Es geht trubelig zu, an den zwei im Carrer d’Annibal gelegenen Eingängen zum Markt von Santa Catalina. Lieferanten laden an diesem Mittwochmorgen (17.11.) ihre Ware aus, Anwohner halten zum Schwätzchen miteinander an. Gleichzeitig quetschen sich Autos von der Plaça Progrés in Schrittgeschwindigkeit durch die beidseitig zugeparkte Straße. Nicht nur im Außenbereich des hippen Cafés Santina, in unmittelbarer Nähe, genießen Besucher die ersten Sonnenstrahlen nach zehn Regentagen bei einem heißen Ingwertee oder café con leche. In Palmas Szeneviertel Santa Catalina reiht sich ein Café an das nächste, eine Bar an die andere, und auch feiern kann man hier: Zumindest in Vor-Pandemie-Zeiten machte der belebte Carrer Sant Magí mit seinen schon tagsüber beginnenden Partys (tardeo) den Tag zur Nacht. Mit seinem Charme zieht das einstige Fischerviertel Besucher wie Residenten gleichermaßen an.

Um diesen Charme zu bewahren, hat die Stadt Palma jetzt einen für das Viertel maßgeschneiderten Raumordnungsplan (Plan Especial de Protección, PEP) auf den Weg gebracht. Die geplanten Schutzauflagen betreffen sowohl Bauvorschriften als auch die Lizenzvergabe für Lokale, Parkmöglichkeiten sowie Änderungen in der Verkehrsführung. Die Reaktionen bei Anwohnern und Gastronomen auf die geplanten Vorhaben fallen gemischt aus.

Das sieht der Plan vor

Nur noch maximal drei Stockwerke dürfen künftig gebaut werden, besagen unter anderem die neuen Auflagen: Erdgeschoss plus zwei Etagen. Ausnahmen davon soll es lediglich an der Plaça Progrés und im Carrer Caro geben, weil hier die Straßen etwas breiter sind. „Das ist schade für die Bewohner, denn áticos (Dachgeschosswohnungen) haben einen ganz besonderen Reiz, und von der Straße sieht man sie oftmals nicht einmal“, findet Toni Aloy. Der 56-Jährige besitzt unter anderem das Hotel Cuba oder das Bingo Menorca und vertritt als Vorstandsmitglied der Nachbarschaftsvereinigung die Interessen der Anwohner.

Dass laut Plan die verwendeten Baumaterialien in Zukunft in die Linie der bisher benutzten Baustoffe im Viertel passen müssen, kann Aloy dagegen gut nachvollziehen. Ebenso, dass 41 historische Fassaden besonders geschützt werden sollen, die Eigentümer dann nur noch minimale Veränderungen ausführen dürfen und ein Abriss verboten wird.

Neu ist auch, dass künftig im gesamten Viertel im Umkreis von 50 Metern nur maximal drei Bars oder Restaurants genehmigt werden. Auf einer Geraden – etwa auf derselben Straßenseite – dürfen es nur drei auf 100 Metern sein. „Das finde ich gut“, sagt Tomeu Mas, Sprecher der Vereinigung der Gastronomen in Santa Catalina und seit mehr als 30 Jahren Besitzer des Restaurants Sa Llimona im Carrer Sant Magí. „Die Auflagen kommen sowohl Anwohnern, die sich vom Lärm belästigt fühlen, als auch uns Gastronomen zu Gute. Zu viel Angebot übersättigt den Markt, das haben wir ja im zur Fußgängerzone deklarierten Carrer Fàbrica gesehen.“

Zwei weitere, größere Vorhaben der Stadtverwaltung beschäftigen die Unternehmer und die Anwohner dagegen umso mehr: die geplante Verkehrsberuhigung in den kleineren Straßen und eine Änderung der Verkehrsführung an der derzeit noch vier- spurigen Plaça Progrés. Für den generellen Durchgangsverkehr geöffnet bleiben sollen künftig nur die Straßen Espartero, Comte de Barcelona, Son Dameto, Cervantes, Caro, Villalonga, Cardenal Despuig und Cabrit i Bassa. Alle anderen Straßen werden nur noch für Anwohner, Lieferwagen und Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen befahrbar sein. Nach einem Umbau der stark befahrenen Straße Comte de Barcelona soll der Verkehr statt direkt über die Plaça Progrés am Rande des Platzes vorbeiführen. In der Mitte ist stattdessen Platz für Bänke, Grünflächen und einen Spielplatz geplant. Darüber hinaus ist der Bau einer Tiefgarage unter dem Platz im Gespräch.

Erst Lösung für Parksituation

„Die Parksituation wurde bei dem Plan überhaupt nicht bedacht. Jede weitere verkehrsberuhigte Straße bedeutet automatisch noch weniger Parkplätze“, kritisiert Aloy. Durch den geplanten Umbau wären der Markt, die Geschäfte und die Lokale in dem Viertel viel schwerer erreichbar. „Es ist jetzt schon ein Labyrinth hier“, so Aloy. Nicht nur er befürchtet, dass einige Besucher künftig andere mercados aufsuchen werden, wenn sie nicht mehr in Marktnähe parken können.

„Der neue Plan sollte das Zusammenleben für Bewohner wie auch Händler erleichtern, dabei hat man mit keinem von beiden vorab gesprochen“, so Aloy. Er hätte sich gewünscht, dass das Vorhaben für alle öffentlich einige Zeit lang beispielsweise vor dem Markt ausgestellt wird. Er hoffe nun, dass der Plan erst umgesetzt werde, wenn bei zentralen Punkten nachgebessert werde. „Santa Catalina ist, was es ist: kosmopolitisch, vergnügt und vor allem lebhaft. Man muss das Viertel nicht komplett neu erfinden.“

Auch Mas sieht die Vorhaben, die den Verkehr betreffen, problematisch. „Unter der Plaça Progrés eine Tiefgarage zu bauen, ist bisher nur eine Idee, die noch nirgendwo niedergeschrieben ist. Wir fordern daher, dass erst dann Parkplätze gestrichen und der Verkehr eingeschränkt wird, wenn die Stadt eine konkrete Alternativlösung für die Parkplatzprobleme hat.“

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Dabei sei den Mitgliedern der Vereinigung egal, ob nun unter der Plaça Progrés eine neue Tiefgarage entstehe oder die bestehende in der Avenida Argentina am Paseo Mallorca erweitert werde. Die Händler und Betreiber befürchten ansonsten eine ähnliche Situation wie in der Gegend um den Carrer Bonaire oder die Plaça del Mercat. Dort hatten die Geschäftstreibenden mehrfach gegen die Ausweitung der verkehrsberuhigten Acire-Zone demonstriert, allerdings ohne Erfolg.

„Wir sind uns auch bewusst, dass der Markt und wir Lokalbetreiber hauptsächlich für die angespannte Parksituation verantwortlich sind“, räumt Mas ein. Die Bevölkerungsdichte in Santa Catalina sei ja gar nicht so hoch. Zudem lebten viele ältere Menschen in dem Viertel, die gar kein Auto besitzen. Gegen ein bisschen Ordnung im Viertel sei ansonsten nichts einzuwenden.