Die Menschen auf Mallorca wollen der Ukraine und der ukrainischen Bevölkerung helfen: Das wird nirgends so deutlich wie rund um die Kirche der ukrainischen Gemeinde an der Playa de Palma. Im Carrer Bartomeu Xamena, 26 trudeln morgens die Autos ein, die mit Kisten voller Lebensmittel, Kleidung und Medikamente beladen sind. Kristina Reznik, eine der Freiwilligen der ukrainischen Familienvereinigung auf der Insel, koordiniert die Logistik dieser Hilfe und die Ein- und Ausgänge der Kirche. Sie verließ 2018 ihre Heimatstadt Melitopol, "weil der Druck aus Russland schon da war und sie dort eine Militärbasis errichten wollten. Die Sirenen heulten ständig. Ich habe um Asyl gebeten und man hat es mir gewährt", erzählt sie dem "Diario de Mallorca".

Am Samstagmorgen (5.3.) sollte ein mit Hilfsgütern beladener Anhänger Mallorca über den Hafen in Richtung Barcelona verlassen kann, um etwa 36 Stunden später die polnisch-ukrainische Grenze zu erreichen. "Seit dem letzten Sonntag, an dem wir mit der Hilfsaktion begonnen haben, konnten wir bereits vier gut beladene Transporter an ihren Bestimmungsort schicken", erklärt sie.

Drohnen, alte Handys und Adrenalin werden benötigt

Reznik, die wie die übrigen Mitglieder der Vereinigung in Kontakt mit ihren ukrainischen Landsleuten steht, sucht verzweifelt nach einer Reihe von Gegenständen, um die sie von denjenigen, die im Kampf gegen Putins Offensive zurückgeblieben sind, in den vergangenen drei Tagen gebeten wurde. "Es ist sehr dringend. Sie bitten uns um Drohnen mit Kameras, weil sie nicht wissen, ob russische Kommandotruppen vor der Tür stehen, wenn sie sich bewegen. Viele verlieren auf diese Weise ihr Leben, weil sie nicht sehen können, was draußen los ist", sagt sie. "Sie bitten uns auch um Adrenalin zur Selbstinjektion, da die Detonationen einen Herzstillstand auslösen können. In meiner Heimatstadt starb ein sechsjähriges Mädchen, das mit ihren Eltern im Auto saß, nachdem ihr Herz nach einer Explosion stehen geblieben war."

Alte Mobiltelefone und Smartphones ohne Touch-Funktion sind ebenfalls begehrt, "weil sie nicht zurückverfolgt werden können und die Russen nicht in der Lage sind, sie zu lokalisieren", sagt Reznik. "Sie brauchen auch Ladegeräte für Mobiltelefone und vor allem Powerbanks, tragbare externe Akkus für Telefone. Auch Insulin ist in der Ukraine derzeit ein kostbares Gut. Die Diabetiker sind nicht in der Lage, sich selbst zu behandeln."

Neugeborene in der U-Bahn-Station in Kiew werden mit Feuchttüchern gebadet

An der Kirchentür öffnet eine Gruppe von Frauen die Kleidersäcke, um das auszuwählen und in Kisten zu packen, was in diesen kalten Wintertagen in der Ukraine wirklich gebraucht wird: warme Kleidung, Stiefel, Decken. Wenn die Kisten fertig sind, werden sie zu einem weißen Lieferwagen gebracht, wo sie sortiert werden. Die Firma Meckel mit Sitz im Industriegebiet von Llucmajor übernimmt den Transport zur polnischen Grenze. "Zwei polnische Fahrer fahren den Anhänger dann zur Grenze", sagen zwei Freiwillige.

Unter den zu versendenden Kisten mit Medikamenten befinden sich Antiseptika, Schmerzmittel, Entzündungshemmer, Antibiotika.... "Sie bitten uns auch um Windeln und Feuchttücher für Babys. In Kiew bringen schwangere Frauen, die sich wegen der Bomben in der U-Bahn versteckt halten, ihre Kinder dort zur Welt, und das erste Bad, das ihre Babys bekommen, ist mit diesen Tüchern", erklärt Kristina Reznik. "Milchpulver, Fläschchen und Schnuller sind ebenfalls willkommen, ebenso Damenbinden und Tampons sowie zwei Medikamente, die nicht leicht zu finden, aber für die Verwundeten notwendig sind: Venenstauer und elastische Kompressen", sagt sie. 

In der Kirche gibt es nicht nur ukrainische Freiwillige, sondern auch Spanier und Deutsche. "Die Menschen kommen aus aller Herren Länder", erzählt Reznik. "Wir sind jeden Tag von 9 bis 22 Uhr hier, auch sonntags." Auch das Auswanderer-Paar Caro und Andreas Robens wollte sich nützlich machen und packte mit an. Die beiden Betreiber des "Iron Gym" halfen beim Verladen der Kisten in die Transporter mit und sammeln auch in ihrem Fitnessstudio Spenden für die Ukraine.

Auch diese Organisationen sammeln Spenden

Die Kirche der ukrainischen Gemeinde ist auf Mallorca nicht der einzige Ort, der Spenden für die Ukraine sammelt. Auch die private Hochschule CESAG im Carrer Costa de Saragossa, 16 in Palma bittet unter dem Motto "Eine Tonne für die Ukraine" noch bis zum 18. März um Lebensmittel, vor allem in Dosen und Konserven, um Hygieneprodukte und Medikamente sowie Winterkleidung. Die Spenden können an der Rezeption der Hochschule im Stadtteil La Vileta abgegeben werden. Geöffnet ist täglich von 8 bis 22 Uhr.

Auch die Organisation "Un somriure per Txernòbil" (Ein Lächeln für Tschernobyl) sammelt an verschiedenen Punkten über die gesamte Insel verteilt Lebensmittel, Hygieneprodukte und Kleidung. Eine Übersicht über die Abgabestellen auf Mallorca gibt es auf der Facebook-Seite der Initiative.

"SOS Mamás" mit Sitz in Palma bittet ebenfalls um Hilfe und sammelt ausschließlich Medikamente, wie Antibiotika, Entzündungshemmer, Schmerzmittel, aber auch Verbandszeug sowie Lebensmittel in gut transportierbaren Behältnissen. Kleidung werde derzeit nicht mehr angenommen, heißt es auf der Facebook-Seite der Organisation, auf der auch die Abgabestellen für die Spenden aufgeführt sind.

Medikamente nimmt die Hilfsorganisation Hope Mallorca in Santanyí an. Gebraucht werden auch hier vor allem Schmerzmittel, Antibiotika, Kompressen, Verbandszeug und ähnliches. Abgeben kann man die Spenden im Carrer Sebastiana Clar, 3 in Santanyí.