In Calvià im Südwesten von Mallorca scheut man vor großen Namen nicht zurück. Miami, London, Stockholm, Barcelona – das sind die Vorbilder für die Pläne, die im Gewerbegebiet Son Bugadelles nahe Santa Ponça in der näheren Zukunft in die Tat umgesetzt werden sollen. Das polígono, das auf Mallorca ohne Übertreibung als Deutschen-Hotspot bezeichnet werden kann, soll in den kommenden Jahren zum Mallorca Design District reifen. Sprich: Es soll sich von einer bislang wenig ansehnlichen Ansammlung von Lagerhallen, breiten Straßen ohne jede Vegetation sowie massenweise Autos und Lieferwagen zu einem schnieken Areal mausern, in dem die dort ansässigen Firmen ihre Kunden in schicken Showrooms empfangen und wo Veranstaltungen rund um Design und Lifestyle stattfinden sollen.

Und auch die Umgebung soll attraktiver werden: So sind statt breiter Straßen baumbestandene Avenidas und ausgedehnte Grünanlagen geplant. Son Bugadelles soll eine Anlaufstelle für Menschen werden, die gern in gediegener Umgebung einkaufen.

Natürlich gewachsenes Cluster

Basis für diese Neuausrichtung ist die große Zahl an Geschäften und Betrieben, die etwa Inneneinrichtung oder Gartenmöbel verkaufen. Außerdem sind in Son Bugadelles auch mehrere Yachtcharter und andere Lifestyle-Firmen ansässig. Es sei ein ganz natürlich gewachsenes Cluster an Firmen, die alle mehr oder weniger denselben Kundenstamm bedienen, erklärt Mariana Muñoz von Terraza Balear, Präsidentin des Mallorca Design District. „Wir haben schon zuvor eng zusammengearbeitet, und deshalb ist die Idee des Design District ganz organisch entstanden, wir haben das nicht gesucht.“ 27 Firmen waren beim Startschuss dabei. Der Plan ist, dass in kurzer Zeit an die 60 Unternehmen Teil des Projekts sind.

Muñoz war selbst vor einiger Zeit in Miami und sah sich vor Ort den dortigen Design District an, wie sie berichtet. Ein ähnliches Vorhaben könne auch in Son Bugadelles gelingen, weil es speziell im Südwesten der Insel nicht an internationaler Kundschaft mangele. „Gerade in Zeiten der Pandemie haben viele Europäer gemerkt, dass sie beispielsweise ihre Firmen in der Heimat aufgrund des Homeoffice auch von Mallorca aus leiten können. Deshalb werden Immobilieninvestitionen auf der Insel weiterhin attraktiv bleiben“, meint Muñoz. Und das wiederum habe zur Folge, dass sich kaufkräftige Menschen aus ganz Europa in der Nähe von Son Bugadelles tummelten.

Renovierungen sind ein Anfang

Die Kunden sind also da, jetzt muss nur noch das Projekt Gestalt annehmen, und die Firmen müssen mitziehen. So wie etwa die Baufirma Durán. Guillermo Durán, der ebenfalls Mitglied im Design District ist, berichtet der MZ, dass er gerade eine umfangreiche Renovierung der Fassade des Betriebs hinter sich gebracht hat. Nun sehe seine Firma nicht mehr wie ein Industriebetrieb aus, sondern habe ein ganz eigenes Design. Genau das ist es, was die Initiative fördern will.

Und da gibt es ja noch seit Frühjahr den architektonisch spektakulären Co-Working-Space „The Circle“ des Bauträgers Domus Vivendi – ein echter Hingucker, in dem rund 60 Firmen jeweils eigene kleine oder auch größere Büros betreiben. Hier kommt man mit Kollegen aus derselben oder anderen Branchen ins Gespräch. Auch diese ungezwungene Atmosphäre hat die Entstehung des Design District gefördert.

Bisher 13.000 Euro vom Rathaus

Im Rathaus von Calvià schaut man mit Wohlwollen auf das, was sich da im polígono tut. Die Gemeinde ist dankbar für die Initiative und will sich – zumindest vorsichtig – ebenfalls einbringen, wie der Gemeinderat für Raumplanung und Handel, Marc López, der MZ erklärt. „Wir finden das Vorhaben sehr interessant, es kann uns helfen, den Produktionssektor besser aufzustellen und vor allem den Dienstleistungssektor aufzuwerten.“

Das helfe in Zukunft der Gemeinde dabei, nicht nur vom Tourismus abhängig zu sein, so wie es derzeit ganz überwiegend der Fall ist. Schüchtern nimmt sich bislang aber die konkrete Unterstützung aus. Man habe im Haushalt 2022, der in Kürze verabschiedet werden soll, 13.000 Euro eingeplant, um beim Start der Initiative mitzuhelfen, so López.

In einem zweiten Schritt sollen dann größere Investitionen aus der öffentlichen Hand dazukommen. Dem Gemeinderat schwebt da vor allem Geld für die Verschönerung von Straßen, der Anlage von Grünflächen und einer besseren Ausschilderung im Gewerbegebiet vor. Auch sollen besonders in Mitleidenschaft gezogene Straßen eine neue Asphaltdecke bekommen. Konkrete Summen, wie viel die Gemeinde sich das Projekt in den kommenden Jahren kosten lassen will, verlauten derzeit aus dem Rathaus noch nicht.

Geld von weiter oben?

Dafür will man mal bei der Landesregierung anklopfen. López möchte das Projekt der Balearen-Regierung vorstellen und auf diesem Wege gleich abklären, ob der Design District mit Mitteln aus den NextGeneration-Fonds der Europäischen Union unterstützt werden könnte. Derzeit speist sich die Finanzierung des Vorhabens vor allem aus einer Art jährlichem Mitgliedsbeitrag, die die am Mallorca Design District teilnehmenden Firmen und Betriebe zahlen. „Wir wollen zusammenarbeiten, nicht in einen Wettbewerb treten“, sagt Mariana Muñoz.

So sieht das auch Guillermo Durán, der zunächst etwas skeptisch war, inzwischen aber die Vorteile der Initiative erkannt hat. „Sowohl die Betriebe, die schon lange im Gewerbegebiet ansässig sind, als auch die neuen, die häufig von Ausländern geführt werden, profitieren von der Zusammenarbeit.“ Endlich habe man eine Stimme im Rathaus, und endlich werde an einem Strang gezogen.