Die Nationalpolizei hat am Dienstag (15.2.) auf Mallorca eine Großrazzia gegen ein europaweites Drogenhändlernetzwerk durchgeführt, an dem unter anderem auch Deutsche beteiligt waren. Die Beamten durchsuchten mehrere Lokale und Büros in Palma de Mallorca, vor allem im Gewerbegebiet Can Valero, im Lonja-Viertel und am Paseo Marítimo. Auch in verschiedenen Gemeinden der Insel wie etwa in Calvià gab es Durchsuchungen.

Bei der Operation, an der auch Beamte der Guardia Civil und von Europol beteiligt waren, wurden auf Mallorca acht Personen verhaftet. Unter anderem soll der Betreiber eines bekannten Restaurants und Hotels in Palma festgenommen worden sein. In Belgien, wo zeitgleich die Razzia durchgeführt wurde, wurden 30 Personen verhaftet. Die Ermittler schlugen daneben auch in in Kroatien, Deutschland, Italien und den Niederlanden zu. Rund 80 Gebäude wurden von 600 Beamten durchsucht.

Kokain aus Lateinamerika nach Europa gebracht

Zu den insgesamt 45 Festgenommenen gehören nach Angaben von Europol auch solche Verdächtige, nach denen bereits in mehreren Ländern gefahndet wurde. Die Verdächtigen arbeiteten nach Angaben von Europol für ein albanisch sprechendes Netzwerk, das Kokain aus Lateinamerika nach Europa schleuste und dann wie ein Großhandel weiter verbreitete. Transportmittel waren Flugzeuge, Schiffe, Autos und Lastwagen. «Große Mengen Kokain, die in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Durchsuchungen europaweit beschlagnahmt wurden, können mit diesen Verdächtigen verknüpft werden», teilte Europol mit.

Angefangen hatten die Ermittlungen bereits 2018 in Spanien - nachdem ein führendes Bandenmitglied festgenommen worden war. Daraufhin war auch eine Spezialeinheit bei der Europol-Zentrale in Den Haag gebildet worden. Knapp zwei Jahre später gelang der Polizei in Belgien ein großer Drogenfund.

Chat-Nachrichten von Kriminellen mitgelesen

Der Durchbruch kam aber erst mit der Entschlüsselung des Kommunikations-Dienstes Sky ECC. Anfang 2021 war es Ermittlern in Belgien und den Niederlanden gelungen, den Dienst zu hacken, der Millionen Chat-Berichte weltweit verschlüsselt hatte. Monatelang lasen die Beamten unentdeckt die Berichte von Kriminellen. Das führte bereits zu mehreren spektakulären Erfolgen der Polizei.

Das Kokain-Netzwerk hatte nach Erkenntnissen von Europol in mehreren EU-Ländern mit Hilfe von Strohmännern Unternehmen gegründet, um die Profite zu waschen. Die Bandenmitglieder reisten auch regelmäßig nach Dubai, Mexiko und Kolumbien, um ihre Geschäfte zu arrangieren.

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Für die belgische Staatsanwaltschaft zeigt der Fall "neue Formen krimineller Organisationen". Die Basis sind danach nicht länger nur Familien oder Clans. Sondern es seien Gemeinschaftsunternehmen, die nach dem Vorbild klassischer Handelsgesellschaften gebildet werden. /pss/dpa