Über zum Trocknen ausgebreitete Fischernetze, vorbei an der langen Kaimauer und an Bootsführern, die ihre Schiffe auftanken – der Weg, den Urlauber im Sommer zurücklegen müssen, um zu den Ausflugsbooten im Hafen von Cala Ratjada auf Mallorca zu gelangen, ist alles andere als barrierefrei. Das soll sich ändern: Im Januar startet die umfassende Umstrukturierung der Hafenanlage, ein seit Jahren geplantes Projekt der Landesregierung, das mit 6,1 Millionen Euro veranschlagt ist.

Wer derzeit durch den touristischen Küstenort im Nordosten schlendert, der wird schon jetzt auf Bauarbeiten aufmerksam, die vor mehreren Wochen - zum Ende der touristischen Saison - an der Meerespromenade begonnen haben. Einige Abschnitte sind mit Bauzäunen abgesperrt, Arbeiter machen sich an der felsigen Küste zu schaffen. Auch das geht auf die Kappe der Hafenverwaltung Ports IB, die der balearischen Landesregierung unterstellt ist. „Das Rathaus von Capdepera kümmert sich um die Optik, wir um die Struktur“, so Direktorin Cristina Barahona im Gespräch mit der MZ. Vier Monate sollen die Arbeiten am Paseo Marítimo dauern, pünktlich zum Saisonstart um Ostern werde dann alles fertig sein.

Im Hafen dagegen werde es nicht so schnell gehen, weiß Barahona schon jetzt. Denn hier muss vor allem auch die große Kaimauer stabilisiert werden. Niemand im Ort hat die Bilder vergessen, die ein Sturm im Januar 2017 zur Folge hatte. Wassermassen strömten durch ein metergroßes Loch, das das Unwetter in den schützenden Wall gerissen hatte. „Damals haben wir die Mauer nur notdürftig repariert, jetzt soll es umfassende Stabilisierungsarbeiten geben“, so Barahona. Zeit dafür ist es allemal: Die letzten Arbeiten an der Struktur der Kaimauer fanden in den 70er-Jahren statt. „Bisher wird der Damm auf der Meerseite durch rund 30 Tonnen schwere Betonblöcke verstärkt. Wir ersetzen sie dann durch etwa halb so schwere Bauteile, das ist eine nachhaltigere Lösung.“

Im Inneren des Hafenbeckens wiederum stehen Arbeiten zur Modernisierung und Umstrukturierung der Anlagen an. „Weder die Zahl der Liegeplätze wird erhöht noch die Zahl der gastronomischen Angebote“, so Barahona. Vielmehr soll der Bereich so umgestaltet werden, dass er von allen Beteiligten bestmöglich genutzt werden kann. Da sind die rund 50 Berufsfischer, die mit ihren großen Kuttern und zahlreichen kleineren Booten täglich vom Hafen aus ihrer Arbeit nachgehen – und nachmittags vor Ort ihren Fisch verkaufen oder für den Transport zum Großmarkt in Palma fertig machen sowie ihre Ausrüstung instand halten. Da sind – zumindest im Sommer – die zahlreichen Anbieter großer und kleiner Freizeitausfahrten, vom Partyboot über den Glasbodenkatamaran bis hin zu kleinen Motorbooten zum Privatcharter. Und da sind die Mitarbeiter der balearischen Hafenbehörde und die Beamten der Polizei, die Büroräume am Hafen nutzen. Nicht zu vergessen der Betreiber der Bootstankstelle und die privaten Bootsbesitzer, die für ihre Liegeplätze zahlen.

Einige Abschnitte der Meerespromenade in Cala Ratjada sind derzeit für Fußgänger gesperrt Sophie Mono

„Sie alle spielen eine wichtige Rolle im Hafen, und durch eine bessere Aufteilung der Infrastruktur werden sie sich künftig auch weniger in die Quere kommen“, betont Barahona. Geplant ist, dass Freizeitanbieter näher am Hafeneingang angesiedelt werden, während die Berufsfischer am hinteren Teil entlang der Mole ihren eigenen Platz haben.

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„Nach den Feiertagen im neuen Jahr wird es losgehen, unklar ist noch, ob die Arbeiten im Sommer pausieren müssen. Da sind wir momentan im Gespräch mit den Verantwortlichen vor Ort“, so Barahona. „Schließlich sollen die Urlauber so wenig wie möglich gestört werden.“

Auch im Inneren des Urlaubsort wird derzeit kräftig umgebaut. Seit Ende Oktober wird eine der Hauptverkaufsstraßen, das Carrer de l'Agulla, komplett umgestaltet (Fotos dazu sehen Sie hier).