Die hohen Immobilienpreise auf Mallorca sind nicht nur ein Problem für die arbeitende Bevölkerung, sondern auch und gerade für junge Menschen, die den Übergang vom Elternhaus in ihre erste eigene Wohnung schaffen wollen. Schafften den Schritt in die Unabhängigkeit im Jahr 2010 noch 37,8 Prozent der jungen Leute zwischen 16 und 29 Jahren, stürzte dieser Anteil bis Ende 2020 um mehr als 20 Prozentpunkte auf nur noch 17,6 Prozent ab. Das geht aus dem jüngsten Bericht des spanischen Jugendrats hervor. Hauptgrund laut der Studie: "Die Balearen sind eine der Regionen, in denen der Wohnungsmarkt am schwersten zugänglich für junge Menschen ist."

Junge Leute, die alleine leben wollen, müssten laut der Studie im Durchschnitt auf den Balearen 93,8 Prozent ihres Nettogehalts in die Abzahlung eines Kredits stecken. Das ist spanienweit der höchste Prozentsatz. Zur Miete wohnen ist noch komplizierter. Hierfür müssten 111,2 Prozent des Einkommens aufgewendet werden. Hier übertrifft die Inseln lediglich noch Katalonien.

Die Lage ist dennoch in den anderen Landesteilen für die jungen Menschen nicht besser. Eher im Gegenteil: Trotz der ungünstigen Kostenstruktur sind die Balearen mit die Region des Landes, in der noch am meisten Jugendliche und junge Erwachsene es schaffen, von daheim auszuziehen. Hinter Katalonien liegen die Inseln spanienweit auf Platz 2.

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Auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln gibt es laut der Studie kaum Unterschiede bei den Geschlechtern. Frauen und Männer liegen ungefähr gleichauf, im spanienweiten Vergleich sind es vor allem die jungen Frauen, die früher unabhängig werden. Das nahezu einzig mögliche Modell, von daheim auszuziehen, ist laut der Studie, in eine WG zu gehen. Und sogar diese Lösung wird angesichts der steigenden Preise immer komplizierter.

Luis Martín, Präsident der Bauträger-Vereinigung Proinba, räumt ein, dass fast alle Neubauprojekte derzeit auf der Insel sich vor allem an eine finanzkräftige Klientel richten. Daher ist auch ein Wohnungskauf für viele junge Leute keine Option, da kaum jemand über die nötigen Ersparnisse von rund 20 Prozent des Endpreises der Wohnung verfügt, wie Natalia Bueno, Präsidentin des Verbandes der Immobilienmakler auf der Insel, sagt. Und selbst wenn die jungen Menschen genügend Geld für eine Mietwohnung verdienen sollten, seien viele Vermieter eher zurückhaltend dabei, ihre Wohnungen an unter 30-Jährige zu vermieten, so Bueno. Die hohe Fluktuation sowie mögliche nächtliche Partys seien Argumente für Wohnungsbesitzer, andere Mieter zu bevorzugen. /jk