Die spanische Nationalpolizei hat auf Mallorca einen international zur Fahndung ausgeschriebenen 50-jährigen Deutschen festgenommen, dem in Deutschland 15 Jahre Haft wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Waffen- und Drogenhandel drohen. Laut einer Pressemitteilung vom Montag (20.9.) erfolgte die Festnahme bereits am Samstag.

Der Mann soll sich in einer Finca in Sóller versteckt gehalten haben. Der Mann versuchte offenbar, Mallorca auf dem Seeweg wieder zu verlassen. Die spanische Nationalpolizei beschlagnahmte bei ihm 4.000 Euro in bar, drei Mobiltelefone und einen tragbaren Router. 

Die internationale Fahndung war laut der Pressemitteilung der Nationalpolizei im März von der Hamburger Justiz in die Wege geleitet worden, Europol habe dann den Kontakt zwischen den Polizeibehörden hergestellt. Die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Liddy Oechtering, bestätigte dies auf MZ-Anfrage.

Die Festnahme mit einem europäischen Haftbefehl sei im Rahmen eines von der Staatsanwaltschaft Hamburg geführten Ermittlungsverfahrens erfolgt. "Dieses Verfahren wird wegen des Vorwurfs des unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in einer Vielzahl von Fällen und anderer Delikte geführt", so Oechtering.

Die Nationalpolizei erwähnt in ihrer Pressemitteilung, dass dem Beschuldigten offenbar in einer vorherigen Phase der Ermittlungen "militärische Waffen, fünf Kilo Kokain, über 80 Kilo Amphetamine und 150.000 Euro" beschlagnahmt wurden. Weitere Details nannte sie nicht.

Gegen den Mann lag ein europäischer Haftbefehl vor. Die Erkenntnisse in dem Verfahren, so die Hamburger Staatsanwältin, beruhten auf den bei den sogenannten EncroChat-Ermittlungen gewonnenen Informationen. EncroChat war ein Anbieter modifizierter Handys, mit dem bevorzugt Kriminelle kommunizierten, weil ihre damit ausgetauschten Nachrichten von den Strafverfolgungsbehörden zunächst nicht gelesen werden konnten.

Anfang 2020 knackten französische und niederländische Ermittler dieses Netzwerk. Von da an konnten sie über Monate hinweg die Kommunikation unter den Nutzern verfolgen. Allein in Deutschland sind auf Grundlage dieser Erkenntnisse bis vergangenen Juli über 2.250 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Oft geht es dabei um Drogenhandel im großen Stil.

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