Es könnte der Anfang von etwas Großem sein. Der Eindruck entsteht zumindest, wenn man mit Miguel Buades über seine Pläne redet. „Congreso Europeo de Hidroaviación“ – ein Treffen, bei dem Liebhaber von Wasserflugzeugen aus ganz Europa erwartet werden. Von Seit Donnerstag und noch bis Samstag (23.–25.9.) kommen deren Anhänger in Port de Pollença zusammen. Und wenn es nach Miguel Buades geht, wird Pollença auch in Zukunft eine tragende Rolle in der Branche spielen. „Wir wollen auf dem Kongress einen europäischen Dachverband aufbauen. Und der soll nach Möglichkeit hier auf Mallorca seinen Sitz haben.“

Dass Buades durchaus erreicht, was er sich in den Kopf gesetzt hat, zeigt die Vergangenheit. Als Vorsitzender von Mallorcas Aeronautik-Stiftung (FAM) kämpfte er jahrelang dafür, dass die Bucht von Pollença zur ersten zivilen Wasserflugzeugbasis Spaniens erklärt wird – mit Erfolg: Seit Oktober 2019 dürfen nun bis zu 50 Mal pro Jahr Wasserflugzeuge in der Bucht von Pollença auf einem dafür ausgewiesenen Streifen im Wasser starten und landen. Das ist an keinem anderen Ort Spaniens erlaubt. Noch wird diese Möglichkeit aber kaum genutzt: Nur ein ziviles Wasserflugzeug ist derzeit auf Mallorca gemeldet, wohl auch wegen der Pandemie kamen bisher kaum hidroaviones von außerhalb. Auch die Ankündigung einer Firma, die Balearen-Inseln mit Wasserflugzeugen zu verbinden, ist bislang Theorie.

Der Kongress soll nun Bewegung in die Branche bringen. „Es geht uns darum, dass sich alle Teilnehmerländer austauschen können und gemeinsam Neues schaffen“, so Buades. An erster Stelle stünden die rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Branche sei vergleichsweise klein, das liege auch daran, dass es keine einheitlichen Regelungen in Europa gibt. In Spanien etwa verbietet die Behörde für Luftsicherheit (AESA) den Wasserflugzeugen, eine Flughöhe von weniger als 1.000 Fuß (etwa 305 Meter) über Stadtgebieten. Auch die Start- und Landebedingungen sind streng reglementiert. „In Deutschland, Frankreich und Italien gelten andere Regeln, wieder andere Länder haben gar keine Vorschriften für Wasserflugzeuge“, kritisiert Buades.

Eine der Arbeitsgruppen, die bei dem Kongress in Pollença gebildet werden, soll Vorschläge für eine rechtliche Vereinheitlichung ausarbeiten. Eine andere soll Möglichkeiten zur Gründung von mehr Wasserflugzeugschulen diskutieren, wieder eine andere die Statuten des geplanten Dachverbands vorbereiten.

Und dann ist da natürlich der Umweltaspekt. Gerade in der Bucht von Pollença, deren mangelhafte Badewasserqualität in den vergangenen Wochen zum Politikum wurde, sorgt schon die Aussicht darauf, dass der Küstenort bald europaweit an Bedeutung in der Wasserflugzeug-Branche gewinnen könnte, für Unmut. Es sei „fahrlässig, unpassend und nicht zu akzeptieren“, dass die Gemeinde den Kongress zulasse, schimpften Vertreter der lokalen Oppositionspartei Junts Avançam. Auch ein Sprecher der Anwohnervereinigung ASDEPP, die für die Verbesserung der Wasserqualität einsteht, zeigte sich skeptisch angesichts möglicher Umbauten, die mehr Wasserflugzeuge zur Folge haben könnten: „Der Hafen von Pollença muss verkleinert und geordnet werden und sollte nicht an Infrastruktur zulegen“, so die Kritik.

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Kongressveranstalter Buades kann die Bedenken nicht nachvollziehen. „Es gibt derzeit kein Flugobjekt, das umweltfreundlicher ist als die Wasserflugzeuge.“ Auf dem Kongress sprächen zudem federführende Ingenieure wie Athanasios Dafne von der Uni Aachen über neue Elektromotoren in den Gefährten. „Die Vorträge und Diskussionen sind öffentlich. Jeder, der Bedenken hat oder sich informieren will, ist willkommen.“

Am Samstag (25.9.) lassen sich zwischen 17 und 19 Uhr Probeflüge von acht Wasserflugzeugen aus ganz Europa in der Bucht von Pollença bestaunen. Infos zum Kongress-Programm: www.fam-ib.org