und Herbst. Die Entscheidung, die Einstufung als Hochrisikogebiet aufzuheben, könne nun für mehr Buchungen in der auslaufenden Hauptsaison sorgen sowie beim Bestreben helfen, die Nebensaison zu verlängern. Es sei im Übrigen eine gute Nachricht für den gesamten Tourismusbereich, nicht nur für die Hoteliers.

Auf einen Buchungsschub hofft auch Maria Gibert, Präsidentin vom Ferienvermieterverband Habtur. "Im September sieht es derzeit etwas mau aus. Wir können uns aber nicht beschweren, da wir eine sehr gute Hochsaison hatten."

So reagiert die Reisebranche in Deutschland

Tui rechnet nach der Streichung Spaniens von der Liste der Corona-Hochrisikogebiete mit einer verstärkten Reisenachfrage von Familien. "Das gibt jetzt vor allem noch mal einen Push für die Familien, die ihre Kinder nicht mehr in Quarantäne geben müssen", sagte Tui-Sprecher Aage Dünhaupt am Freitag laut der Nachrichtenagentur dpa. Auch für die Herbstferien gebe es damit jetzt mehr Planungssicherheit, etwa für beliebte Reiseziele wie Mallorca. Für Urlauber, die nach Spanien wollen, gebe es genug Hotel- und Flugkapazitäten, sagte der Tui-Sprecher. "Wir gehen davon aus, dass die auch genutzt werden. Insgesamt ist das Reisegeschäft ja viel kurzfristiger geworden."

Dass Spanien in Deutschland nicht mehr als Hochrisikogebiet eingestuft wird, sieht auch der Deutsche Reiseverband (DRV) als "gute Nachricht vor allem für Familien mit Kindern unter 12 Jahren". Gerade diese junge Zielgruppe könne sich nicht impfen lassen und habe damit auch keine Chance gehabt, die Quarantäne zu umgehen, teilte der DRV auf Anfrage der dpa mit. "Die Aufhebung der Einstufung ist eine deutliche Erleichterung für das Reisen von Familien – nicht nur für die spätestens Mitte September zu Ende gehenden Sommerferien, sondern auch für die demnächst anstehenden Herbstferien."