Wegen eines Betrugs mit Kryptowährungen, das wie ein Schneeballsystem aufgebaut war, haben auch 53 Geschädigte auf Mallorca im vergangenen September Anzeige gestellt. Sie sollen im Schnitt um 100.000 Euro gebracht worden sein. Die Polizei geht davon aus, dass es weltweit an die 3.500 Betroffene gibt. Die Schadenssumme wird auf 500 Millionen Euro geschätzt.

Wie die MZ-Schwesterzeitung "El periódico de España" berichtet, funktionierte das Netzwerk wie ein Unternehmen. Die Drahtzieher nutzten Bilder von Prominenten - darunter des mallorquinischen Tenissspielers Rafael Nadal oder des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez -, um neue Kunden zu werben. Natürlich unerlaubt: "Ich würde nie Geld in den sozialen Netzwerken fordern", hatte Nadal bereits vor dem Betrugsfall klargestellt.

Die Werbung mit den Prominenten sollte eine anfängliche Vertrauensbasis schaffen. Von da an pflegten die Kriminellen einen so engen Kontakt mit den Betrogenen, dass diese immer weiteres Geld investierten, ohne groß nachzudenken.

Laut aufgezeichneten Gesprächen, die "El periódico de España" vorliegen, riefen die immer gleichen Betreuer ihre Klienten praktisch täglich an. "Mein Kollege Jason wird dich später auch noch anrufen. Er vermisst dich", sagt etwa ein Betrüger. Die Antwort des Opfers - viele der Betrogenen waren älter als 60 Jahre : "Das Verlangen ist gegenseitig. Schließlich arbeiten wir nun schon seit Monaten zusammen."

"Dabei ist Jason so ein netter Kerl"

Das Vertrauen ging so weit, dass die Betrogenen zum Teil den Betrügern erlaubten, über eine Remote-Verbindung auf ihren Computer und die Konten zuzugreifen. In den Gesprächsaufzeichnungen ist auch eine Stelle zu finden, in der sich ein Opfer bei dem Netzwerk entschuldigt, weil er angeblich zu unhöflich zu seinem Berater war. "Dabei ist Jason ein so netter Kerl", heißt es.

Grundsätzlich handelte es sich bei der Masche um ein klassisches Schneeballsystem. Die Kunden wurden mit vergleichsweise kleinen Einstiegsbeträgen in Höhe von 250 Euro geködert. Das Geld, so erklärte man ihnen, würde in Kryptowährungen wie Bitcoins investiert. So könne man hohe Gewinne erzielen. Anfängliche Auszahlungen wurde durch den Einstieg neuer Kunden erwirtschaftet. Die angeblichen Kursgewinne konnten die Opfer auf einer gefälschten Website sogar nachverfolgen. Das Netzwerk gründete in Spanien zudem an die 60 Scheinfirmen.

Für den Betrug nutzte die Organisation mehr als 247 Telefone mit Nummern aus unterschiedlichen Ländern. Dabei arbeiteten die Betrüger mit einer Firma zusammen, die Anrufe über das Internet erstellt und so Telefonnummern aus dem Ausland ermöglicht, obwohl der Anrufende in Spanien sitzt.

Immer mehr Leute investierten, die Opfer wurden dazu ermutigt, die Investitionen zu erhöhen. Bis eines Tages das Kartenhaus zusammenfiel. Als die ersten Kunden ihr Geld zurückforderten. erzählten die Betrüger, dass die Kurse zusammengebrochen seien. Es gebe zwei Möglichkeiten: Entweder die Kunden investierten erneut eine große Summe, oder das ganze Geld war weg. Unabhängig von der Wahl endete der Kontakt abrupt und die persönlichen Berater waren nicht länger erreichbar.

/rp