Wenn Ostern vor der Tür steht, dann beginnt in Cala Ratjada im Nordosten von Mallorca die Urlaubersaison. Und eigentlich – so ein allgemeines Verständnis – sollte dann alles für die Besucher vorbereitet sein. In diesem Jahr ist das Gegenteil der Fall. Die Meerespromenade gleicht noch immer einer Großbaustelle, gemütliches Schlendern in erster Linie ist seit Monaten unmöglich.

Dabei hatte das zuständige Rathaus von Capdepera eigentlich angekündigt, die Renovierungsarbeiten des Paseo Marítimo bis zum 22. März abschließen zu wollen. Doch der Stichtag verstrich ereignislos, und aktuell wagt die Gemeindeverwaltung auch nicht offiziell einen neuen auszurufen – schließlich will man die Bürger nicht wieder enttäuschen.

Zugang zur Promenade versperrt

Dass der Unmut über den anhaltenden Baulärm, vor allem aber über die Sperrung der beliebten Flaniermeile steigt, ist unverkennbar. Bei einem MZ-Besuch am Montagvormittag (28.3.) äußerten sich zahlreiche Besucher enttäuscht darüber, dass ihnen ab dem Grillrestaurant El Gaucho der Zugang zur Promenade durch Bauzäune versperrt bleibt. Nur der Abschnitt vom Hafen bis zum Restaurant La Luna ist passierbar, ab dem Spielplatz am Carrer Castellet ist bis zum Son-Moll-Strand alles dicht. Nur wenige Gastronomen, darunter die Betreiber des Café del Mar und des Café Noah's, trotzen den Arbeiten und lassen ihre Kunden durch Hintereingänge ein.

An einigen Abschnitten ist immerhin die neue Pflasterung fertig Sophie Mono

"Ich bin wegen Corona seit zweieinhalb Jahren nicht hier gewesen und hatte mich so gefreut, endlich mal wieder am Meer einen café con leche trinken zu können", sagt Anne Halberstedt aus Berlin. Ihr Begleiter Bernd nickt. "Natürlich können wir uns auch am Hafen niederlassen, aber für uns gehörte es immer zum Urlaubsbeginn dazu, erst einmal die ganze Promenade abzulaufen. Das war wie ein Ritual, um richtig im Urlaub anzukommen."

"Wir hatten von den Arbeiten gehört, aber gehofft, dass sie nun vorbei sind", sagt auch Claudia Schmidt aus NRW, die mit Mann und Kindern angereist ist. "Immerhin ist der Spielplatz geöffnet. Und der Ausblick aufs Meer ist ja trotzdem schön", so die Urlauberin. "Ich nehme es gelassen."

Außenterrassen können nicht aufgebaut werden

Das dürfte den meisten Gastronomen, die rund um den Paseo Marítimo ihre Betriebe haben, schwerer fallen. Viele von ihnen eröffnen die Saison in normalen Jahren bereits im März. Spätestens zu Ostern sind eigentlich alle Restaurants, Bars und Cafés in erster Linie geöffnet. Ob das dieses Jahr auch so sein wird ist fraglich. Nicht nur, dass die Zugänge durch die Arbeiten erschwert sind und der Baulärm so manchen Kunden abschrecken dürfte - vor allem können die beliebten Außenterrassen derzeit unmöglich aufgebaut werden, solange Bagger und Lastwagen noch an der Promenade werkeln und auch der Bodenbelag noch nicht gelegt ist. Gegenüber den Gastronomen hat die Gemeindeverwaltung angedeutet, dass rund um den 15. April (also Karfreitag) alles fertig sein könnte - ungefähr.

"Wir wollen am 9. April aufsperren. Mal sehen", so Andreas Schweighofer vom Restaurant Mama Pizza, das unmittelbar von den Arbeiten betroffen ist. Auch hier könnten die Gäste zur Not über den Seiteneingang eingelassen werden. "Wir hoffen, dass bis Ostern alles fertig ist, aber es ist unsicher", so Frank Scheltzke vom Café Noah's, der in regem Austausch mit dem Rathaus steht. Grundsätzlich steht er dem Projekt wohlwollend gegenüber. Eine Erneuerung des Paseo Marítimo sei schon lange notwendig gewesen, vor allem die Instandhaltungsarbeiten, die die zentralspanische Küstenbehörde beauftragt hat. Aber auch die Verschönerungs- und Umgestaltungsmaßnahmen, die parallel vom Rathaus angeleitet werden, hätten ihre Berechtigung - obwohl die Außenterrassen bald nicht mehr direkt am Meer liegen werden, sondern an die Lokale anschließen, da der Spazierweg künftig am Wasser entlang verläuft.

Das könnte Sie interessieren:

Noch herrschen Bagger und Lastwagen an der Promenade vor Sophie Mono

Im angrenzenden Café del Mar passt man sich am Montagvormittag dem Baustellen-Feeling an. Hier lässt der Betreiber kurzum das Holzdeck erneuern, während die wenigen Kunden in einem anderen Teil des Außenbereichs platziert werden. Man müsse eben das Beste aus der Situation machen, so ein Mitarbeiter achselzuckend. Und noch hätten die Osterferien ja nicht begonnen. "Bleiben wir optimistisch, etwas anderes bleibt uns nicht übrig."