Wäre der Tod eines 14-monatigen Mädchens, das nach dem Teileinsturz eines Pavillons in einem Hotel in Cala Ratjada ums Leben kam, womöglich zu verhindern gewesen, wenn das Hotel die Konstruktion besser instand oder rechtzeitig geschlossen hätte? Diese Frage stellen sich laut MZ-Informationen etliche der Urlauber und Mitarbeiter, die vergangene Woche das Drama von Cala Ratjada miterlebt haben. 

Bei dem Unglück hatte am Freitag (1.10.) das Dach eines für das Animations-Programm genutzten Pavillons des Green Garden Aparthotels bei starkem Regen nachgegeben. Eine der Wellplatten krachte herunter und riss dabei offenbar auch einen Stahlrohr mit sich. Unter dem Dach hatte eine vierköpfige niederländische Urlauberfamilie Zuflucht vor dem Regen gesucht. Sie waren Gäste des Hotels. 

Das 14-monatige Mädchen wurde bei dem Einsturz so schwer verletzt, dass es in der Nacht auf Samstag im Krankenhaus von Son Espases an einem Schädel-Hirn-Trauma verstarb. Die Hotelanimateure hatten laut MZ-Informationen erst am Vortag mit der großen Schwester der Verstorbenen deren 4-jährigen Geburtstag gefeiert. 

Laut einem von der niederländischen Zeitung „Algemeen Dagblatt“ zitierten Augenzeugen bestand die Überdachung aus fünf bis sechs Meter langen metallenen Wellplatten, die auf Stahlrohren ruhten. Das Dach hatte einen Stützpfeiler in der Mitte, aber keine andere Stütze, und es gab dieser Aussage zufolge auch keine Entwässerung. Laut dem Augenzeugten gab eine der Wellplatten dem Gewicht des auf dem Dach angehäuften Regenwasser nach. Das Mädchen sei dann von einer der herabfallenden Wellplatten oder von einem etwa 30 Kilo schweren Stahlgerüstrohr getroffen, das ebenfalls herunterstürzte.  

Die Überdachung des Animationsbereiches war schon etliche Jahre alt. Wie es in Hotelkreisen gegenüber der MZ heißt, habe die Stabilität der Konstruktion schon zuvor mehrfach Anlass zur Sorge beim Personal gegeben. Erst kürzlich sei ein zusätzlicher Stützpfeiler angebracht worden, um die Stabilität zu erhöhen und das Dach wetterfest zu machen.

Der bereits abgedeckte Pavillon im Green Garden Aparthotel am Montagmorgen. Privat

Die Bühnenkonstruktion ist inzwischen abgesperrt und das Dach vollständig abgedeckt. Das belegt ein Foto, das eine deutsche Urlauberin am Montagmorgen aufnahm. Die Frau berichtete gegenüber der MZ von einem Gespräch, das sie nach dem Unglück mit dem Hoteldirektor geführt habe. Er habe abgestritten, dass die schweren Verletzungen des Mädchens von einem herabgestürzten Teil herrührten. Vielmehr sei das Kind bei dem Einsturz unglücklich von dem etwa 40 Zentimeter hohen Bühnenpodest gestürzt. 

Auch die MZ war am Montagmorgen vor Ort, die Hoteldirektion lehnte ein Gespräch jedoch ab. Das in Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter Tui betriebene Familienhotel ist weiterhin geöffnet. 

Beinahe wäre es noch schlimmer gekommen

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Laut dem vom „Algemeen Dagblatt“ zitierten Augenzeugen hatte sich zunächst auch eine weitere Familie unter dem Dach untergestellt, den Pavillon aber kurz vor dem Einsturz wieder verlassen. 

Auch die deutsche Urlauberin berichtete gegenüber der MZ, dass sich vor dem Unglück dort noch weitere Kinder aufgehalten haben, die eigentlich einer für 12 Uhr angesetzten Kinderanimation namens „Elements Game“ beiwohnen wollten. Angesichts des Starkregens sei das Programm ausgefallen und mehrere der anwesenden Familien seien in den glücklicherweise geöffneten Bar-Bereich gewechselt. Das Dach habe sich bereits unter dem Gewicht des Wassers gewölbt. Auch soll es zwischen den Wellplatten schon getropft haben.  In Cala Ratjada waren innerhalb von 30 Minuten 60 Liter Wasser vom Himmel gekommen.