In Palma de Mallorca muss sich dieser Tage ein bekannter Musiker vor Gericht verantworten. Dem Saxofonisten Rodrigo Pérez Vila wird vorgeworfen, 600.000 Euro an Fördergeldern veruntreut zu haben. Der Dozent am Konservatorium soll von 2013 bis 2020 insgesamt 613 Rechnungen gefälscht haben, um sich an den Zuschüssen zu bereichern. Am ersten Verhandlungstag, Montag (21.2.), widerrief der Musiker ein anfängliches Geständnis.

Der bekannte Musiker hat sich als Gründer des Mallorca Saxophone Festivals einen Namen gemacht. Zudem leitete er den balearischen Saxofon-Verband und die Psaiko Quartet Corporation, eine Band, die er mit seinen talentiertesten Schülern hat.

Auf den Namen von Kollegen und Schülern

Ihm wird vorgeworfen, für Reisen und Lehrgänge, die niemals stattgefunden haben, Fördergelder beantragt und bewilligt bekommen zu haben. Um die Ausgaben zu rechtfertigen, soll er die Rechnungen gefälscht haben. Für die Masche habe er auch ohne deren Wissen die Namen von Kollegen und Schülern benutzt.

Mitarbeitern der Behörden waren die Unregelmäßigkeiten bei der Prüfung der Reiseabrechnungen - meist ging es ins Ausland - aufgefallen. An Universitäten in Japan und New York, wo Pérez Vila angeblich bei Festivals mitgewirkt hatte, kannte beispielsweise niemand den Namen des Musikers. Das Konservatorium hatte ihn bereits vor einem Jahr nach Bekanntwerden der Vorwürfe entlassen. Der Saxofonist war aus der Öffentlichkeit verschwunden, stellte sich aber im März 2021 der Polizei.

Einfach nur chaotisch?

Damals gestand er den Betrug und zeigte sich auch bereit, das Geld zurückzuerstatten. Nun klingt seine Aussage anders. Die 84 Reisen und Lehrgänge, die finanziert wurden, habe es tatsächlich gegeben. Er habe über die Ausgaben aber nur sehr schludrig Buch geführt. Da ihm die Zeit fehlte, das Chaos zu ordnen, habe er Rechnungen gefälscht. Dies bereue er nun.

Im Detail hat die Balearen-Regierung 506.000 Euro aufgelistet, die die Kulturbehörde Institut d’Estudis Baleàrics an Pérez Vila bezahlt hatte. Die Staatsanwaltschaft senkte diese Summe auf 361.000 Euro. Vom Inselrat bekam der Musiker 100.000 Euro, weitere 24.000 Euro vom Rathaus Palma.

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Der Ausgang des Prozesses ist noch offen. Als Vorsichtsmaßnahme hat der Richter dem Angeklagten den Reisepass entzogen und ihm untersagt, Spanien zu verlassen. /rp