Es ist alles so lange her, dass Julen Adrián sich nicht auf Anhieb daran erinnern kann, in welchem Jahr er seinen Feldzug gegen den Campingplatz begann. Es war 1999, vor mehr als 20 Jahren. Und erst seit der vergangenen Woche ist dank des entscheidenden Gerichtsurteils nun für ihn klar, dass sich sein Kampf gelohnt hat. Der Oberste Gerichtshof der Balearen hat den letzten Einspruch der Besitzer abgewiesen. Heißt: Die Bungalowsiedlung San Pedro in der Colònia de Sant Pere (Gemeinde Artà) wird abgerissen. Julen Adrián und seine Mitstreiter haben gewonnen.

Die 88 Bungalows waren 1998 illegal gebaut worden. Nachdem das Rathaus von Artà jahrelang nicht auf die Beschwerden von Adrián reagierte, verklagten die Umweltschützer der Gruppe „Iniciativa Els Verds“ 2002 die Besitzer vor dem Inselrat. In den 20 Jahren seit der ersten Klage hat sich viel verändert. Aus der „Iniciativa Els Verds“ ist die „Alternativa per Artà“ geworden, die Bungalowsiedlung ist schon seit 2003 geschlossen.

Die Bungalows stehen aber weiterhin dort. Dass die Entscheidung so viele Jahre auf sich warten ließ, ist schwer nachzuvollziehen. Von vornherein war klar, dass die Bungalows illegal waren. Auf dem geschützten Gelände dürfen höchstens acht Prozent der Fläche bebaut werden. Im Fall von San Pedro wurde diese Fläche um 90 Prozent überschritten.

Campingplatz Colònia de Sant Pere: Behörden erlaubten die Bungalow-Siedlung anfangs

Und trotzdem hatten die Umweltschützer anfangs das Gefühl, an allen Fronten kämpfen zu müssen. Adrián erzählt, dass sich Politiker und Einwohner der Colònia de Sant Pere für den Campingplatz einsetzten. Die Urlauber waren eine willkommene Einkommensquelle für Restaurants und Geschäfte. Die Menschen hatten Angst um ihre Jobs und sammelten sogar Unterschriften für den Erhalt der Siedlung.

Trotzdem: Mallorcas Inselrat verhängte 2004 eine Strafe von 938.000 Euro gegen die Betreiber. Weil diese aber beweisen konnten, dass die Gemeinde Artà und das balearische Tourismusministerium ihnen anfangs versichert hatten, dass sie keine Genehmigung für die Bungalows brauchten, verringerte sich die Strafe auf 17.000 Euro. Wegen der falschen Behördenangaben pochten die Besitzer später auf 3,3 Millionen Euro Entschädigung von der Landesregierung – allerdings erfolglos. 2012 kam der endgültige Beschluss des Inselrats zum Abriss der kleinen Apartments.

Die Naturschützer der Gruppe Alternativa per Artá feiern ihren Sieg. Die Bungalowsiedlung "San Pedro" werden abgerissen. Alternativa per Artá

Abriss innerhalb von zwei Monaten

Die Besitzer wehrten sich dagegen mit allen juristischen Mitteln, doch vergebens. Innerhalb der kommenden zwei Monate müssen sie die Siedlung dem Erdboden gleichmachen. Julen Adrián befürchtet aber, dass nicht viel passieren wird. „So etwas kostet einen Haufen Geld“, sagt er. Sollten die Besitzer nicht aktiv werden, müsste der Inselrat selbst den Abriss der Bungalows in Auftrag geben.

Auch wenn die kleinen Häuschen immer noch da sind, freuen sich die Umweltschützer, dass ihr jahrelanger Kampf Erfolg hatte. „Aus dem Campingplatz wurde eine Bungalowsiedlung. Als Nächstes wäre daraus dann ein Hotel geworden, wenn wir nichts gemacht hätten“, mutmaßt Adrián. Ähnliche Fälle habe es bereits gegeben.

Unbewohnte Ecke schützen

Indes kämpfen Anwohner und Umweltschützer an anderer Stelle weiter. Auf der Finca Es Canons zwischen Colònia de Sant Pere und der Siedlung Betlem plant die Balearen-Regierung auf einem rund 13.400 Quadratmeter großen Terrain mitten im Naturschutzgebiet einen Campingplatz. Bis zu 250 Camper sollten laut dem ursprünglichen Plan hier täglich aufschlagen. Die Pläne liegen nach Beschwerden der Anwohner und Naturschützer auf Eis, sind aber noch nicht vergessen.

„Gerade diese Ecke, die relativ unbewohnt ist, gilt es doch zu schützen“, sagt eine Anwohnerin der MZ. „Das ist ein Naturschutzgebiet, hier gehört kein Campingwagen hin.“ Auch „Alternativa per Artà“ macht dagegen mobil. Die Masse der Urlauber sei das Problem. „Natürlich dürfen Menschen das Naturschutzgebiet nutzen“, sagt Adrián. „Aber wir können doch nicht alle auf einmal einladen.“