Nach einem Familiendrama auf Formentera, bei dem ein 83-jähriger Deutscher auf seine Schwiegertochter und seinen Enkel schoss, bevor er sich selbst richtete, werden immer mehr Details bekannt. Der Sohn des Schützen sprach mit der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Ibiza". Demnach sei der Angreifer Horst B. schon kurz vor Weihnachten gegen seine Frau Maria gewalttätig geworden: "Am 23. Dezember griff er sie mit einer Axt an und schlug die Scheiben ihres Autos ein. Maria rannte aus dem Haus und versteckte sich im Wald".

Horst B. hatte laut dem Bericht die Frau am Donnerstagmorgen (20.1.) vor ihrem Haus mit einer Pistole bedroht, als sie ihren elfjährigen Sohn mit dem Auto zur Schule bringen wollte. "Meine Frau Maria flehte ihn an, sie nicht vor den Augen unseres Sohnes zu töten."

Enkel versuchte, den Großvater zu beruhigen

Der ältere Sohn, der sich im Haus befand, bekam dies mit und stürzte heraus, um seinen Großvater zur Vernunft zu bringen. "Er versuchte, mit ihm zu reden. Aber dann hob mein Vater erneut die Waffe in Richtung Maria, um sie zu erschießen." Daraufhin stürzte sich der 22-Jährige auf den Angreifer und versetzte ihm einen Stoß. "Mein Vater fiel zu Boden und von dort schoss er meinem Sohn zweimal in die Beine." Der junge Mann wurde dabei schwer verletzt und später per Helikopter ins Krankenhaus nach Ibiza gebracht, wo er notoperiert wurde.

Daraufhin flüchtete die Frau. Der Angreifer nahm die Verfolgung auf. Die Frau erlitt einen Streifschuss am Arm. In der Zwischenzeit rief der jüngere, elfjährige Sohn aus dem Auto seinen Vater an: "Ich war zu dem Zeitpunkt bei der Arbeit in der Nähe und bin sofort nach Hause. Ich rief die 112 an, und als ich nach Hause kam, waren Maria und die Kinder bereits bei einem Nachbarn untergekommen. "Dann hörte ich einen Schuss, da muss wohl mein Vater Selbstmord begangen haben".

Betrug in Deutschland und Spanien

Auf die Frage, was den 83-Jährigen zu einer solchen Tat veranlasst haben könnte, verweist der Sohn gegenüber dem "Diario de Ibiza" auf eine Reihe von Gerichtsverfahren: "Mein Vater und ich waren acht Jahre lang vor Gericht, weil er mit den Vollmachten von meiner Frau und mir im Fall von Grundstücken in Deutschland und Spanien Betrug begangen hatte. Am Ende haben wir alle Prozesse gewonnen, und er hatte nichts, gar nichts mehr. Und dann suchte er nach einem Schuldigen. Das war für ihn meine Frau".

B. beschreibt seinen Vater, der weder einen Waffenschein besaß noch die Pistole registriert hatte, als teilweise herzlichen und umgänglichen Menschen: "Er hatte Freunde, die er betrogen und bestohlen hat, aber auch andere, mit denen er ein gutes Verhältnis pflegte. Ich habe aber begriffen, dass er ein Betrüger ist, auch wenn es mir als Sohn schwer fällt, das einzuräumen."

Auf Formentera löste der Vorfall großes Bestürzen auf. Die Familie ist auf der Insel bekannt und beliebt. Die Frau ist Presseangaben zufolge in der Politik und beim Fußballclub CD Formentera aktiv. /pss