Direkt am Strand, praktisch mit den Füßen im Sand, nicht zu schick, dafür umso romantischer - die Strandlokale im kleinen Dünenort Es Capellans an der Playa de Muro im Norden von Mallorca gehören definitiv zu den stimmungsvollsten der Insel. Besucherandrang war hier garantiert. Doch zwei Wochen vor dem Saisonstart zu Ostern macht die zentralspanische Küstenbehörde den Betreibern einen Strich durch die Rechnung. Sowohl das "Can Gavella", als auch das "Ponderosa Beach" und das "Olimpia Opa & Oma" haben bisher keine aktualisierte Erlaubnis erhalten, die Strandterrassen zu bewirten. Ohne diese Genehmigung dürfen nur noch in den Innenräumen Stühle und Tische aufgebaut werden.

"Damit zerstören sie 90 Arbeitsplätze auf einen Schlag", beschweren sich die Inhaber Jaume Perelló (Can Gavella), Carlos Ramis (Ponderosa Beach) und Francis Lora (Olimpia Opa & Oma) unisono. Jedes der Restaurants beschäftige in der Saison rund 20 festangestellte Kräfte, im Hochsommer arbeiten sogar 30 Angestellte in jedem der Lokale. "Jetzt sind uns die Hände gebunden. Die Terrasse nicht öffnen zu dürfen, bedeutet, diesen 20 Mitarbeitern keine Arbeit geben zu können."

Mögliche Abfindungskosten von über 80.000 Euro

Spätestens bis zum 21. Mai müssen sie laut Arbeitsverträgen die temporär Festangestellten aus der Winterpause zurückholen. Andernfalls müssen die Mitarbeiter entlassen werden. "Das bedeutet für mich Abfindungskosten von rund 82.000 Euro. Und dabei will ich gar niemanden entlassen. Einige der Kollegen arbeiten seit 20 Jahren bei uns, das Can Gavella ist ein Familienbetrieb, ich bin die dritte Generation", so Jaume Perelló. Tatsächlich bestehen alle drei Restaurants bereits seit den 60er-Jahren. Neben zahlreichen Urlaubern schätzen auch viele Einheimische aus der Gegend die Lokale.

Die Verantwortlichen der Delegation der Zentralregierung auf den Balearen wiegelten auf Anfrage von MZ-Schwesterzeitung ab. Noch sei nichts sicher, das Thema werde derzeit von der Leitung der Küstenbehörde in Madrid behandelt. Wie die Wirte berichten, müssen sie alle vier Jahre aufs Neue die Genehmigung zur Terrassennutzung bei der Küstenbehörde einholen. Normalerweise wurde diese problemlos ausgestellt, im vergangenen Jahr allerdings nicht. Die Behörde berief sich auf eine regionale Verordnung zur Restaurantdichte nahe der Küste im Jahr 2013. Demnach seien die drei Restaurants zu nah aneinander gebaut, als dass sie alle inklusive Außenbewirtung agieren dürften.

Unterstützung aus dem Rathaus

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"Vorher war das nie ein Problem", behaupten die Gastwirte. Sie legten Einspruch ein, doch seitens der Küstenbehörde hieß es, dass die Genehmigung zur Außenbewirtung erst dann erfolgen werde, wenn die Grenzmarkierung der einzelnen Lokale offiziell anerkannt ist. "Das kann aber Jahre dauern", erklärt Perelló. Im Oktober stellten die Gastronomen einen Antrag auf ein Eilverfahren. Ende März kam die unbefriedigende Antwort: Man werde bald auf den Einspruch reagieren, der im Oktober eingereicht worden war. Das heißt im Klartext: Bis auf weiteres darf nur in den Innenräumen serviert werden. "Aber das Schöne sind doch die Außenflächen", findet Perelló.

Im Rathaus von Muro können sie auf Unterstützung zählen. "Wir haben uns immer für die Lokale und Wohnhäuser in Es Capellans eingesetzt", sagt Bürgermeister Miquel Porquer. "Allerdings scheint es sehr schwierig, die Problematik noch in diesem Jahr zu klären." /somo