Knapp zehn Jahre nach dem Tod des senegalesischen Migranten Alpha Pam an Tuberkulose stehen eine Ärztin und ein Krankenpfleger seit Mittwoch (30.3.) in Palma de Mallorca vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, den 28-Jährigen im Krankenhaus von Inca nicht angemessen behandelt zu haben.

Der Fall hatte 2013 großes Aufstehen erregt. Ein Gesetz verpflichtete damals irreguläre Migranten, bei der Behandlung im öffentlichen Gesundheitssystem eine Zuzahlung zu leisten. Zudem erhielten sie keine Gesundheitskarte. Die Angeklagten stehen im Verdacht, dem jungen Mann damals aufgrund seines Aufenthaltstatus die Behandlung verweigert zu haben.

Nichts von der Tuberkulose-Erkrankung gewusst

Vor Gericht wiesen die Ärztin und der Krankenpfleger die Vorwürfe von sich. Sie hätten nichts von der Tuberkulose-Erkrankung gewusst. Zudem hätten sie keinen Zugang zu den Unterlagen einer ersten Behandlung im Vormonat gehabt. Dabei soll der junge Mann eine Überweisung für eine Rötgenaufnahme bekommen haben, um den Krankheitsverdacht zu bestätigen.

Als der Senegalese das Krankenhaus betrat, hätte er zudem nur leichte Symptome gehabt. Der Arzt hatte ihm deshalb Antibiotika und andere Medikamente verschrieben und ihn aufgefordert, sich innerhalb von zwei Tagen an den Hausarzt zu wenden, wenn es ihm nicht besser ging. "Die Behandlung, die er erhielt, war sehr angemessen", sagte der Krankenpfleger vor Gericht aus.

Familie fordert Haftstrafe und Schadenersatz

Die Familie des Verstorbenen wirft den Angeklagten Totschlag durch grobe berufliche Fahrlässigkeit vor. Sie fordern eine einjährige Haftstrafe sowie 150.000 Euro Schadenersatz. Die Staatsanwaltschaft widerspricht. Es gebe keine Beweise für ein Verbrechen. Sie fordert deshalb einen Freispruch.

Der Fall hatte damals politische Debatten ausgelöst. Die Opposition forderte den Rücktritt vom balearischen Gesundheitsministers Martí Sansaloni (PP). Diesee verwies damals darauf, dass auf den Balearen auch Menschen ohne rechtmäßige Aufenthaltsgenehmigung eine kostenlose Behandlung gewährleistet wurde vor allem wenn es sich um Notfälle oder ansteckende Krankheiten handle. Der Fall des Senegalesen sei eine Ausnahme gewesen. /ht/pss