Ruhe, Struktur und Sicherheit – eigentlich soll all dies den Kindern und Jugendlichen vermittelt werden, die in einem der rund 30 Heime unterkommen, in denen auf Mallorca unter anderen nicht volljährige Migranten untergebracht werden. Es sind Minderjährige, die illegal aus dem Ausland auf die Insel gelangen, ohne Begleitung von Erwachsenen. Doch statt Ruhe ist derzeit Stress angesagt.

Es war Ende Oktober, als die Sozialbehörde des Inselrats (IMAS) bekannt gab, das lange Jahre betriebene Heim Norai in Palmas Viertel Son Roca aufzugeben. Immer wieder hatte es Beschwerden von Anwohnern gegeben: wegen Auseinandersetzungen mit den Jugendlichen, wegen angeblicher Ruhestörung, wegen Problemen des Zusammenlebens. Auch von Scharmützeln mit Roma in der Nachbarschaft wurde berichtet. Wohin die Inselratsbehörde die rund 20 schwer erziehbaren Kinder und Jugendlichen stattdessen bringen wollte, blieb zunächst geheim.

Bis Mitte vergangener Woche ein Anwohner von Santanyí die Ortspolizei verständigte. In einem benachbarten Wohnhaus hielten sich viele Menschen auf, man habe den Verdacht, es könnten Hausbesetzer sein. Die Polizisten fuhren hin – und standen einer Frau gegenüber, die angab, die Leiterin eines neuen Zentrum des Inselrats zu sein.

Niemand im Rathaus hat etwas davon gewusst, wir wurden in keiner Weise informiert“, protestierte am Tag darauf die Bürgermeisterin von Santanyí, Maria Pons (Volkspartei PP). Die Gemeinde und ihre Bürger hätten das Recht zu wissen, was in ihrem Ort passiere, so Pons, und gab ihre Wut telefonisch auch an IMAS-Leiterin Sofía Alonso weiter.

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Alonso nahm die Anschuldigungen zunächst gelassen. Das IMAS informiere die Gemeinden prinzipiell nicht, wenn eine neue Einrichtung für Minderjährige eröffnet werde. Im Vordergrund stünden Schutz und Privatsphäre der Hilfsbedürftigen. Dass Maria Pons diese Erklärung nicht akzeptierte, zeigte sich am Freitag (3.12.). Die PP-Politikerin erstattete Anzeige gegen den links regierten Inselrat und forderte eine Schließung des neuen Heims in Santanyí. Begründung: Die Einrichtung befinde sich in einem Wohnhaus auf ländlichem Grund (suelo rústico). „Die Gebäude dürfen allein für Wohnzwecke genutzt werden“, argumentiert Pons.

Maria Pons ist wohl auch deshalb so erzürnt über das IMAS, weil man im Rathaus nur über die Guardia Civil davon erfuhr, dass einer der Jugendlichen aus der Einrichtung zwischenzeitlich geflohen war. Auch hier habe die Sozialbehörde des Inselrats nicht den Kontakt zur Gemeinde gesucht. Der Minderjährige wurde später in Palma aufgegriffen. Ob und wohin die Schutzbefohlenen nun wieder umziehen müssen, ist noch unklar.