Die Notlandung einer Air-Arabia-Maschine am vergangenen Freitag (5.11.) auf dem Flughafen von Palma de Mallorca und die anschließende illegale Einreise von 21 marokkanischen Passagieren könnte in einer Facebook-Gruppe von jungen Leuten geplant worden sein. Darauf lassen von der spanischen Nachrichtenagentur Efe analysierte Online-Veröffentlichungen schließen.

Demnach wurde die Abfolge der Ereignisse bereits im Juli in einer Internetgruppe namens "Brooklyn" beschrieben, der Tausende von jungen Marokkanern folgen. In dem Eintrag war bereits die Rede von einer durch die Vortäuschung einer Krankheit erzwungenen Notlandung in Spanien.

"Leute, hört zu, die meisten wollen auswandern. Folgt diesem Plan: Wir brauchen 40 Freiwillige. Alle buchen ein Flugzeug in die Türkei, das Spanien überfliegt", heißt es in dem Eintrag. Und weiter: "Einer von euch aktiviert die GPS-Ortung und beginnt zu schreien und eine Krankheit anzudeuten, sobald sich das Flugzeug Spanien nähert. Die Flugbegleiterin wird kommen, und ihn bis zur Landung in der Türkei um Geduld bitten. In diesem Moment stehen die anderen auf, um zu protestieren, dass der Passagier sterben könnte."

"In den nächsten Tagen werden wir das organisieren. Wer sich dafür interessiert, soll sich melden", heißt es in der Veröffentlichung, die von der spanischen Polizei derzeit ausgewertet wird.

Screenshot aus der marokkanischen Facebook-Gruppe "Brooklyn". Efe

Laut Recherchen von Efe wurde der Beitrag von einem 32-jährigen Zahnarzthelfer aus Casablanca veröffentlicht, der sich mit den Initialen Y.S. vorstellt und einer der Administratoren der Gruppe ist. Der Plan basierte offenbar darauf, dass Marokkaner für die Einreise in die Türkei kein Visum brauchen, die Auflagen für die reguläre Einreise nach Spanien hingegen sehr hoch sind.

Nach der Landung des Airbus A320 auf dem Flughafen von Palma veröffentlichte Y.S. den im Juli bei "Brooklyn" veröffentlichten Aufruf auf seiner Facebook-Profil, das 15.000 Follower hat, und prahlte damit, dass "Brooklyn nicht irgendeine Gruppe ist, sondern eine Legende". Y.S. hat diesen und weitere Einträge inzwischen wieder gelöscht und sein Profilbild verändert. In einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Efe bestritt er nun, den Originalplan veröffentlicht zu haben. Er mache sich Sorgen um strafrechtliche Konsequenzen, sagte er.

Es habe sich bei dem Eintrag von Juli nur um einen Scherz gehandelt, so auch ein weiterer der Administratoren der Gruppe gegenüber Efe. In der Facebook-Gruppe gehe es viel um Unterhaltung und Humor. Die Spaßtruppe sei etwa dafür bekannt, 2018 eine berühmte marokkanische Tänzerin von einem Auftritt bei einer großen Party überzeugt zu haben, indem mehrere Mitglieder der Gruppe als saudische Prinzen verkleidet bei ihr vorstellig wurden.

Zugleich zeige man sich auch solidarisch, so der "Brooklyn"-Administrator. Die Gruppe habe bereits diverse Spendensammlungen für Bedürftige in Marokko organisiert, bei denen insgesamt eine halbe Million Euro zusammengekommen seien.

Die spanischen Behörden bezeichneten den Vorfall, an dem 24 Personen beteiligt waren, als "ungewöhnlich" und "beispiellos". 21 von ihnen flohen über die Start- und Landebahnen des mallorquinischen Flughafens, nachdem der Patient in ein Krankenhaus in Palma gebracht und dort kurz darauf entlassen worden war. Der vermeintliche Erkrankte wurde daraufhin festgenommen. Wie am Montagmorgen bekannt wurde, soll er bereits 2020 einmal in Spanien festgenommen worden sein.

Insgesamt wurden bislang zwölf Personen festgenommen. Sie werden der Störung der öffentlichen Ordnung und der illegalen Einreise nach Spanien beschuldigt. Eine Anklage wegen weiterer möglicher Straftaten wird noch geprüft. Nach 12 weiteren Migranten wird derzeit noch gesucht.

Eine erste Version dieses Artikels erschien am 8.11.2021